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Die Plattform-Fronten zwischen IBM und SAP verhärten sich

25.05.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBM hat laut Big Blues Softwarechef Steve Mills nicht die Absicht, konkurrierende Plattformangebote zu unterstützen. Die strategischen Absichten einer SAP seien ihm unklar, heißt es in einem Bericht der "Financial Times Deutschland". IBM hat sich bereits vor Jahren aus dem Applikationsgeschäft verabschiedet und konzentriert sich seitdem ganz auf Middleware. Mills proklamiert in diesem Bereich die weltweite Marktführerschaft für IBM.

Seit geraumer Zeit versuchen jedoch Applikationsanbieter wie SAP und Oracle verstärkt mit Integrationsplattformen im Middleware-Markt Fuß zu fassen, auch um das eigene Anwendungsgeschäft zu stützen. So baut beispielsweise SAP seit nunmehr zwei Jahren mit der Integrationslösung "Netweaver" und der "Enterprise Services Architecture" (ESA) an einer eigenen Plattform. IBM habe Mills zufolge nicht die Absicht, gegen SAP zu konkurrieren. Jedoch scheine SAP sehr wohl Interesse zu haben, gegen IBM anzutreten, heißt es in dem Bericht.

SAP ist es in den vergangenen Wochen gelungen, breite Unterstützung für ESA zu gewinnen. So kündigten die Softwerker aus dem Badischen beispielsweise mit "Mendocino" ein gemeinsames Projekt mit Microsoft an, das zum Ziel hat, Office-Applikationen enger mit SAP-Systemen im Backend zu verknüpfen. Vergangene Woche hatten außerdem zahlreiche IT-Anbieter auf der SAP-Kundenveranstaltung Sapphire im US-amerikanischen Boston ihre Unterstützung der SAP-Plattform bekannt gegeben. Firmen wie Adobe, Cisco, Computer Associates und Intel wollen ESA-Lizenzen erwerben, um eigene Lösungen an die SAP-Architektur anzupassen.

Auch IBM kooperiert trotz des Wettbewerbs auf dem Plattformfeld mit dem deutschen Softwarekonzern. So kündigten die Big-Blue-Verantwortlichen kürzlich eine auf SAP-Anwendungen hin angepasste DB2-Datenbank an. Auch im Rahmen der Anbindung von Lotus-Notes an SAP-Systeme würden beide Firmen kooperieren, so Mills.

Genauso ist jedoch auch SAP auf die Zusammenarbeit mit IBM angewiesen. Da IBMs Middleware weit verbreitet ist, muss die SAP-Architektur Schnittstellen zur Konkurrenzplattform anbieten. Ferner ist IBMs Global-Services-Sparte für die Walldorfer ein wichtiger Dienstleistungspartner für das größte deutsche Softwarehaus. (ba)