Die SAP-Anleger sollten jetzt an Gewinnmitnahmen denken Von Arnd Wolpers*

18.02.1994

Die sehr gute Entwicklung in der zweiten Haelfte des Geschaeftsjahres 1993 hat den SAP-Aktienkurs in den vergangenen Wochen nachhaltig befluegelt. Lag die Stammaktie zum Jahreswechsel 1993/94 noch bei knapp 1800 Mark, schossen die Kurse nun zwischen Ende Januar und Anfang Februar in wenigen Tagen auf 2400 Mark. Im Zwoelfmonatsvergleich konnte sich der Titel seit dem drastischen Einbruch Anfang 1993 verdoppeln. Noch besser hat sich die Vorzugsaktie entwickelt. Diese war nach der Enttaeuschung ueber den Geschaeftsgang des Jahres 1992 auf 900 Mark abgerutscht, um jetzt in der Spitze auf 2100 Mark zu klettern.

Im vergangenen Geschaeftsjahr wurden 73 Mark je Aktie verdient (Vorjahr: 63 Mark). Die Umsatzmilliarde-wurde 1993 deutlich ueberschritten, und die Umsatzrendite vor Steuern hat sich auf 23,4 Prozent (Vorjahr: 20,8 Prozent) verbessert. Da die Steuerquote bei 43 Prozent liegt, wuchs der Konzernjahresueberschuss nur unterproportional um 15 Prozent auf 146,2 Millionen Mark.

Die Steuerquote soll bei den 1993 erreichten 43 Prozent verharren. In der Vergangenheit war es ueber die im schweizerischen Biel ansaessige SAP International AG gelungen, den Wert in der Naehe von 20 Prozent zu halten. Diese Einsparmoeglichkeiten sind ausgelaufen.

Die beiden wesentlichen Gruende fuer die gute Entwicklung des zweiten Halbjahres liegen laut SAP in der hohen Marktdurchdringung der Neuentwicklung R/3, von der bis zum Jahresende bereits 1012 Systeme installiert worden waren. Ausserdem sei es gelungen, im Schluesselmarkt Nordamerika bei Umsatzerloes und Rentabilitaet ueberproportional zu wachsen.

Auf den SAP-Kurszug jetzt noch aufzuspringen waere dennoch verkehrt. Bei einem Gewinn je Aktie von 73 Mark und einem Aktienkurs von 2100 Mark ist ein Kurs-Gewinn-Verhaeltnis von ueber 30 erreicht. In dieser Bewertung stecken Vorschusslorbeeren. Zur Erinnerung: Die letzten SAP-Hoechstkurse Anfang 1993 waren erzielt worden, als die Mehrzahl der Analysten noch einen Jahresgewinn von ueber 100 Mark fuer das Geschaeftsjahr 1993 erwartete.

Wer bei SAP engagiert ist, sollte getreu dem Motto "sell on good news" an Gewinnmitnahmen denken. Der Titel notiert in der Naehe historischer Hoechstbewertungen. Auch der deutsche Aktienmarkt ist seit dem SAP-Kurstief kraeftig angesprungen-und duerfte-1994 nicht mehr wie 1993 zu den Spitzenperformern zaehlen. Kommt es zur Korrektur der kraeftigen Aufwaertsbewegung des zweiten Halbjahres 1993, kann immer noch ueber einen Wiedereinstieg nachgedacht werden.