Prozess-Manager

Die Spinne im Netz

21.07.2009
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
Sie müssen die Geschäftsprozesse gut beherrschen, gesamtheitlich denken und fachlich überzeugend mit den Kollegen reden können. Immer mehr Unternehmen besetzen die Position des Process Manager.

Die Döhler-Gruppe, Produzent für Grundstoffe für die Getränkeindustrie, gehört zu den Unternehmen, die bereits seit Jahren das Berufsbild des Process Managers eingeführt haben. Zusammen mit den Kunden entwickelt das Unternehmen jedes Jahr eine erhebliche Zahl neuer Getränke. Die Daten dafür (30 Millionen) wurden in eine integrative Stoffdatenbank zusammengeführt. IT-Chef Werner Scherer war es wichtig, diese Datenbasis in die SAP-Module zu integrieren: "Um die großen IT-Aufgaben in den Griff zu bekommen, nehme ich die Fachabteilungen mit in die Verantwortung."

Da deren Leiter aber oft zeitlich überfordert sind, führte er gemeinsam mit dem Vorstand die Funktion des Process Managers ein, der weltweit einheitliche SAP-Verfahren schaffen soll. Nach Scherers Auffassung muss der Process Manager aus den eigenen Reihen kommen - im Idealfall sollte er bereits ein paar Jahre im Unternehmen tätig sein, die Abläufe gut kennen und fachlich mit den Kollegen diskutieren können. Vor allem aber müsse er über seine Fachkompetenz akzeptiert werden. "Es geht nicht um den Status beziehungsweise die hierarchische Stellung, sondern darum, dass der Process Manager mit jeder Abteilung im Detail diskutieren kann." Scherer weiß, dass die Anforderungen hoch sind. Neben Sozialkompetenz und fachlichem Wissen komme noch gesamtheitliches Denken und Durchsetzungsvermögen hinzu. Um anerkannt zu werden, sei diese Funktion hierarchisch weit oben anzusiedeln, lautet seine Empfehlung.

Zwischen allen Fronten

Bei der Döhler-Gruppe wurden vor sechs Jahren für die beiden Kernprozesse im Unternehmen zwei Process Manager installiert. Scherer ist stolz, dass über diesen Weg die Abläufe enorm verbessert wurden: "Die IT liefert dem Process Manager die entsprechenden IT-Komponenten, die dieser wiederum in den gesamten Prozess integriert." Zwar könne das auch von der IT so erwartet werden, aber dann besteht nach seinen Erfahrungen die Gefahr, dass IT-Profis zu technikverliebt agieren. Der Process Manager sei sozusagen die Person zwischen allen Fronten. Sein Ziel ist die beharrliche und ständige Optimierung der Abläufe, die Überzeugungsarbeit in den Fachabteilungen und die richtige Auswahl der entsprechenden Bausteine in der IT.

Scherer: "Der Process Manager ist nicht verantwortlich für die bestehenden Abläufe im Tagesgeschäft, er gestaltet vielmehr neue beziehungsweise verbessert die vorhandenen kontinuierlich." Dass bei der Döhler-Group die Berufung zweier Process Manager erfolgreich verlief, beweist unter anderem, dass Scherer mittlerweile Ansprechpartner für eine ganze Reihe von CIOs in anderen Unternehmen ist, die sich für Process-Management-Verbesserungen interessieren.