Britisch Telecom fürchtet amerikanische Konkurrenz

Die Regierung Thatcher plant einen absolut offenen TK-Markt

23.11.1990

LONDON (CW) - In Großbritannien zeichnet sich die weitgehende Liberalisierung des TK-Marktes ab. Handelsminister Peter Lilley legte vergangene Woche ein Dokument der Regierung Thatcher vor, das die Öffnung des lukrativen Marktes für in- und ausländische Anbieter vorsieht.

An der Realisierung der jüngsten Liberalisierungspläne in England - eine endgültige Entscheidung wird frühestens Mitte Januar 1991 nach diversen Hearings fallen - haben die Beobachter keinerlei Zweifel. Für sie stellen die Britisch Telecom (BT) und die Cable & Wireless PLC, ein Gemeinschaftsunternehmen der BT und Mercury Communications Ltd., bereits als die großen Verlierer fest. Sowohl die halbstaatliche BT als auch der zweitgrößte Serviceanbieter der Insel müssen ihrer Meinung nach mit Inkrafttreten der Reform erhebliche Einbußen bei den Einnahmen einkalkulieren.

Für die Kenner der Szene kommt die Absicht der Regierung, das Duopol von BT und Mercury zu brechen, nicht überraschend. Unter der Herrschaft der "Eisernen Lady" war bereits 1984 das Monopol der BT aufgehoben und deren mehrheitliche Privatisierung beschlossen worden. Mit der Zulassung eines zweiten Anbieters, der Mercury, Communications, hatte Großbritannien damals die Rolle des Vorreiters in der TK-Liberalisierung in Europa übernommen, ein Prozeß, der in den anderen Ländern der Gemeinschaft erst durch den Druck der EG-Kommission 1987 ausgelöst wurde.

Mit der absoluten Öffnung des Marktes könnte die konservative Regierung neuerlich revolutionäre Zeichen im TK-Markt setzen. Großbritannien würde sich damit nämlich wiederum von den anderen EG-Staaten absetzen, die das Monopol ihrer jeweiligen nationalen Postgesellschaft nur in Teilbereichen gelockert haben. Der jüngste Entwurf sieht jedoch die völlige Freiheit aller Anbieter sowohl in der Sprach- als auch Datenübertragung vor.

Hoffnungsvoll sehen nicht mir verschiedene inländische Interessenten, sondern auch ausländische Unternehmen der Entscheidung Anfang nächsten Jahres entgegen. Sie sind längst auf die Stunde Null vorbereitet, um sich rechtzeitig ein Stück des lukrativen TK-Geschäftes zu sichern. Dies gilt vor allem für die sieben regionalen Telefongesellschaften der USA, die großes Interesse am europäischen Markt Sekunden und sich in den vergangenen Monaten insbesondere bei den britischen Gesellschaften für Kabelfernsehen eingekauft, haben.

"Wir wollen unseren Markt fremden Mitbewerbern nicht verschließen", rechtfertigte Minister Peter Lilley auf der Pressekonferenz den Korb für BT, die eine Beschränkung zumindest für die US-Companies gefordert hatte. Der Carrier fürchtet vor allem die amerikanische Konkurrenz, weil sie die Kabel der privaten TV-Gesellschaften voraussichtlich als Trägermedien für Telefongespräche nutzen werden.

Kritik an den europäischen Ländern

Insider gehen davon aus, daß sich die einzelnen TV-Unternehmen unter finanzkräftiger Beteiligung der US-Konzerne zu einem landesweiten Netz zusammenschließen und damit zu einem starken Wettbewerber im Telefongeschäft werden.

Kritik wurde von BT auch an den europäischen Ländern laut. Während der Markt für Sprach-, Satelliten- und Mobilkommunikation auf der Insel für alle PTTs der Alten Welt offen sei, würden auf dem Kontinent trotz der Liberalisierung in den meisten Ländern nach wie vor Beschränkungen für ausländische Anbieter existieren. Das halbstaatliche Unternehmen, be