Das Gesetz des Handelns als zentraler Prozeß:

Die notwendigen Grenzen der IDV

22.06.1984

MÜNCHEN- "Soviel Individualität wie möglich, so konzentriert wie möglich, soviel Rahmen wie möglich", kennzeichnet Wolfgang Ziegler, Bereichsleiter Planung, Steuerung und Benutzer-Service der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank AG, München, den derzeitigen Stand der hausinternen Entwicklung der Individuellen Datenverarbeitung (IDV). Der individuelle Ansatz, sich von der in der Regel lang dauernden DV-Gestaltung abzukoppeln, ziehe den Ruf nach einer leistungsfähigen Infrastruktur aus Geräten, Daten, Werkzeugen und Regelungen nach sich.

Die zahlenorientierten Benutzer stärker an der selbständigen und computer-gestützten Realisierung ihrer Anforderungen zu beteiligen und in die Verantwortung zu nehmen, machten schon bald benutzerorientierte Unterstützungsfunktionen notwendig.

So etablierten sich in der Systemplanung Gruppen die hauseigene Auswertungssysteme entwickelten die grafische Datenverarbeitung forcierten, in der Anwendung mathematischer Methoden berieten sowie APL in bestimmten Unternehmensbereichen einsetzten.

In der Unternehmensplanung wuchs eine Abteilung heran, die zentrale Datenbanken pflegte, betriebswirtschaftliche datenbezogene Beratungen durchführte, komplexe Benutzersysteme entwickelte und Auswertungen selbst erstellte oder die Fachressorts entsprechend beriet. In der EDV selbst fanden die Benutzer in bezug auf alle Anwendungssysteme Unterstützung. Es wurden die Projekte koordiniert und Kapazitätsfragen diskutiert.

Im Rahmen der Umstrukturierung kam es also nicht zu einem erstmaligen Einsatz der IDV im Unternehmen, sondern alle benutzerorientierten Funktionen wurden in einem Bereich zusammengefaßt. Diese Konzentration, der die Benutzer unterstützenden Funktionen, kann auf der bereits vorhandenen Akzeptanz der IDV durch die Fachbereiche aufbauen und führt für den Benutzer zu einem Ansprechpartner.

Die Anforderungen der Benutzer müssen versachlicht werden. Die Palette der zu diskutierenden Lösungsmöglichkeiten reicht hierbei von der Entwicklung eines neuen Systems bis zu der zur Zeit attraktivsten Lösung, den Kauf eines PCs mit entsprechender Software. Für diese Diskussion ist auch die Auswahl der Mitarbeiter für den Benutzerservice von entscheidender Bedeutung für seine Akzeptanz.

Um den Informationsbedarf der Benutzer zu erkennen und zu systematisieren, wurde auf Basis der BSP-Studie beziehungsweise KSS-Methode die Benutzerwünsche klassifiziert und Prioritäten zugeführt. In einem Projekt, das die Netzauslegung der Zukunft zum Ziel hat, soll ein weiterer wesentlicher Baustein auch für die IDV in Angriff genommen werden.

Die dem Benutzer für Eigenentwicklungen zur Verfügung stehenden Instrumente setzen sich zusammen aus der Standardsoftware APL inklusive Partnerprogramme und dem Grafikpaket GDDM/PFG sowie den hauseigenen Auswertungssystemen Abspra, Niedas und Zebras. Beim PC kommt ebenfalls auschließlich Standardsoftware zum Einsatz.

Der Einsatz dieser Systeme hat seit 1983 stark zugenommen, wobei nicht nur einfache Auswertungen realisiert wurden, sondern zum Teil ganze Anwendungspakete im Informationsbereich mit der Sprache APL, Abspra und Niedas entwickelt wurden. Der aufsteigende Trend dauert ungebrochen an (Abbildung).

Um die Vorbereitung der IDV im Unternehmen zielgerichtet voranzutreiben, sind neben den selbstverständlichen Aufgaben wie Beratung und Schulung für den PC und die Sprachen der vierten Generation, Wegweiser für den Einsatz geplant, die verbindlichen Charakter haben. Weiter sollen eine Reihe von Extrakt-Datenbanken zur Verfügung gestellt werden, wobei über die Datenbanksoftware noch nicht entschieden wurde. Daß die Entwicklung mit Endbenutzerwerkzeugen erhebliche Produktivitätssteigerung erbringt, steht außer Zweifel. Man sollte aber immer mehr hinterfragen, ob jede Anwendung tatsächlich realisiert werden muß. Insofern ist es notwendig, ein schlüssiges Instrumentarium für Kosten-/Nutzen-Überlegungen zu erarbeiten. Schließlich müssen die Einsatzmöglichkeiten der IDV im Unternehmen für eine sinnvolle Langfristplanung ermittelt werden.