Geld interessiert die IT-Profis angeblich wenig

Die meisten Experten suchen spannende Aufgaben

21.06.1996

Auf die Frage, welche Faktoren bei der Stellensuche "sehr wichtig" seien, antworteten 74 Prozent der Befragten, daß "die Eigenständigkeit der Aufgabenstellung" höchste Priorität genieße. Als weitere wichtige Kriterien nannten die Studienteilnehmer: Herausforderung durch die Aufgabe, Arbeitsbedingungen, Verantwortungsgrad und flexible Arbeitszeit. Für nur 34 Prozent der DV-Profis spielt das Gehalt eine wichtige Rolle, und nur 28 Prozent wollen in ersten Linie einen sicheren Arbeitsplatz. Noch weniger interessierten sie das Image des Arbeitgebers (elf Prozent der Befragten nannten dieses Kriterium), soziale Leistungen (acht Prozent) und ihre hierarchische Position innerhalb des Betriebs (sieben Prozent).

Natürlich spielten anspruchsvolle Aufgaben eine wichtige Rolle oder auch das Betriebsklima, meint der Personalchef eines amerikanischen Softwarehauses, das seinen deutschen Sitz in München hat. Voraussetzung sei allerdings, daß das das Gehalt stimme. "Sonst nützen auch die interessanten Aufgaben wenig", so die Erfahrungen des Münchner Personal-Managers.

Arthur Wöhner, Leiter der Abteilung Organisation/Datenverarbeitung beim Stuttgarter Bauunternehmen Wolff & Müller GmbH & Co KG, hat drei Arten von Kandidaten ausgemacht, die sich für eine Stelle in seiner Abteilung bewerben. Etwa die Hälfte der Interessenten wollten einen neuen Job, sei es, weil sie mit dem alten Arbeitgeber unzufrieden waren, sei es, weil sie keine Beschäftigung hatten.

Bei etwa einem Viertel waren finanzielle Aspekte ausschlaggebend. Für nur ein Viertel, "das sind vor allem Jüngere", so Wöhners Eindruck, stehe die Aufgabe an vorderster Stelle. Sie seien es auch, die gezielt nach Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten fragten.

Das Image des Unternehmens spiele für 90 Prozent der Datenverarbeiter keine Rolle, glaubt der schwäbische DV-Manager. Informatiker seien weniger an großen Namen wie BMW oder Siemens interessiert als die Betriebswirte. Diese Aussage läßt sich insofern relativieren, als Personalchefs von Firmen wie Microsoft oder Hewlett-Packard erzählen, daß sie manchmal "waschkorbweise" Bewerbungen von Hochschulabsolventen auf Anzeigen erhalten.

Interessant ist auch, wie DV-Profis ihre Zukunft bewerten: Danach wollen 27 Prozent der Befragten nach einem Jahr eine andere Position übernehmen oder für einen anderen Arbeitgeber tätig (14 Prozent) sein. Nach fünf Jahren ändert sich die Reihenfolge: 30 Prozent wollen dann in einem anderem Betrieb beschäftigt sein und 25 Prozent eine andere Position besetzen.

Die Auskunftgeber der CW-Studie haben bisher im Durchschnitt 2,2mal ihren Arbeitgeber gewechselt. Immerhin ein Fünftel hat das noch nie getan, ein weiteres Fünftel erst einmal und nur sechs Prozent sechsmal und mehr. Insgesamt bleibt ein Datenverarbeiter statistische 6,5 Jahre bei einem Unternehmen.

Der Wunsch nach Veränderung ist dann besonders groß, wenn DV- Mitarbeiter merken, daß das Unternehmen nur zögerlich in neue Technik investiert, so ein Anwendungsprogrammierer bei der Lufthansa Air Plus Servicekarten GmbH in Neu-Isenburg. Er bezeichnet sich selbst als "Host-Fossil". Als sich die Möglichkeit bot, bei seinem jetzigen Arbeitgeber an einem Client-Server- Projekt mitzuarbeiten, nutzte er die Chance und wechselte. Das Management seines Ex-Unternehmen habe nicht den Eindruck hinterlassen, kräftig in DV investieren zu wollen: "Sie lief ja."