Planung erfordert systematische Vorgehensweise

Die PC-Vernetzung beeinflußt nachhaltig die Informationswege

01.11.1991

Die Vernetzung von PCs ist heutzutage in den Unternehmen zur Regel geworden. Die verantwortlichen DV-Planer stehen bei diesem Unterfangen vor grundlegenden, konzeptionellen Entscheidungen. Paul G. Maciejewski* versucht in seinem Beitrag, die für die Auswahl und Installation eines PC-Netzes wichtigsten Aspekte darzustellen.

In vielen Unternehmen nahm in den letzten Jahren die Anzahl der PC-Installationen drastisch zu. Diese Entwicklung ist in engem Zusammenhang mit der vermehrt einsetzenden Informationsverarbeitung direkt am einzelnen Arbeitsplatz zu sehen. Hierbei entstanden als Folge des PC-Einsatzes zunächst häufig isolierte Insellösungen. Die wachsende Abhängigkeit einzelner Aufgabengebiete untereinander zeitigte jedoch als Konsequenz einen intensiveren Informations- und Kommunikationsaustausch zwischen den Arbeitsplätzen. Diese Anforderungen führten letztendlich als Lösung derartiger Kommunikationsprobleme zur Installation von PC-Netzen.

PC-Netze lassen sich durch eine Reihe technischer Kriterien charakterisieren, wodurch die Einsatzmöglichkeiten des jeweiligen Netzes transparent werden. Hierzu zählen die Anzahl der unterstützten Geräte, die Datenübertragungsleistung, die maximale Reichweite des Netzes sowie Überwachungsfunktionen. Diese Leistungsmerkmale lassen sich durch die spezifischen Eigenschaften der eingesetzten Hard- und Softwarekomponenten eines Netzes bestimmen und können daher für das Auswahlverfahren als wichtige Entscheidungskriterien dienen.

Mit der Auswahl der Komponenten eines PC-Netzes wird die Basis eines leistungsfähigen Netzes gelegt. Die größten Auswirkungen auf die Datenübertragungsgeschwindigkeit haben die Leistungsfähigkeit der Adapterkarte und insbesondere das Netzwerk-Betriebssystem. Als Hardware-Komponenten sollten nur Standard Produkte mit Standard-Schnittstellen zum Einsatz kommen. Nur durch den Einsatz normierter Elemente kann eine problemlose zukünftige Erweiterung eines vorhandenen Netzwerkes garantiert werden.

Grundsätzlich existieren zwei konzeptionelle Einsatzmöglichkeiten von Servern. Zum einen Dedicated-Server, die exklusiv für Aufgaben der Netzwerksteuerung bestimmt sind, zum anderen Nondedicated-Server, die sowohl Steuerungs- als auch lokale Rechenfunktionen übernehmen. Für PC-Netze mit maximal zehn Stationen sind als technische Mindestanforderungen an einen Server ein 286er beziehungsweise 386er Prozessor im Pflichtenheft zu nennen außerdem 1 MB RAM Hauptspeicher und Plattenlaufwerke mit einer minimalen Kapazität von 70 MB Speicher und Zugriffszeiten von weniger als 30 ms.

Für Netze mit über zehn angeschlossenen Arbeitsplatzsystemen sind vor allem größere Speicherkapazitäten, schnellere Plattenzugriffe sowie leistungsfähigere Prozessoren wie Intel 386/486 oder Motorola 68030 , erforderlich. Durch die zentrale Installation eines einzigen Programmpaketes auf dem Server des LANs sind Kosteneinsparungen zwischen 40 und 60 Prozent möglich. Im Netz bildet das Netzwerk-Betriebssystem die Schnittstelle zwischen Netzanwendungen und den lokalen Betriebssystemen des Rechners. Betriebssystem und Netzsoftware müssen aufeinander abgestimmt sein, um einen internen und netzweiten Befehlsaustausch realisieren zu können und somit den einzelnen Geraten den Zugriff auf sämtliche Ressourcen des Netzes zu ermöglichen.

Das Netzwerk-Betriebssystem ist das Kontrollzentrum des PC-Netzes. Bei der Implementation der Netzsoftware existieren grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten. Entweder ist die Netzsoftware dem Betriebssystem aufgesetzt, das heißt sie

verwendet beim Zugriff auf Hardwareelemente das PC-Betriebssystem oder aber die Netzsoftware ist Bindeglied zwischen der Hardware und dem PC-Betriebssystem. In jedem Fall ist die Wahl des richtigen NOS (Network Operating System) der entscheidende Faktor für den Erfolg der Netzwerkinstallation, denn das Netzwerk-Betriebssystem beeinflußt die Faktoren Datenintegrität, Sicherheit und Performance.

Nach einem noch vor einigen Jahren sich etwas zurückhaltend entwickelnden Markt sind in der Bundesrepublik gegenwärtig mehr als zweihundert verschiedene Netzwerkprodukte erhältlich. Dabei binden die meisten Anbieter alle inzwischen etablierten Standards in ihre Produkte ein, wodurch sich mittlerweile eindeutig ein Trend zu hardwareunabhängigen, offenen PC-LANs abzeichnet.

In Unternehmen mit ausgeprägten heterogenen Rechnerumgebungen sollten die dort einzusetzende Netzwerk-Betriebssysteme über eine weitestgehend offene Struktur verfügen, um eine Isolation einzelner Arbeitsbereiche zu vermeiden. Das bedeutet, daß neben erweiterten PC-Netzfunktionen auch umfangreiche Komunikationsverbindungen zu unterschiedlichen Rechnersystemen unterstützt werden müssen.

Die Installation eines PC-Netzes zeitigt enorme Auswirkungen auf die gesamte Kommunikations-Infrastruktur eines Unternehmens.

Neben den organisatorischen Veränderungen hat eine Installation auch erhebliche Investitionen zur Konsequenz. Deshalb ist vor allem bei der Planung eine durchdachte und systematische Vorgehensweise erforderlich, um eine den Anforderungen des Unternehmens entsprechende Lösung zu erhalten. Ein durchdachtes Phasenkonzept für eine Auswahl sollten die Schritte Ist-Analyse, Sollkonzept, Feinauswahl und Empfehlung beinhalten.

Die Feinauswahl dient der Produktauswahl aus mehreren denkbaren Alternativen. Zu diesem Zweck sollte auf systematische Auswahlverfahren zurückgegriffen werden, um subjektive Einflüsse auf ein Minimum zu reduzieren.

Darüber hinaus sollten sich die Entscheidungsträger mit systematischen Bewertungsverfahren absichern, so daß die Entscheidung auch eventuellen kritischen Überprüfungen standhält. Eine Feinauswahl kann in folgenden Schritten durchgeführt werden: Festlegung des Auswahlverfahrens, Erarbeitung einer Hauptkriterienübersicht, Erstellung eines detaillierten Kriterienkataloges, Bewertung.

Für alle Problemlösungen im Bereich von LANs sollten die umfangreichen theoretischen Grundlagen bekannt sein. Ein besonderes Hauptaugenmerk muß dabei den ständig neu definierten Standards der unterschiedlichen Normungsinstitutionen gelten. Denn nur durch eine Implementierung dieser Empfehlungen bleibt gewährleistet, auch für zukünftige Anforderungen ein offenes, ausbaufähiges System zu besitzen.

Die jüngsten Erhebungen im LAN-Markt dokumentieren einen weiter anhaltenden Trend hin zur PC-Vernetzung. Bei entsprechenden Untersuchungen fällt auf, daß beinahe alle Anbieter eine offene Struktur ihrer Produkte anstreben. Damit reagieren die Hersteller zunehmend auf ein sich änderndes Anwenderinteresse, die von PC-Netzen in verstärktem Maße flexiblere Anpassungsmöglichkeiten an bestehende Infrastrukturen fordern.