"Die Softwareindustrie muss flexibler werden"

13.12.2005
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

… mit Hindernissen

Reger ist bewusst, dass die bisherigen Ansätze recht enge Grenzen haben. "Es gibt kein universelles virtualisierendes System." Bisher kann von einem umfassenden Server-Pool kaum die Rede sein; allenfalls lassen sich bestimmte Rechner als Gattung zusammenfassen. Reger möchte darüber hinausgehen: "Wir müssen über die Grenzen der Architekturen und über die Produktpaletten der Anbieter hinaus virtualisieren und provisionieren können." Letzten Endes werde sich nicht mehr sagen lassen, auf welcher Hardware eine Anwendung läuft. "Es wird keine Zuordnung mehr geben. Die Identität der Server geht verloren."

Doch bevor das Wirklichkeit werden kann, müssen die Softwareanbieter ihre an Hardware orientierten Lizenzmodelle der Virtualisierungszukunft anpassen. Reger: "Wir müssen der Softwareindustrie eine viel größere Flexibilität abverlangen." Doch viele Anbieter haben schon bei der Einführung von Dual-Core-Prozessoren die Hand aufgehalten. Bisher haben Miniaturisierung und höhere Taktfrequenzen ausgereicht, Moore’s Law, wonach sich die CPU-Leistung alle 18 Monate verdoppelt, zu bestätigen. Die Fortsetzung ist eine neue Prozessorarchitektur mit multiplen Rechenkernen.

An diesem Punkt kann Reger sich aufregen: "Es steht der Softwareindustrie einfach nicht zu, durch lizenzpolitische Entscheidungen Architekturen zu präferieren. Man braucht die Freiheit der architektonischen Innovation. Und die darf man nicht mit Lizenzgebühren bestrafen."

Die IT benötige neue Abrechnungsverfahren: "Faire Lizenzmodelle wären auf die Anwendungsleistung bezogen, also auf Anwendungsparameter und nicht auf Architekturmerkmale." Was die Parameter sein könnten, ist ihm jedoch nicht klar. Eine Orientierung an der Systemleistung, zum Beispiel nach MIPS, kann es nicht sein. Schließlich wird die Leistung auch von Server-externen Komponenten wie Netzen und Massenspeichern mitbestimmt. Eine Lösung zeichnet sich nicht ab, aber immerhin, so Reger, "diskutieren die Softwarehersteller neue Lizenzmodelle".

Leistungsgerechte Kosten?

Die Anwender werden ebenfalls eine neue Orientierung brauchen. Denn mit Multi-Core-Prozessoren und Virtualisierung sind sie ebenfalls auf neue Modelle angewiesen, um die bezogene IT-Leistung gerecht mit den Unternehmensabteilungen abrechnen zu können.