Strategien


Digitalisierung und Führung

Die Mitarbeiter machen einfach

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

So kooperiert die Bahn seit vorigem Herbst zum Beispiel mit dem Startup Senvisys. Das Jungunternehmen arbeitet an einer kabellosen Sensorlösung, die die Position von Zügen und Objekten über Kilometer an den Vibrationen der Gleise erkennen kann. Dem Konzern könnte dieses enorm Geld sparen - aber was bringt es dem Gleisarbeiter? "Er müsste nicht mehr mit schwerem Werkzeug lange Strecken zu schadhafter Technik im Gleis gehen", erklärt Harland. "Und das überzeugt auch die Kollegen, die das Produkt später verbauen und warten würden." Übrigens setzt sich der promovierte Ingenieur auch mal selbst ans Gleis und schraubt einen Sensor an. Sozusagen Eisenbahnerromantik 4.0.

Der digital-affine Konzern organisiert sich selbst

Peter Klingenburg, Managing Director bei T-Systems Multimedia Solutions, muss in seinem Konzernteil der Deutschen Telekom niemanden von den Vorteilen des digitalen Wandels überzeugen. "Wir bieten ja Digitalisierung an", sagt er, "unsere Mitarbeiter sind affin."

"Affin" heißt zum Beispiel, dass Klingenburgs Team sich im Web selbst eine Kommunikationsplattform aufbaut, sollte er keine bereitstellen. "Die Mitarbeiter machen einfach", stellt er fest. Verbieten will er das nicht - sieht sich als Führungskraft aber in der Rolle des Erziehers gefragt. Erziehen heißt, die Mitarbeiter auf ihrem Weg im Unternehmen zu begleiten und bei Ideen und Entscheidungen zu unterstützen.

Und so hat Klingenburgs Führungsverhalten mit Vertrauen zu tun. "Kernarbeitszeiten gibt es im Unternehmen offiziell nicht", sagt er. "Die ergeben sich aber anhand der Kunden und deren Anforderungen. Wenn beim Kunden zum Beispiel dreimal pro Woche alle über Mittag im Büro sind, dann sind unsere Mitarbeiter, die am Kundenprojekt beteiligt sind, zu dieser Zeit ebenfalls da." Und wer etwa für Marketingleute arbeitet, weiß, dass er vor zehn Uhr morgens ohnehin niemanden erreicht. Also organisieren sich die Teams selbst.

Digitalisierung verändert das Image

Dass das Ganze funktioniert, ist für Klingenburg neben der Technologienutzung vor allem eine Frage der Kommunikation. Hier holt auch der Mutterkonzern auf, betont der Director. Ihm gefällt es, dass die Bonner die Plattform "Telekom hilft" eingerichtet haben, auf der Kunden ihren Frust loswerden können oder Antworten auf Fragen und Unklarheiten bekommen. "Viele Verbraucher haben gesagt, so etwas hätten sie der Telekom gar nicht zugetraut", lacht Klingenburg. Positiver Effekt: das Image des Konzerns wandelt sich.

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