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"E-Postbrief"

Die Post will das Briefgeheimnis ins Internet-Zeitalter retten

14.07.2010
Tag für Tag schreiben wir uns die persönlichsten Dinge in E-Mails, die so offen lesbar sind wie eine Postkarte.

"Wir haben zähneknirschend akzeptiert, dass die E-Mail unsicher ist", sagt der Kieler IT-Experte Asmus Hammer. "Wir behandeln sie aber so, als ob sie sicher wäre." Abhfilfe soll eine neue Form der E-Mail schaffen, bei der sich Absender und Empfänger eindeutig identifizieren müssen. Am Mittwoch stellte die Deutsche Post ihr Angebot für dieses "De-Mail"-Verfahren vor.

Der sichere E-Mail-Versand ist auch bisher schon möglich, mit kostenloser Verschlüsselungstechnik wie OpenPGP. Das Verfahren ist aber ein wenig kompliziert, so dass es nur von einer verschwindend kleinen Minderheit verwendet wird. Das soll mit der De-Mail anders werden.

"Mit dem E-Postbrief bringen wir das Briefgeheimnis ins Internet", erklärt Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes, bei der Deutschen Post DHL zuständig fürs Briefgeschäft. Ein solcher Brief sei für Privatpersonen, Unternehmen und Verwaltungen genauso vertraulich und verlässlich wie der herkömmliche Brief, dabei aber so schnell wie eine E-Mail, versichert der Post-Manager.

Genauso teuer wie ein Standardbrief

Allerdings ist der E-Postbrief nicht genauso billig wie die E- Mail: Die Deutsche Post erhebt für den Versand eine Gebühr von 55 Cent - der sichere elektronische Brief ist damit ebenso teuer wie ein Standardbrief. Ein Einschreiben mit Zustellbestätigung kostet 1,60 Euro.

"Für den Absender von Dokumenten muss es attraktiv sein, vorhandene Prozesse zu ändern und auf den elektronischen Versand umzusteigen", sagt Hammer. "Das geht aber nur, wenn auch der Preis stimmt." Der Kieler IT-Experte beschäftigt sich seit langem mit diesen Themen und gehört der Geschäftsführung des Unternehmens ebills & more an, die einen elektronischen Rechnungsservice anbietet.

Billiger, so ist zu hören, soll die De-Mail bei Wettbewerbern wie GMX oder web.de werden - im Gespräch sind elektronische Briefmarken im Wert von 17 Cent. Bei beiden Anbietern der United-Internet-Gruppe haben sich innerhalb einer Woche mehr als 100.000 Personen ihren eigenen Namen als De-Mail-Adresse gesichert.

Auch die Deutsche Telekom hat mit der Registrierung solcher Adressen begonnen. Dort sollen die Nutzer eine bestimmte Anzahl von Gratis-Mails erhalten. Was der sichere Mail- Versand danach kosten wird, steht noch nicht fest.

"Bei der De-Mail gibt es auf der einen Seite die E-Mail-Provider, die dieses Geschäft professionell beherrschen", erklärt Hammer. "Auf der anderen Seite steht die Deutsche Post für Vertrauen und Prozesssicherheit. Sie hat aber noch nicht bewiesen, dass sie es auch beherrscht, eine elektronische Infrastruktur aufzubauen und vor allem zu vermarkten. Es wäre wünschenswert, wenn bei der De-Mail sowohl Kompetenz als auch Vertrauen in hohem Maße vorhanden sind."

Konkurrenz durch Sparkassen und Volksbanken beim Rechnungsversand?

Während sich die De-Mail-Anbieter in Stellung bringen, droht ihnen womöglich Konkurrenz von anderer Seite. Für den Versand von Rechnungen auf elektronischem Wege - erklärtermaßen einer der Hauptnutzen der sicheren De-Mail - haben vor allem Sparkassen und Volksbanken bereits eigene Rechnungsportale aufgebaut, die den gesamten Verkehr mit Rechnungsdaten abbilden. "Dann bekommt man die Rechnung im Online-Banking und kann mit einem Klick gleich bezahlen", erklärt Hammer.

Dabei lasse sich auch der Prozess der Registrierung erheblich vereinfachen, "weil die Banken bereits über 20 Millionen Online- Kunden registriert haben und mit einer gesicherten Infrastruktur erreichbar sind." Bei der Post und den anderen De-Mail-Anbietern muss man zunächst ein Formular ausfüllen und sich dann bei einer Filiale oder einer offiziellen Stelle ausweisen.

"Hybride" Briefe kommen auch weiter per Zusteller (Fotos: Deutsche Post DHL)
"Hybride" Briefe kommen auch weiter per Zusteller (Fotos: Deutsche Post DHL)
Foto: Deutsche Post DHL

Die Deutsche Post will ab sofort ihre E-Postbriefe versenden - zum Teil auch "hybrid" mit der klassischen Briefkasten-Zustellung, falls der Adressat nicht für das neue Mail-Verfahren registriert ist. Andere Anbieter warten noch auf das zugrundeliegende Bürgerportal- Gesetz, das nach Angaben des Bundesinnenministeriums voraussichtlich bis Ende des Jahres in Kraft treten soll. Danach wird sich zeigen, ob sich die De-Mail tatsächlich als neue Form der elektronischen Kommunikation etablieren kann. (dpa/tc)