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Die neuen Bedrohungen aus dem Web

17.08.2010
Von Holger Gerlach

IT-Ausfall verursacht finanziellen Schaden

Kritisch sind solche Angriffe auch, weil sie die Verfügbarkeit der IT bedrohen. Die Computerisierung durchdringt unmerklich alle Unternehmensteile. Schritt für Schritt wurden Produktionsstraßen in das Firmennetz integriert, Klemmbretter durch WLAN-fähige PDAs ersetzt und die herkömmlichen Telefonkabel gegen Ethernet getauscht. Diese Entwicklung sorgt seit Jahren für eine steigende Produktivität - aber auch für mehr Anfälligkeit. Ein Festplatten-Crash in zentralen IT-Systemen kann nun beispielsweise dazu führen, dass die komplette Produktion ausfällt; ein defektes ERP-System entzieht den Mitarbeitern ihre wichtigste Arbeitsumgebung. Eine unzuverlässige IT kann enormen finanziellen Schaden anrichten.

Im Rahmen einer umfassenden Sicherheitsstrategie gilt es zudem, viele gesetzliche Vorgaben zu beachten. Mängel in der IT-Sicherheit können zu Wechselwirkungen führen. Kommt es zu Vorfällen, weil Risiken unterschätzt wurden, drohen rechtliche Konsequenzen. Wichtige IT-relevante Gesetze sind das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG), das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmen (KonTraG) und der Sarbanes-Oxley Act (SOX). Verstöße gegen das BDSG bescheren derzeit vielen Unternehmen Negativschlagzeilen. Meistens hängen solche Verstöße direkt oder indirekt mit dem IT-Einsatz zusammen. Der Imageschaden lässt sich dabei selten in Euro beziffern. Bilanzwirksame Belastungen entstehen aber in jedem Fall durch Bußgelder, die der Gesetzgeber immer wieder erhöht.

Wie wertvoll ist die eigene IT?

Viele Risiken hängen damit zusammen, dass Unternehmen ihre Abhängigkeit von IT nicht kennen. Komplexe Methoden für das Risiko-Management und konkrete Sicherheitsvorkehrungen helfen hier nur bedingt weiter. Um mit der Bedrohung angemessen umgehen zu können, muss zunächst Klarheit darüber geschaffen werden, wie die IT in die Geschäftsprozesse eingreift und wo Unternehmenswerte in Form von Daten gespeichert werden. Ist das nicht bekannt, sind Fehleinschätzungen und unzureichende Vorkehrungen unvermeidbar. Sicherheitsvorfälle und Fehlinvestitionen sind die Konsequenzen.

Die Intransparenz in Sachen IT-Abhängigkeit löst eine Kettenreaktion aus, an deren Ende eine mangelhafte Systemadministration und der unsensible Umgang mit IT-Systemen durch die Anwender stehen. Risikobewusstsein lässt sich in diesem Bereich nur dann schaffen, wenn alle Beteiligten sich über die Abhängigkeit des Unternehmens von der IT im Klaren sind. Der erste Schritt dazu ist, dass die Geschäftsführung den Stellenwert der IT kennt und IT-Risiken als unternehmenskritischen Faktor akzeptiert.

Die Unternehmensleitung sollte die Anforderungen an die IT-Sicherheit in einem Strategiepapier dokumentieren und der gesamten Belegschaft mitteilen. Das verschafft den IT-Verantwortlichen Rückendeckung, wenn sie unpopuläre Sicherheitsmaßnahmen in den Fachbereichen durchsetzen müssen. Wird die IT jedoch von der Geschäftsleitung stiefmütterlich behandelt, kann ein sensibler Umgang mit IT-Anwendungen und -Systemen auch von den Benutzern kaum erwartet werden.