Die neue Rolle der IT GmbHs: Auslagerungswelle umgelenkt

27.11.2006

Der insgesamt hohe Auslagerungsgrad ist angesichts der nüchternen Erfahrungen, die Unternehmen mit dem Outsourcing gemacht haben erstaunlich. Durchweg wurden die in den Fremdbetrieb gesteckten Erwartungen in die Kostenreduzierung nicht erfüllt (siehe Grafik "Dokument der enttäuschten Erwartungen"). In allen befragten Kategorien erreicht der gemittelte Erfüllungsgrad nicht einmal die 50-Prozentmarke, dass heißt, weniger als die Hälfte der in Aussicht gestellten Einsparungen konnten tatsächlich erzielt werden. "Die Unternehmen unterschätzen häufig den Transaktionsaufwand", erläutert Neinhaus die schlechten Zahlen. "Immerhin gab es unter den Befragten keinen, der drauf zahlen musste", versuchte SMP-Kollege Kruppe dem Ergebnis noch einen positiven Aspekt abzuringen.

Die veränderte Rolle der internen IT-Organisation im Outsourcing-Geschäft spiegelt sich auch darin wider, wie die Unternehmen ihre IT-Gelder verteilen. Die eigene IT-Mannschaft verwaltet rund 80 Prozent des gesamten IT-Budgets, der Rest geht direkt an externe Provider. Das 80 zu 20 ist seit Jahren stabil und wird sich laut Einschätzung der befragten Manager nicht ändern. Eine Analyse von Einzelfällen belegt zudem, dass Budgetveränderungen interne und externe IT-Betreiber gleichermaßen betreffen. Zurzeit gibt es demnach keine bemerkbaren Bestrebungen in den Konzernen, IT-Gelder stärker als bislang an der internen IT vorbei zu schleusen.

Die stabile Verteilung des IT-Budgets zwischen internen und externen Anbietern bedeutet aber nicht, dass das derzeitige Outsourcing-Niveau eingefroren wird. Die interne IT hofft, weiterhin knapp 80 Prozent der IT-Gelder vom Mutterkonzern zu bekommen, sie wird aber nicht 80 Prozent der Leistungen selbst erbringen. "Vermutlich enthält das von der internen IT-Organisation verwaltete Budget durchlaufende Posten, die im Zuge von Auslagerungsverträgen an Service-Provider weitergereicht werden", räumt Neinhaus ein. Belegen lässt sich dies anhand der Umfrageergebnisse jedoch nicht.

Es gibt aber durchaus Hinweise, die diesen Schluss nahe legen. So legen die internen IT-Betreiber in den kommenden Jahren weniger Wert auf ein großes Leistungsportfolio. Stattdessen wollen sie den Bedarf der Fachabteilungen bündeln und managen, unabhängig davon, wer die Leistungen erbringt. Das war in früheren Befragungen noch anders. "Erstmals akzeptieren die Unternehmen die Konsequenzen, die sich aus ihrer Rolle als Institution des Partner-Managements ergeben", betont Kruppe.

Die besondere Stärke gegenüber externen Wettbewerbern liegt nach eigener Einschätzung der IT-Manager im sehr guten Wissen um die Wertschöpfungsketten und in den intensiven Kundenbeziehungen. In diesen Bereichen fühlen sich die internen Betreiber seit Jahren sehr gut positioniert und wollen die starke Position auch erhalten. Allerdings haben die hauseigenen IT-Provider in der internen Neugestaltung geschludert. Obwohl viele qua ihrer organisatorischen Neuausrichtung und damit eingehenden Transparenz einem stärkeren Wettbewerb mit externen Anbietern ausgesetzt sind, hinken sie beim Kunden-Management, also der Pflege und Entwicklung des internen IT-Nutzers, hinterher. "Die sehr gute Kundenkenntnis hat sich anscheinend nicht bis in den Vertrieb fortgepflanzt", bemängelte Neinhaus. "Die Unternehmen sind in den vergangenen Jahren aber besser geworden, weil sie dem Druck der Outsourcer ausgesetzt sind."