Die sieben Sünden der Joblosen

28.09.2005
Von Gerhard Winkler
Vor frommen Lügen, vagen Versprechungen oder Schuldzuweisungen warnt Gerhard Winkler. Der Bewerbungsexperte sagt, was man unbedingt vermeiden sollte.

Um es gleich vorwegzunehmen: Gründe für die schwierige Situation am Arbeitsmarkt gibt es viele. Doch ausführliche Analysen verschaffen arbeitslosen Menschen keine neue Stelle. Arbeiten schließt an sich selbst arbeiten ein. Und Arbeit suchen heißt, diese Eigenarbeit noch zu forcieren.

Hier lesen Sie ...

  • weshalb Eigeninitiative für Jobsuchende existenziell wichtig ist;

  • dass sich ein Bewerbungsschreiben mit Wut im Bauch keineswegs besser formulieren lässt;

  • warum Selbstmitleid schadet.

Todsünde: Zorn

Dass man keinen Job für Sie hat, ist nicht persönlich gemeint. Vielleicht ist die Massenarbeitslosigkeit ja vom System bedingt. Andererseits beschäftigen Sie sich in Ihrer Situation besser damit, sich einen Job zu suchen, als das System zu verwünschen. Auch auf die Vertreter in Management, Politik und Gewerkschaft zu schimpfen, hat etwas zutiefst Verlogenes. Wer von "denen dort oben" redet, siedelt sich selbst ganz unten an.

Bei aller höflichen Betroffenheit der Jobinhaber: Nichts trifft im Grunde auf tiefstes Unverständnis als der Zorn der Arbeitslosen, denn in diesen Tagen sind alle damit beschäftigt, zu überleben. Arbeiten Sie für sich, arbeiten Sie mit anderen unaufhörlich daran, dass Sie eine Beschäftigung finden. Lassen Sie nicht nach. Doch dafür brauchen Sie einen klaren, nicht durch Zorn oder Ressentiments getrübten Blick.

Todsünde: Trägheit

Sobald man arbeitslos wird, erlebt man, dass die Allgemeinheit anscheinend wenig von einem erwartet und sich noch weniger mit einem beschäftigen will. Das eigene Zeitbudget wächst ins Grenzenlose. Die Tage verrinnen einem zwischen den Fingern. Länger Arbeitslose erleben ihre Existenz als gedämpft. Sie lassen sich davon lähmen. Trägheit des Denkens: Darauf zu bauen, dass die starke Hand des Staats für einen die Existenzbewältigung übernimmt. Trägheit des Herzens: Keinen Mumm zu haben, sich und seine Umgebung zu verändern. Trägheit des Handelns: Nicht aus den Puschen kommen und ja nichts von sich aus tun.