CW-Kolumne

Die Softwarekunden zahlen drauf

12.08.2009

Erinnern Sie sich an das "Project Liberate"? Richtig, es geht um ein spektakuläres Angebot, das IBM im Februar dieses Jahres Microsoft-Kunden unterbreitete. Big Blue bot den Anwendern an, kostenlos ihre existierenden Lizenzverträge mit Microsoft zu prüfen und günstigere Konditionen für sie auszuhandeln.

Die Aktion fand ein großes Echo, weil der Leidensdruck der Anwender in Sachen Lizenz-Management generell immens ist. Beleg dafür mag eine Umfrage sein, die wir aktuell mit Ihnen, liebe Leser, vorgenommen haben (siehe Seite 18). Im Zeitalter von Virtualisierung und Open Source drückt der Schuh demnach mehr als je zuvor. Fast 80 Prozent der teilnehmenden 213 IT-Entscheider sagten, die Lizenzmetriken der Softwarehersteller seien nicht transparent. Und 57 Prozent meinen, das klassische Lizenz-Wartungs-Modell der Softwarehersteller habe keine Zukunft.

Sehr klar ist auch die Meinung darüber, wer seine Kunden in Sachen Lizenzen unfreundlich behandelt. Stolze 65 Prozent der Teilnehmer sagen, Microsoft mache es den Anwendern mit seinen komplizierten Lizenzmodellen besonders schwer. SAP, Oracle und IBM folgen mit Werten zwischen 17 und 25 Prozent.

Grundsätzlich passt den Herstellern die Verunsicherung der Kunden durchaus ins Kalkül. Während 19 Prozent unserer Umfrageteilnehmer glauben, eher unterlizenziert zu haben, fürchten 27 Prozent, zu viel zu bezahlen – keine schlechte Bilanz aus Sicht der Anbieter. Mit der Androhung von Audits sowie Denunziationsaufrufen seitens der Herstellerorganisation Business Software Alliance (BSA) wird die Mühle in Gang gehalten.

Am Ende könnte es aber sein, dass sich die Softwerker verkalkulieren. In Krisenzeiten reagieren die Kunden besonders empfindlich. Sie erwarten transparente Angebote und beschäftigen sich zunehmend mit Alternativen wie Open-Source-Produkten, Gebrauchtsoftware oder Pay-per-Use-Modellen, wie sie im Cloud-Computing-Umfeld üblich sind. Je reifer diese Angebote werden, desto stärker wird die Sogwirkung ausfallen.