Die mittelgroßen Beratungshäuser leiden

10.02.2006
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Alternative Sourcing-Modelle

Mit einem derart radikalen Umbau des Geschäfts tun sich die beiden großen deutschen Anbieter schwer. "SBS kann es sich nicht leisten, in Deutschland Entlassungen anzukündigen und in Indien neue Servicezentren zu errichten", schildert Ortwein. "Ähnliches gilt für T-Systems." Die Abhängigkeit beider Anbieter vom deutschen Markt ist gemessen an ihrer Größe zu deutlich, zudem leidet insbesondere die Siemens-Tochter laut Ortwein unter den vergleichsweise hohen Overhead-Kosten.

Unter den mittelgroßen Anbietern gibt es bislang nur wenige wie etwa Itelligence, die den Schritt gewagt haben, Entwicklerteams in Niedriglohnländern zu beschäftigen. "Internationale Strukturen können allenfalls eine Handvoll Anbieter aufbauen und unterhalten", warnt Fink. Vielfach lohnt die Verlagerung in entfernte Länder nicht, weil Projekte für mittelständische Kunden zu klein sind. Einen Ausweg aus diesem Dilemma zeigt der Software-Dienstleister MSG aus München. Er lässt in Passau entwickeln, wo die Löhne geringer sind als in der bayerischen Landeshauptstadt, die örtliche Universität aber ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte heranbildet.

MSG ist zudem ein mittlerweile seltenes Beispiel für ein unabhängiges deutsches Unternehmen, das sich ausschließlich dem Beratungs- und Projektgeschäft widmet. Andere Anbieter, etwa Itelligence und TDS, haben ihr Portfolio zu Lasten der reinen SAP-Beratung um Outsourcing-Dienste ausgeweitet. Wieder andere IT-Dienstleister wie etwa Novasoft, Mummert, sd&m und Avinci sind bei größeren Konzernen untergeschlüpft und konnten sich unter dem schützenden Dach erholen. "sd&m hat einen klaren Fokus, eine gute Kundenbindung, und sehr gutes Topmanagement", lobt PAC-Analyst Ortwein die Capgemini-Tochter, die ihr eigenes, konzernunabhängiges Image pflegt. "Der Markenname ist wichtig", ermuntert Ortwein das Unternehmen. "Das stärkt auch das Selbstwertgefühl der Mitarbeiter."