Fünf Programme im direkten Vergleich

Die Qualität von Grafik-SW unter Windows ist gestiegen

04.09.1992

Mit der Funktionalität der Windows-Oberfläche sind auch die Programme besser geworden. Peter Schweizer* vergleicht die wichtigsten Grafikprogramme unter Windows: Aldus Freehand 3.1, Adobe Illustrator 4.0, Arts & Letters 3.1, Micrografx Designer 3.1 und Corel-Draw 3.0.

Der Vergleich der fünf führenden Grafikprogramme unter Windows soll die Stärken und Schwächen der einzelnen Programme zeigen und dem Anwender die Wahl des für seine Zwecke am besten geeigneten Programmes erleichtern. Folgende Funktionen sind in allen fünf Programmen gleichermaßen enthalten:

- Zeichenfunktionen: Linien, Rechtecke, Kreise, Beziérkurven, Freihandlinien, Nachzeichnen von importierten Bitmaps;

- Manipulation: Skalieren, Drehen, Stauchen/Dehnen, Verschieben - sowohl manuell als auch über numerische Eingabe -, Spiegeln, Ausrichten, Überblenden, Maskieren und Kombinieren von Objekten;

- Attribute: unterschiedliche Linienstärken und -farben, Bitmap- und Verlaufsmuster, Rasterfüllungen;

- Textfunktionen: Unterstützung von Truetype (ab Windows 3.1), diversen Type-Managern (Adobe Type-Manager, Bitstream, Facelift) und Windows-Schriften- (Windows 3.0), beliebige Schriftgrößen, Laufweiten-Manipulation, Ausrichtung des Textes an grafischen Objekten, Fließtext-Unterstützung (hier variiert nur die Anzahl der möglichen Zeichen in einem Textblock), Textimport, Umwandlung von Text in Outlines;

- Import/Export: Unterstützung aller gängigen Windows-Formate, Import/Export von TIFF-Bildern und EPS-Illustrationen;

- Dokumentation: Einführung für Ungeübte und Referenzhandbuch. Bei allen getesteten Programmen kann die Dokumentation als gut bezeichnet werden.

Im folgenden werden die fünf Programme einzeln mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt:

Arts & Letters Editor 3.11

Arts & Letters (A&L) gehört zu den Veteranen unter den Windows-Grafikprogrammen. Zum Lieferumfang der aktuellen Version 3.11 gehören der Arts & Letters Editor, das Utility Decipher, 88 Outline-Schriften (im A&L-eigenen Format), eine Clip-art-Sammlung mit über 5000 größtenteils farbigen Symbolen - vom Kampfflugzeug, über den Homecomputer bis zum Schmuckrahmen -, eine Mausmatte und ein Typometer. Die Version 3.11 unterstützt mathematische Koprozessoren und beschleunigt damit die Bildschirmdarstellung um ein Vielfaches.

Bei A&L stand die Idee im Vordergrund, dem ungeübten Anwender die Möglichkeit zu geben, schnell und einfach ansprechende Illustrationen zu erstellen. Aus diesem Grund sind bereits im Grundpaket über 5000 verschiedene, meist farbig editierbare Clip-art-Bilder enthalten. Die Verwaltung übernimmt eine ausgeteilte Bibliotheksfunktion. Zusätzlich können neue Bibliotheken vom Anwender angelegt werden.

Wer lieber eigene Grafiken erstellt, wird bei A&L ebenfalls bedient. Ist die Erstellung von neuen Objekten im Gegensatz zur Konkurrenz etwas dürftig ausgefallen - es besteht keine Möglichkeit, direkt Beziérkurven zu erzeugen, außer man benutzt das Freihand-Werkzeug -, so läßt die Editierung eigener oder der Clip-art-Symbole keine Wünsche offen und geht sogar über die Möglichkeiten mancher Konkurrenten hinaus.

Der Anwender hat hier die Möglichkeit, die Koordinaten, den Winkel und die Länge der Kurventangente individuell zu speichert und bei der Bearbeitung anderer Punkte abzurufen. Objektpunkte lassen sich auf verschiedene Arten ausrichten, beispielsweise kann der Mittelpunkt zweier Ankerpunkte automatisch errechnet werden.

Der Umriß eines Objekts läßt sich perspektivisch verzerren oder auf eine Kugel projizieren. A&L stellt immer die ganze (von der Druckauflösung abhängige) druckbare Fläche dar. Diese Fläche wird in die als Seitenformat definierte Fläche unterteilt. Neben verschiedenen Fenstern für Farbe, Schriftarten oder Linienattribute, die fest auf dem Bildschirm plaziert werden können, besteht die Möglichkeit, Füll-, Linien- oder Textattribute mit Namen zu versehen und über ein separates Fenster jederzeit abzurufen.

Zusätzlich bietet A&L die Möglichkeit, schnell und einfach Diagramme zu erstellen. Der Anwender importiert hierzu einfach Daten aus einer Tabellenkalkulation und hat die Wahl zwischen der Darstellung als Balken-, Kreis-, Säulen- oder Liniendiagramm. Zusätzlich können auch Symbole aus dem Editor verwendet werden.

Das mitgelieferte Utility Decipher erfüllt zwei Funktionen. Zum einen ermöglicht es die Umwandlung von EPS-Dateien in das Arts & Letters-Format, wodurch die Übernahme und Editierung von Daten aus nahezu allen Grafikprogrammen in vollem Umfang möglich ist. Zum anderen können verschiedene Bitmap-Grafikformate umgewandelt und manipuliert (Helligkeit, Kontrast, Farbtiefe) werden.

Neben gut durchdachten Funktionen gibt es leider auch ein paar Wermutstropfen. Arts & Letters enthält keine standardisierten Farbtabellen, beispielsweise die Pantone-Farbskala. Eine Auswahl von definierten Farben ist mit den entsprechenden Farbmustern im Lieferumfang enthalten. Jedoch sollte sich der Anbieter angesichts der Konkurrenz überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre, zumindest eines der Standardfarbsysteme zu unterstützen.

Weiterhin läßt die Anzahl der möglichen Linienarten Wünsche offen, ebenso die fehlende Möglichkeit, eigene Muster zu definieren - wenn auch Füllmuster in ausreichendem Maße vorhanden sind. Eine automatische Musterung mit einem ausgewählten Objekt ist ebenfalls nicht oder nur über einen Umweg möglich. Ein weiterer Nachteil liegt in der gewöhnungsbedürftigen Handhabung der einzelnen Funktionen. Auch die Darstellung von gedrehten Bitmap-Bildern - diese werden lediglich als grauer Kasten dargestellt - ist nicht mehr zeitgemäß.

Adobe Illustrator 4.0

Mit der neusten Version des Macintosh-Klassikers Illustrator setzt der Postscript-Erfinder Adobe verstärkt auf die Windows-Oberfläche. Zusätzlich zum eigentlichen Programm bekommt der Anwender noch vier weitere Produkte: Type-Manager Version 2.02, Type-Align 2.0, Streamline 3.0 und Separator 2.0. Hinzu kommen 40 Postscript-Schriften.

Zu den normalen Handbüchern erhält der Kunde ein Handbuch für Fortgeschrittene mit Tips für die Herstellung von Spezialeffekten. Ein Lob gebührt dabei dem Color-Guide, der ausführlich in die Technik der Vierfarbseparation einführt. Illustrator 4.0 erlaubt dem Anwender, verschiedene Dateien gleichzeitig zu bearbeiten, eine Funktion, die bei Grafikprogrammen unter Windows nicht selbstverständlich ist.

Bei der Seitendarstellung werden zwei verschiedene Modi unterschieden. Der Anwender kann sich die gesamte zur Verfügung stehende Fläche, unterteilt in das jeweilige Seitenformat, darstellen lassen. Die zweite Möglichkeit ist die Darstellung des Dokuments als Druckseite wie in Layout-Programmen. Hierbei kann der Benutzer zwischen Ein- und Doppelseiten-Layout wählen.

Unser besonderes Augenmerk gilt der genauen Positionierung und Ausrichtung von Objekten. Der Anwender kann ein beliebiges Raster einstellen, das als Linien- oder Punktraster dargestellt wird. Dabei läßt sich jedes beliebige Objekt in eine Hilfslinie umwandeln. Komplexe Zeichnungen, die eine exakte Positionierung verlangen, werden damit stark vereinfacht. Ebenso ist es möglich, das Koordinatensystem um einen beliebigen Winkel zu drehen und alle neu zu erstellenden Objekte daran auszurichten.

Die Funktion zur Editierung von Pfaden und grafischen Objekten ist ähnlich der von A&L gut durchdacht, bietet jedoch nicht die Möglichkeit Attribute als Formate abzuspeichern. Dafür hat es die Linienattribut-Funktion in sich. Neben beliebigen Linienstärken ist es möglich, die Gestalt der Linie zu bestimmen. Um beispielsweise eine gestrichelte Linie mit unterschiedlichen Segmenten zu definieren, muß lediglich die Länge der einzelnen Segmente und des Zwischenraums angegeben werden. In der Kombination dieser Linien sind ausgefallene Spezialeffekte möglich.

Ebenso einfach ist die Erstellung komplexen Füllstrukturen gelöst. Man erstellt mit den Zeichenwerkzeugen ein Objekt und definiert dieses als Füllmuster. Es ist auch die Erstellung durchsichtiger Strukturen möglich, was bei der Konkurrenz nur über Umwege zu lösen ist. Bei der Arbeit mit Text zeigt sich eine weitere Stärke des Illustrators. Im Blocksatz kann die "Hängende Punktation" angewählt werden, wodurch Satzzeichen, die am Rand des Blocks auftauchen, außerhalb des Blocks positioniert werden.

Darüber hinaus ist es möglich, Text in Kreise oder Vielecke einfließen zu lassen und Textblöcke beliebig miteinander zu verketten. Illustrator besitzt wie A&L eine Funktion zur Erstellung von Balkendiagrammen - zwar weniger umfangreich, aber für die Erstellung einfacher Diagramme vollauf genügend. Das mitgelieferte Type-Align ermöglicht komplexe Texteffekte. Streamline dient der Konvertierung von Bitmap- und Graustufenbildern in Vektor-Outlines und liefert im Vergleich zu anderen Tracing-Programmen die besten Ergebnisse. Adobe Separator ist ein Programm, mit dem EPS- und Illustrator-Dateien für die Vierfarbseparation aufbereitet werden können.

Die Schwächen von Illustrator 4.0 liegen vor allein im Bereich der Nachbearbeitung von Bitmap- und Graustufenbildern. Diese Objekte können zwar gedreht, verzerrt und anschließend erfreulicherweise auch noch dargestellt werden, doch der Anwender ist nicht in der Lage, diesen Objekten eine Farbe zuzuweisen. Weiterhin fehlt eine Ebenenfunktion und die Möglichkeit, Attribute abzuspeichern, um sie auf andere Objekte anzuwenden.

Aldus Freehand 3.1

Freehand ist im Macintosh-Bereich Marktführer unter den Grafikprogrammen. Mit der Version 3.1 kommt nun die neueste Ausführung unter Windows noch vor der entsprechenden Mac-Version auf den Markt. Zum Lieferumfang der deutschen Variante gehört der Type-Manager, der sich wohl endgültig als der Type-Manager unter Windows gegenüber der Konkurrenz durchgesetzt haben dürfte.

Schriften sind nur im Umfang des Type-Manager-Programms enthalten. Freehand selbst wird ohne Schriften ausgeliefert. Neben dem Handbuch erhält der Anwender ein Lernprogramm, das die Funktionen von Freehand interaktiv erläutert. Zwei weitere Handbücher "Freehand in der Praxis" und "Der Umgang mit Druckereibetrieben" helfen dem Anwender mit nützlichen Hinweisen.

Freehand 3.1 bietet nicht sehr viele Funktionen, die über die in der Einleitung genannten hinausgehen. Die vorhandenen Funktionen sind dafür aber sehr ausgefeilt. Das Programm besticht vor allem durch die vom Macintosh bekannte "intuitive" Benutzerführung. Hat man sich einmal an das gelegentliche Drücken der ALT-Taste gewöhnt, arbeitet man schnell und flexibel.

Bei der Erstellung neuer Objekte kann ein Darstellungswinkel definiert werden. Mit Hilfe eines drucksensitiven Grafiktabletts lassen sich kalligraphische Linien erzeugen. Sollte kein entsprechendes Eingabegerät zur Verfügung stehen, steuern die Cursor-Tasten diese Funktion. Bei der Bearbeitung von Zeichenwegen können neben den Koordinaten der einzelner Punkte auch die entsprechenden Tangenten numerisch editiert werden.

Weiterhin besteht die Möglichkeit, bis zu 99 Arbeitsschritte rückgängig zu machen. Freehand 3.1 besitzt eine Ebenenfunktion mit unbegrenzter Ebenenanzahl. Im Füllmusterbereich stehen verschiedene Verlaufs-, Bitmap- und Postscript-Raster zur Verfügung, die vom, Anwender erweitert werden können. Alle Objektattribute lassen sich in beliebiger Kombination in einer Formatliste abspeichern. Farbtabellen können vom Anwender definiert sowie im- und exportiert werden.

Freehand 3.1 unterstützt den Pantone-Standard, wobei die Farbdefinition importierter EPS-Grafiken automatisch in bestehende Farbtabellen integriert wird - eine kleine, aber feine Funktion. Freehand ist das einzige Programm in dieser Konkurrenz, das Bitmap- und Graustufenbilder sowohl im gedrehten als auch verzerrten Zustand darstellen kann und gleichzeitig die Möglichkeit bietet, diesen Farben zuzuweisen.

Die typographischen Funktionen sind umfangreich und in der Handhabung perfekt. Der Anwender kann Text entweder in einem separaten Fenster oder direkt in der Zeichnung eingeben. Bei der Druckersteuerung kommen spezielle PPD-Dateien zum Einsatz, die eine bessere Anpassung an den jeweiligen Druckertyp erlauben. Die Fenster für die Ebenenkontrolle, die Farbtabelle und die Formatliste lassen sich frei auf dem Bildschirm plazieren.

Aldus Freehand 3.1 für Windows zeigt seine Stärke in der Programmbedienung und den angebotenen Funktionen, die vielleicht nicht so umfangreich sind wie bei anderen Programmen, aber ausgefeilt alles beinhalten, was der Anwender tagtäglich braucht. Bei der Nachbearbeitung eingescannter Grafiken ist Freehand unschlagbar.

Die Nachteile der Software ergeben sich aus dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei einem ähnlichen Preis bekommt man bei der Konkurrenz eine Vielzahl zusätzlicher nötiger oder unnötiger Funktionen und Hilfsprogramme. Aldus Freehand enthält keine Funktion, die das automatische Erstellen von Diagrammen oder Kreissegmenten ermöglicht. Die Kalligraphiefunktion ist für Besitzer eines Grafiktabletts als sehr gut zu bezeichnen, ansonsten gehen andere Programme eleganter vor.

Micrografx Designer 3.1

Ein schon aus den Anfängen von Windows bekanntes Programm liegt nun in der aktuellen Version 3.1 vor. Die Unterschiede zum Vorgänger 3.0, der schon geraume Zeit auf dem Markt ist, liegen in der Anpassung an die Truetype-Schriften, die mit Windows 3.1 ausgeliefert werden, und den Programmen Adobe Type-Manager und Adobe Type-Align, die im Lieferumfang enthalten sind. Zusätzlich erhält der Kunde 180 Postscript-Schriften, ein Präsentationsmodul, eine Datentransfer-Utility und einen Postscript-Druckertreiber, der den Windows-Postscript-Treiber ersetzt.

Die Stärken von Designer liegen in der Erstellung von Grafiken und Illustrationen aus dem technischen Bereich. Die verfügbaren Maßeinheiten reichen von Zoll, Punkt und Zentimeter bis zu Kilometern, Stunden und Yards. Bei der Bildschirmdarstellung kann der Anwender zwischen Preview- und Outline-Modus wählen. Der verfügbare Druckbereich wird in das eingestellte Seitenformat unterteilt.

Bei der Erstellung neuer Objekte gibt es für alle erdenklichen grafischen Symbole, von der Parabel über das Kuchendiagramm bis hin zur Beziérkurve einzelne Werkzeuge. Die Werkzeugleiste kann vom Anwender konfektioniert werden, so daß sich neben den Werkzeugen auch Funktionen aus Menüs über die Werkzeugleiste aufrufen lassen. Bei der Erstellung von Linien besteht die Möglichkeit, deren Länge automatisch einzublenden.

Designer besitzt eine Ebenenfunktion, die das Bearbeiten komplexen Zeichnungen erleichtert.

Eine Farbtabelle kann ebenso wie die Ebenenkontrolle als Fenster auf dem Bildschirm positioniert werden. Designer enthält einen Symbol-Manager, um Objekte in Bibliotheken abzuspeichern. Die Bibliothekssymbole können ausschließend in andere Zeichnungen eingesetzt werden.

Als einziges Programm in dieser Konkurrenz bietet Designer die Möglichkeit, Objekte durch andere zu ersetzen. Somit ist es möglich, in einer komplexen Grafik zuerst nur einfache Objekte zu verwenden und diese erst in der Realisierung durch andere aus einer Bibliothek zu ersetzen.

Designer unterstützt das Truetype-Format von Windows 3.1 und Postscript-Schriften. Der mitgelieferte Adobe Type-Manager beschleunigt und verbessert erheblich die Bildschirmdarstellung der im Lieferumfang enthaltenen 180 Adobe Postscript-Schriften.

Zusätzlich können noch Schriften im Speedo-Format der Firma Bitstream verwendet werden, jedoch verlangsamt sich dadurch die Bildschirmdarstellung.

Mit dem ebenfalls im Lieferumfang enthaltenen Adobe Type-Align steht dem Anwender eine Vielzahl verschiedener ausgefeilter Textmanipulationen zur Verfügung.

Herauszuheben ist auch der Postscript-Treiber, der in der Version 2.7 sehr gute Ergebnisse liefert und dem von Microsoft gelieferten Windows-Postscript-Treiber deutlich überlegen ist. Das Präsentationsmodul Slideshow verknüpft Designer-Grafiken, TIFF-, PCX-, PIC- und GRF-Dateien zu kompletten Bildschirm- oder Diapräsentationen.

Die DFÜ-Utility Telegrafx erlaubt die Übertragung von Belichtungsdateien an Belichtungsbüros via Modem. Eine kleine, aber feine Utility ist Batchprint, das Druck-Stapeldateien erzeugt. Damit lassen sich aufwendige Druckaufträge über Nacht abarbeiten. Tritt ein Fehler auf, so wird ein Protokoll erstellt und die nächste Datei ausgedruckt. Batchprint arbeitet mit allen Windows-Druckertreibern.

Ein Haar in der Suppe findet sich auch bei Designer, dessen Version 3.1 kein Farbstandardsystem wie die Pantone-Skala unterstützt. Diese ist nur gegen Aufpreis nachrüstbar, was angesichts des Konkurrenzangebots bedauerlich ist. Ebenso werden Attribute, wie Füllung, Linienfarbe und -stärke, nicht angezeigt, wenn ein Objekt erneut angewählt wird. Auch lassen sich Objektattribute weder als Formatmarken , abspeichern noch auf andere Objekte übertragen. Leider werden auch gedrehte Bitmaps nur als grauer Kasten am Bildschirm dargestellt.

Corel-Draw 3.0

Mit der neuen Version 3.0 des Programms Corel-Draw will der kanadische Hersteller Corel der Konkurrenz offensichtlich das Fürchten lehren. Neben dem eigentlichen Zeichenprogramm Corel-Draw 3.0 bekommt der Anwender vier weitere Programme aus dem grafischen Bereich mitgeliefert: Corel-Photopaint, ein Bildbearbeitungsprogramm, Corel-Chart für die Erstellung komplexen Diagramme, Corel-Show ein Präsentationsprogramm, das die verschiedenen Programmteile zu Bildschirm- und Diapräsentationen vereint, und Corel-Trace, das die Vektorisierung eingescannter Vorlagen ermöglicht.

Zusätzlich erhält der Anwender ein Trainingsvideo und eine CD-ROM (nur in der englischen Version) mit 15 000 Clip-art-Bildern sowie 256 verschiedene Schriften im Truetype- und Postscript-Format. In diesem Vergleich möchte ich aber nur das Draw-Modul berücksichtigen.

Waren die frühen Versionen von Corel-Draw schon vorbildlich in puncto Arbeitsökonomie, so haben sich die Entwickler der 3.0-Version noch etwas Neues einfallen lassen. "Roll-Ups" heißen die kleinen Boxen, die beliebig auf dem Bildschirm plaziert und bei Bedarf nach oben oder unten gerollt werden können. Sie fassen alle Untermenüs einer bestimmten Funktion, zum Beispiel der Farbwahl, zusammen. Andere Funktionen, beispielsweise bei der Editierung von Objektpunkten, werden über einen Doppelklick aufgerufen. Die Editierung einer Zeichnung findet nicht länger nur im Draft-Modus, wie bei freieren Versionen, sondern direkt, im Preview-Modus statt. Corel-Draw 3.0 unterstützt sowohl die im eigenen WFN-Format vorhandenen Schriften als auch Truetype und die installierten Postscript-Schriften via Adobe Type-Manager.

Die neue Corel-Version besitzt eine Ebenenkontrolle, wobei die Anzahl der Ebenen nicht begrenzt ist. Eine Ebene kann auf dem Bildschirm in einer bestimmten Farbe dargestellt, beliebig an- und abgeschaltet, gesperrt oder für den Druck ausgespart werden. Objekte, die in einer bestimmten Hintergrundebene liegen, werden zu Hilfslinienobjekten, die wie normale Hilfslinien funktionieren.

Neue Möglichkeiten gibt es auch bei der Manipulation von Objekten. Ein Objekt kann sowohl perspektivisch als auch dreidimensional im Raum verzerrt werden. So wird aus einem einfachen Quadrat in Sekundenschnelle ein Würfel. Interessant ist die Möglichkeit, eine Lichtquelle zu definieren, mit der der Würfel zusätzliche Tiefe verliehen bekommt. Diese Funktion wird interaktiv gesteuert, der Anwender bewegt lediglich den Fluchtpunkt mittels der Maus. Zusätzlich läßt sich das Objekt auch noch in allen drei Dimensionen drehen. Die gesamte Editierung wird hierbei über ein Roll-Up-Menü gesteuert.

Ebenso umfangreich ist die Überblendungsfunktion, mit der zwei Objekte ineinander überblendet werden. Modifiziert der Anwender anschließend eines der Ursprungsobjekte, so paßt Corel-Draw die gesamte Überblendung an. Diese Funktion wird ebenso interaktiv über ein Roll-Up gesteuert. Auf die gleiche Art lassen sich die "Text-an-Pfad"-Funktion steuern, die eine Vielzahl an Ausrichtungsmöglichkeiten bietet, die Farbtabelle, die neben dein Pantone-Standard auch eine Tru-Match-Tabelle enthält, sowie die Linien-, Füllmuster. und Textfunktion.

Letztere wurde um eine Rechtschreibprüfung und eine Silbentrennung erweitert. Ebenso ist es möglich, über Textimport Serienbriefe zu erstellen. Bei der Textmanipulation besteht noch die zusätzliche Möglichkeit, die Hüllkurve des Textes zu verändern, um so beispielsweise Text auf einer Kugeloberfläche darzustellen. Bei Füllmustern stehen verschiedene Postscript-, Bitmap-, Vektor-, lineare und radiale Verlaufsmuster zur Verfügung, die um eigene erweitert werden können.

Auch die mitgelieferten Programme machen einen sehr guten Eindruck. Corel Photopaint ist ein Bildbearbeitungsprogramm, das halbprofessionellen Ansprüchen genügt. Mit Corel-Chart lassen sich alle denkbaren Arten von Diagrammen erstellen, wobei allerdings die Geschwindigkeit des Programmes zu wünschen übrig läßt. Mit Corel-Show kann der Anwender sehr ausgefeilte Präsentationen dank OLE auf einfachste Art erstellen und schnell am Bildschirm darstellen.

Corel-Trace liefert bei der Vektorisierung von Bitmap- und Graustufenbildern gute Ergebnisse. Das Corel-Paket unterstützt in vollem Umfang die DDE/OLE-Funktionen von Windows 3.1, was sich positiv bei der Integration verschiedener Grafiken aus den einzelnen im Corel-Paket enthaltenen Programmen bemerkbar macht.

Der einzige wirkliche Nachteil von Corel-Draw liegt in der Präsentation von Bitmap- und Graustufenbildern. Diese werden in gedrehtem und verzerrtem Zustand am Bildschirm nur als grauer Kasten dargestellt. Ein Programm mit einem solchen Leistungsumfang sollte dies eigentlich können.

Unter den fünf Produkten eines als bestes hervorzuheben, fällt schwer. Das wohl umfangreichste Paket ist Corel-Draw 3.0, das neben dem eigentlichen Grafikprogramm noch Module für Präsentation, Charts und die Nachbearbeitung von gescannten Bildern enthält. Dabei muß man sich allerdings die Frage stellen: Benötigt der durchschnittliche Anwender diese Funktionsvielfalt überhaupt?

Nimmt man die Geschwindigkeit als Maßstab, so liegen deutlich Micrografx Designer 3.0 und Arts & Letters als Koprozessor-Version vorn. Die Konkurrenz im Windows-3.1-Umfeld ist diesen beiden Produkten aber auf den Fersen. Wer den Umstieg vom Macintosh- auf einen Windows-Rechner plant, denn sind die gelungenen Umsetzungen von Adobe Illustrator und Aldus Freehand zu empfehlen. Die Produkte sind ihren Macintosh-Pendants funktional ebenbürtig, im Falle von Illustrator sogar überlegen. Demjenigen, der viel mit Clip-art und fertigen Bildern arbeitet, sei Arts & Letters empfohlen, da hier der Zugriff auf die Clip-art-Bibliotheken besonders gelungen ist.

* Peter Schweizer ist freier Journalist in Pleidelsheim.