Neue Technologie bringt 3D-Bearbeitung auf den PC

Die meisten Applikationen nutzen Intels AGP-Chipsatz noch nicht aus

05.09.1997

Wesentliches Merkmal des Chipsatzes ist zum einen der Accelerated-Graphics-Port-Bus (AGP), zum anderen das Advanced Configuration Power Interface (ACPI).

Über den AGP-Bus bewegen sich die bei der Grafikverarbeitung anfallenden Daten direkt zwischen dem 440-LX-Chipset und dem Arbeitsspeicher oder dem Grafik-Controller beziehungsweise dem Prozessor eines PCs. Maximal lassen sich auf diesem Weg Durchsatzraten von 528 MB/s erzielen, behauptet Intel. Der AGP-Datenpfad entlastet so den PCI-Systembus, über den alle sonstigen Bits und Bytes an die I/O-Subsysteme wie Festplatten, Netzwerkkarten etc. gesendet werden (siehe Grafiken).

Durch das Dual-Bus-Konzept - der AGP-Bus ist mit 66 Megahertz doppelt so schnell getaktet wie der PCI-Systembus - wird zudem nicht nur die Grafikverarbeitung beschleunigt. Vielmehr erhöht sich durch die Entlastung des Systembusses die gesamte Rechenleistung des PCs.

Mit ACPI soll es Systemadministratoren von PC-Netzen unter anderem erleichtert werden, Administrations- und Reparaturaufgaben an PCs auch remote, also per Fernwartung, vornehmen zu können. Die ACPI-Technologie erleichtere zudem, Software-Aktualisierungen automatisiert abzuwickeln. Darüber hinaus kann mittels ACPI ein im Schlafmodus befindlicher PC entweder remote oder automatisch durch die Aktion eines anderen Geräts reaktiviert werden. Beispielsweise könnte bei einer eingehenden Fax-Sendung ein an einen Rechner angeschlossenes Faxgerät den PC hochfahren.

Der neue Chipssatz verfügt außerdem über Eigenschaften, die die Chipsatzvariante "440 FX" für die Pentium-Pro-Prozessoren noch nicht besaß. Hierzu gehört unter anderem das sogenannte Ultra-DMA-Festplatten-Interface (DMA = Direct Memory Access). Mit dieser Technologie sollen Datendurchsatzraten von den Massenspeichern zum Arbeitsspeicher von 33 MB/s möglich werden. Ultra-DMA-Festplatten sollen im Vergleich zu EIDE-Massenspeichern bis zu zehn Prozent schneller sein.

Neben dem eigentlichen Chipset hat Intel auch drei komplett ausstaffierte Systemplatinen mit dem 440LX-Chipset vorgestellt. Das "AL440LX"-Board ist in dem kleineren ATX-Format ausgelegt. Nach Intels Vorstellungen ist es für Heim-PCs gedacht. Das Pendant "NX440LX" in NLX-Größe soll Rechnern vorbehalten sein, die in Unternehmen zum Einsatz kommen. Mit dem "DK440LX" bietet der Prozessorhersteller zudem eine Platinenvariante, die zwei Pentium-II-CPUs aufnehmen kann. Der Anwendungsbereich dürfte sich bei diesem Produkt zunächst auf PC-Workstations beschränken.

Der 440LX-AGP-Chipsatz soll in 10 000er Stückzahlen 64 Dollar kosten. Allerdings wurde auch bekannt, daß OEM-Kunden von Intel, also PC-Hersteller, weniger als 45 Dollar pro Chipset zahlen müssen.

Bei der Vorstellung haben über 30 Systemplatinenhersteller, vornehmlich aus Taiwan, bereits Produkte mit dem 440LX-AGP-Chipsatz präsentiert. Grafikchipspezialist ATI Technologies Inc. bietet mit dem "3D Rage Pro AGP" einen eigenen, zu Intels Technologie konformen Grafikchip.

Intels Rivalen Advanced Micro Devices (AMD) und Cyrix werden AGP-kompatible Chipsets für ihre Prozessoren noch diesen Herbst auf den Markt bringen, sagte Dataquest-Analyst Nathan Brookwood.

Einige Wermutstropfen allerdings begleiten Intels Neuentwicklung: Microsoft wird den Chipsatz erst mit seinen Betriebssystemen Windows 98 und NT 5.0 unterstützen. Das heißt, erst in diesen Varianten werden AGP-Treiber Bestandteil des Betriebssystems sein. Dies könnte die Begeisterung für die neue Technologie dämpfen. Intel bringt aus diesem Grund den AGP-Treiber "VxD" für Windows 95 auf den Markt.

Für Anwender bisheriger Pentium-II-PCs wird es zudem keine Aufrüstmöglichkeit auf die AGP-Technologie geben, es sei denn, der Anwender wechselt die komplette Systemplatine seines PCs aus. Wer die Vorteile der AGP-Technologie nutzen will, sollte sicherstellen, daß sein neuer PC mit einer Platine arbeitet, die den neuen 440-LX-AGPset-Chipset aufweist.

Die Investition in die AGP-Technologie lohnt sich jedoch nicht, wenn ein Anwender nur die üblichen Büroanwendungen nutzt. Erst beim Einsatz von dedizierten Grafik-, Video- oder Multimedia-Applikationen sowie bei Spieleanwendungen bringt AGP merkliche Leistungsschübe. Aus diesem Grund sagt selbst Intel, daß AGP wohl erst Mitte kommenden Jahres richtig abheben werde und zwar dann, wenn genügend Applikationen Gebrauch von der neuen Technologie machen.