"Die Nachfrage steigt auch in Zukunft"

19.09.2006
SAP-Experten bleiben gesucht, wenn sie bereit sind, neueste IT-Trends für ihre Arbeit aufzugreifen, meint Armin Bender, Personalchef der msg Systems und Geschäftsstellenleiter des Entwicklungszentrums Passau.

CW: Mehr als 300 der insgesamt 2000 Mitarbeiter Ihres Unternehmens sind im Entwicklungszentrum beschäftigt, unter anderem in der SAP-Produktentwicklung. Wie sehen die Aufgaben und Projekte aus? Was genau wird hier entwickelt?

msg Systems …

… ist Beratungs- und Entwicklungspartner von SAP. Das Unternehmen wurde 1980 in München gegründet und zählt mit seinen 2000 Mitarbeitern zu den zehn größten IT-Beratungs- und Systemintegrationshäusern in Deutschland. Eine wesentliche Rolle nimmt das SAP-Entwicklungszentrum in Passau ein. Mit spezialisierten Tochterunternehmen und Beteiligungen erweitert msg kontinuierlich sein Leistungsspektrum für die Branchen Automotive, Finanzdienstleistungen, Versicherungen und Gesundheitswesen. Das Unternehmen betreibt Niederlassungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Singapur und den USA.

BENDER: Im SAP-Umfeld gliedert sich unsere Arbeit im Wesentlichen in drei Bereiche: Zum einen entwickeln wir als "Development and Special Expertise Partner" gemeinsam mit SAP Produkte für die Versicherungsbranche. Darüber hinaus entstehen bei uns in Passau vor allem Erweiterungen zum jeweiligen Produktstandard. Außerdem programmieren wir eigene Anwendungsteile, Schnittstellen, Batch-Abläufe, Migrationswerkzeuge, test-unterstützende Anwendungen und Reporting-Funktionen.

CW: Ein SAP-Entwickler, der nicht direkt bei SAP arbeitet - wie muss man sich dessen Aufgabenspektrum vorstellen?

BENDER: Im Grunde genommen ist das Aufgabenspektrum ähnlich, nur die Produkte sind zum Teil unterschiedlich: Neben Standardmodulen, die wir gemeinsam mit SAP entwickeln, erhalten unsere Kunden von uns auch individuelle Anwendungen, bei denen uns unser detailliertes Branchen-Know-how zugute kommt. Aber unabhängig vom Arbeitsplatz haben die Aufgaben der Entwickler natürlich Gemeinsamkeiten: Das beginnt mit der Aufnahme der Anforderungen und der Fachspezifikation und geht über das Design und die Implementierung bis hin zum Integrationstest und zur Einführung. Dieses gesamte Spektrum muss ein Entwickler, egal wo er arbeitet, abdecken können.

CW: Sind bei Ihnen überwiegend Informatiker gefragt, oder benötigen Ihre Mitarbeiter vorrangig Prozess-Know-how und sollten also eher Betriebswirtschaftler mit Informatikkenntnissen sein?

BENDER: Das von Ihnen angesprochene Prozess-Know-how ist Bestandteil beider Studiengänge. Technische Informatiker und Betriebswirtschaftler mit besonderer Affinität zur Informatik finden sich vor allem in unserem Team für die Standard-Produktentwicklung. In diesem Bereich besteht das Team zu zwei Dritteln aus Informatikern, während das Verhältnis bei Entwicklungsaufgaben direkt beim Anwender umgekehrt ist: Dort ist idealtypisch die Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker gefragt. In der Summe ist eine gute Mischung aus technischem und betriebswirtschaftlichem Know-how die optimale Lösung. Darüber hinaus kommt es natürlich auf die Persönlichkeit des Einzelnen an. Der Informatiker mit einem fundierten Verständnis für Betriebswirtschaft kann ebenso punkten wie der Betriebswirt mit einer ausgeprägten Affinität zur Softwareentwicklung.

CW: Wie bleiben Ihre Mitarbeiter auf dem neuesten Stand der Dinge?

BENDER: Wir organisieren zahlreiche Kurse und Fortbildungen, um unsere Mitarbeiter auf dem Laufenden zu halten. Wir bieten zum Beispiel in unserer hauseigenen "SAP-Akademie" standardisierte Ausbildungsmöglichkeiten an, die sich auf SAP-Basis, die Module und auf Technologien wie Netweaver beziehen. Außerdem nutzen wir auch die Fortbildungsmöglichkeiten von SAP. Und wir schulen unsere Mitarbeiter methodisch in Sachen Beratung, zum Beispiel im Rahmen einer fünf Monate dauernden Fortbildung zum zertifizierten Projekt-Management-Experten gemäß internationalem Qualitätsstandard GPM. Des Weiteren arbeiten wir am Entwicklungsstandort Passau eng mit den regionalen Hoch- und Fachhochschulen zusammen. Daraus resultierte bereits eine Vielzahl von Vorlesungen zu aktuellen SAP-Themen. Über das Angebot diverser Praktika, Werkstudenten-Tätigkeiten und Diplomarbeitsplätze wird der Know-how-Transfer zwischen Wirtschaft und Hochschulen noch weiter ausgebaut. Uns ist bewusst, dass unser gesamtes Team nur auf der Basis lebenslangen Lernens wettbewerbsfähig bleibt. Die Herausforderung besteht darin, zukünftige Technologieanforderungen frühzeitig zu erkennen, um sie rechtzeitig in die Standardproduktentwicklung und in die Schulungen einfließen zu lassen.

CW: Wie sind Ihre Erfahrungen bezüglich der Zusammenarbeit von Beratern mit Anwenderunternehmen? Welche Anforderungen werden dabei an solche Mitarbeiter gestellt?

BENDER: Die Zusammenarbeit zwischen Beratern und Anwendern ist nicht nur geprägt von der Kultur der beteiligten Unternehmen, sondern auch von der zwischenmenschlichen Chemie. Das alles erfordert von den Beratern eine hohe soziale Kompetenz. Deshalb legen wir bei der Auswahl unserer Mitarbeiter hierauf auch besonderen Wert, sie müssen einfach gute Teamarbeiter sein und Inhalte verständlich vermitteln können. Daneben müssen sie als Kernqualifikation natürlich über sehr gute technische Kenntnisse zu modernen Softwarearchitekturen und objektorientierten Entwicklungsverfahren verfügen.

CW: Wie sehen Sie die Entwicklung der Nachfrage nach SAP-Experten?

BENDER: Die Nachfrage wird auch in Zukunft steigen. Die Produkte, an deren Entwicklung wir beteiligt sind oder die wir selbst entwickeln, sind international ausgerichtet und haben ein deutliches Wachstumspotenzial. Solche Aufgaben stellen auch besondere Anforderungen an die Mitarbeiter. Um den Erfordernissen des Marktes gerecht zu werden, sind deshalb immer mehr High Potentials gefragt, und das nicht nur bei uns. (hk)