Die Spreu vom Weizen trennen Business Re-Engineering: Gute Berater erhoehen Erfolgschancen

01.07.1994

MUENCHEN (CW) - Ueber Erfolg und Fehlschlag von Business Re- Engineering-(BR)-Projekten entscheidet nicht zuletzt die Qualitaet des ausgewaehlten Beratungshauses. Einer Analyse der Gartner Group zufolge muessen Consultants vor allem drei Kriterien erfuellen, um als Partner in Frage zu kommen: nachgewiesene Kompetenz in der Geschaeftsprozessoptimierung, Organisationsfachwissen und IT-Know- how.

Die Berater, die sich heute als BR-Anbieter etablieren wollen oder sich bereits einen Namen gemacht haben, sind laut Gartner die gleichen wie im traditionellen Beratungsgeschaeft. Zumindest trifft das auf die Marktfuehrer Andersen Consulting, Ernst & Young und Computer Science Corp. zu. Sie hielten 1993 zusammen 50 Prozent des BR-Marktes, der nach Schaetzungen der Marktforscher ein Gesamtvolumen von 1,3 Milliarden Dollar aufwies.

Allerdings sei die Hoehe des realisierten Umsatzes allein fuer potentielle Kunden noch kein ausreichendes Auswahlkriterium. Das Beratungshaus sollte anhand von entsprechenden Referenzen in jedem Fall auf seine branchenspezifischen Kenntnisse und die Zahl und Art der bereits abgeschlossenen BR-Projekte ueberprueft werden. Nur so koennten sich Unternehmen, die sich zu einem tiefgreifenden Wandel entschlossen haben, ein Bild davon machen, wie umfassend - Einzelprozesse, Abteilungen, Toechterunternehmen oder ganze Konzerne - die bisherigen Projekte des Anbieters waren, als wie innovativ die vorgeschlagenen Massnahmen einzuschaetzen sind und wie es um seine Faehigkeit bestellt ist, Modelle der Geschaeftsprozesse zu erstellen und zu simulieren.

Das organisatorische Fachwissen bemessen die Auguren nach der Faehigkeit des Beraters, kulturelle Veraenderungen im Unternehmen zu bewerkstelligen, und die richtigen Projektteams zusammenzustellen sowie nach den eingesetzten Lern- und Trainingsmethoden. Darueber hinaus zeichne sich ein guter BR-Berater durch "work force change management" aus, also dadurch, wie er Jobs und Arbeitsinhalte von Angestellten und Managern den Prozessen gemaess veraendert und diesen Vorgang organisiert, ohne dass sich Mitarbeiter ueberfordert fuehlen oder organisatorisches Chaos entsteht.

Wie BR-Guru Michael Hammer halten die Gartner-Group-Analysten die Informationstechnologie fuer ein wichtiges Element bei der Einrichtung neuer Geschaeftsprozesse. Ein Consultant sollte demnach neben Erfahrungen im Aufbau von IT-Infrastrukturen in den Bereichen Daten-, Applikations- und Netzwerkintegration ueber genuegend Know-how verfuegen.

Der Berater muss ausserdem eine formale Methode formuliert haben, mit der er an BR-Projekte herangeht. Das und die Faehigkeit, diese Verfahren an die Beduerfnisse seiner Klienten anzupassen, bezeichnet die Gartner Group als "imperatives" Kriterium.

Ein Consultant, der ueber alle drei Kernkompetenzen gleichermassen verfuege, sei sicher als gut zu bewerten, erklaeren die Analysten. Allerdings seien die meisten Berater in den Sektoren stark, in denen sie traditionell am meisten engagiert sind. Deshalb sei es bei BR-Initiativen durchaus ueblich, Teilprojekte zu vergeben, je nachdem, in welchem Sektor welcher Berater das groesste Know-how aufweise.

Gartner rechnet in den kommenden Jahren mit einem starken Wachstum des BR-Beratungsmarktes. So sollen in diesem Geschaeft 1998 bereits 3,4 Milliarden Dollar umgesetzt werden. Heute liefen die meisten Projekte noch in den USA, doch schon innerhalb des naechsten Jahres duerften die BR-Aktivitaeten in Europa zunehmen. Selbst in Asien, wo Business Re-Engineering noch weitgehend mit Downsizing gleichgesetzt werde, freundeten sich immer mehr Unternehmen mit dem Konzept an.