Die neue Rolle der IT GmbHs: Auslagerungswelle umgelenkt

27.11.2006

Die Fortschritte resultieren zum Teil aus den Vorteilen, die die IT-Töchter und -Organisationen aus definierten Prozessen schöpfen. Fast alle IT-Manager vertrauen dabei auf die erprobten IT-Serviceabläufe der IT Infrastructure Library (Itil). 70 Prozent haben ihre Organisation bereits an den Itil-Prozessen ausgrichtet, weitere 25 Prozent hegen entsprechende Pläne "Itil bietet die größten Erfahrungen, die Unternehmen sind sehr zufrieden damit, die Abläufe sind sehr gut beschrieben und gut einzuführen", berichtet Neinhaus. In den kommenden Jahren wollen sich zudem viele Unternehmen neben Itil den Prozessmodellen Cobit und CMMI widmen. Befragt nach Einsatz und Zufriedenheit von Modellierungswerkzeugen stellten die IT-Manager der IDS-Scheer-Lösung "Aris" die besten Noten aus.

Doch der breite Einsatz von Prozessmodellen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Detail an viele Ecken noch erheblich hapert. Beschreibung, Messbarkeit, Verbindlichkeit und Verständlichkeit der vereinbarten Abläufe ist dürftig, doch immerhin: "Die Unternehmen sind dran", lobt Kruppe. Am weitesten ist noch die Ausgestaltung der Verwaltungsprozesse fortschritten. Sie sind in vielen IT-Organisationen gut messbar und detailliert beschrieben sowie für die Mitarbeiter verständlich und verpflichtend. Das ist nicht verwunderlich, handelt es sich dabei doch um branchenübergreifende Abläufe. Doch überall dort, wo die Besonderheiten des eigenen IT-Geschäfts zum Tragen kommen, sieht die Umsetzung weniger gut aus.

Wichtiger sind indes gut beschriebene und verbindliche Prozesse im Vertrieb und in der Leistungserbringung. In diesen beiden erfolgskritischen Bereichen bescheinigen sich die IT-Manager ein allenfalls ausreichendes Niveau, obwohl die Verantwortlichen den Themen große Bedeutung beimessen. "Der Professionalisierungsgrad im Prozess-Management ist extrem gering", warnt Neinhaus. "In allen Bereichen herrscht hoher Handlungsdruck." Erfolgsentscheidend für gut funktionierende Prozesse sind laut Einschätzung der Befragten in erster Linie, klare Verantwortung, Messbarkeit und Transparenz. Doch in allen Disziplinen klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander, sprich: wurde nicht in der Form umgesetzt, wie es erforderlich gewesen wäre. Insgesamt erwarten die IT-Manager wieder steigende Umsätze, sie rechnen also mit Budgeterhöhungen ihrer Muttergesellschaft. Doch Prognosen fallen bescheiden aus. Summa summarum gehen die Befragten im Jahr 2007 von einem Plus von ein Prozent aus.

Der Weg der internen Konzern-IT zum Sourcing-Management

An der aktuellen Erhebung zur Zukunft der Konzern-IT, die vom Düsseldorfer Beratungshaus SMP AG zusammen mit der COMPUTERWOCHE betrieben wurde, beteiligten sich IT-Manager aus 69 Unternehmen. Mit anteiligen 25 Prozent stellten die Finanzdienstleister die größte Branchengruppe, gefolgt von Anwendern aus dem Sektor Energie, Handel und Logistik (20 Prozent) sowie Telekommunikation (17 Prozent). Gemessen am Umsatz der Muttergesellschaft waren große Unternehmen stark vertreten. 29 Prozent der teilnehmenden Unternehmen nehmen pro Jahr 100 Millionen Euro und mehr ein. Die meisten Befragte (35 Prozent) arbeiten jedoch in Firmen, die zwischen 20 Millionen und 50 Millionen Einnahmen pro Jahr erzielen.

Die Befragung wurde bereits zum sechsten Mal in Folge betrieben. Ein Vergleich der Ergebnisse zeigt deutlich den veränderten Stellenwert der internen IT. Im Jahr 2001 hofften viele Unternehmen noch auf Erfolge im Drittmarkt, nicht zuletzt um ihre Überkapazitäten auszulasten. Kundenzuspruch gab es allenfalls aus dem Konzernumfeld. Mit dem Debis Systemhaus und Aventis (Hoechst) strichen die ersten Ausgründungen die Segel. 2002 spitzte sich die Lage zu, weil der IT-Servicemarkt deutlich schrumpfte. Die Konzernmütter äußerten erhebliche Zweifel an den externen Aktivitäten ihrer IT-Töchter. Außerdem übten Outsourcer wie IBM und EDS starken Druck auf die IT-Abteilungen aus. Der Großteil der IT GmbHs beendete 2003 den Ausflug in das externe Geschäft. Die internen Kunden rückten wieder ins Zentrum des Interesses, um das Outsourcing-Gespenst abzuwehren. Im Zuge der Konsolidierungsbemühungen bereinigten die internen IT-Dienstleister in den folgenden zwölf Monaten ihr Portfolio- nicht zuletzt aufgrund der Erfolge externe Service-Provider im Konzern (siehe auch "Die Reihen der IT-Töchter lichten sich"). Immer häufige konnten Anbieter wie IBM, Hewlett-Packard und T-Systems Auslagerungs-Deals gewinnen. 2005 nahmen die internen IT-Dienstleister wieder das Heft in die Hand und lagerten aktiv aus (sieh auch "Die interne IT lagert selbstbewusst aus"). Zudem zeigte sich, dass die klassische IT-Abteilung ein auslaufendes Modell ist (siehe auch "Das Ende der klassischen IT"). Immer mehr Konzerne organisierten die IT als eigenständige Tochter ohne Marktansprüche. Dieser Trend bestätigte sich in diesem Jahr: Die interne IT arbeitet an der Transparenz ihrer Prozesse. So lassen sich Service bei Bedarf herauslösen und einem externen Provider übertragen.