Schleppende Transformation

Die meisten CEOs sind digitale Muffel

13.10.2013
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Nur wenige Firmenchefs bereiten ihre Unternehmen auf die digitale Transformation vor. Viele ignorieren das Potenzial aktueller Trends wie Mobility, Social Media und Analytics.
Transformation Business 16:9
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Foto: Tashatuvango - shutterstock.com

Die digitale Transformation überführt Unternehmen in den kommenden Jahren in Organisationen, deren Strukturen und Prozesse an den Bedürfnissen von Social Media, Mobility, Analytics und intelligenten Geräten ausgerichtet sind. Diese Wandlung sollte Ziel eines jeden Unternehmens sein, mahnen die Autoren der Studie "Embracing Digital Technology: A New Strategic Imperative". Die Empfehlung beruht auf einer weltweiten Umfrage unter 1500 Führungskräften und Managern unter der Leitung des Wirtschafts-Journals "MIT Sloan Management Review" in Kooperation mit Capgemini Consulting.

Die Unternehmens-Chefs sind in der Pflicht

Die Autoren sind überzeugt davon, dass die Nutzung neuer digitaler Techniken eine Vielzahl von Verbesserungen in den Prozessen anschiebt und neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet. Doch die digitale Transformation könne nur als Top-Down-Ansatz funktionieren, lautet ein Resümee der Studie.

"Dazu müssen CEOs und leitende Angestellte eine Vision für die Belegschaft formulieren, sie müssen einen Fahrplan entwickeln und ihn unterstützen", werben die Autoren für mehr Zuspruch. "Sie müssen das Unternehmen hinter dieser Idee versammeln und mit messbaren Zielen und Belohnungen Anreize schaffen, um die Vision zu verwirklichen." Die Analyse der Umfrageergebnisse belegt die Verantwortung des Managements eindeutig: In Firmen mit einem engagierten Chef steht nahezu die gesamte Belegschaft (durchschnittlich 95 Prozent) hinter dem Plan zur digitalen Transformation. Leider haben die Marktforscher nur in gut jedem dritten Unternehmen einen solchen Chef gefunden.

Dabei ist die strategische Einordnung neuer Techniken und Trends traditionell ein Thema, dass dem CEO obliegt. Nach Einschätzung der Forscher hat sich die Verpflichtung dazu in den vergangenen fünf Jahren aufgrund der rasanten Entwicklung noch erheblich verschärft. Der Firmenlenker sei heute viel häufiger gefordert, den Gebrauch neuer Technologien im eigenen Unternehmen und in Abgrenzung zum Wettbewerb zu bewerten. Auf Basis dieser Analyse müsse er Visionen, Ziele und konkrete Maßnahmen entwickeln. Doch Vorsicht: "Technik kann eine Wirkung wie der Klang der Sirenen entfalten", warnen die Autoren. "Wer sich nicht auf Ziele konzentriert, kann leicht vom Weg abkommen."

Die vier Entwicklungsstufen

Der Studie zufolge sind 80 Prozent der Befragten von der Notwendigkeit einer digitalen Transformation überzeugt, doch knapp zwei Drittel bemängeln die Umsetzungsgeschwindigkeit im eigenen Unternehmen.

Aus den Angaben haben die Forscher vier Entwicklungsstufen herausgearbeitet:

  • nur 15 Prozent der Unternehmen dürfen sich als "Digirati" bezeichnen. Dies ist die höchste Entwicklungsstufe. In diesen Organisationen hat das Top-Management klare Ziele und Visionen definiert und verfolgt sie konsequent.

  • In der Gruppe der "Fashionista" finden sich nur sechs Prozent der Firmen wieder. Sie haben neue Techniken bereits in ihre Abläufe und Modelle integriert, doch ihnen mangelt es an der Koordination der vielen Vorhaben und am Fein-Tuning.

  • Die als "Conservative" bezeichneten Unternehmen scheuen vor den neuen Trends zurück - noch, denn die Unternehmenslenker haben die Bedeutung der digitalen Transformation erkannt und arbeiten daran, Visionen, Strategien und Führungsstrukturen entsprechend auszurichten. Die Studie ordnet 14 Prozent der analysierten Unternehmen hier ein.

  • Der Löwenanteil der Organisationen verharrt noch im Stadium der "Beginner". Für 66 Prozent der Firmen beschränkt sich die Digitalisierung auf die E-Mail-Nutzung, den Web-Auftritt und den Einsatz von Business-Applikationen. Trends wie Social Media und Analytics betrachten sie aus der Ferne, teils aus Skepsis teils aus fehlendem Gespür für die Dringlichkeit. (jha)