Kommentar

Die Masse macht's - nicht mehr

16.02.2001

Seit ihren Ursprüngen verbreitet die PC-Industrie eine schlichte "Vision": Alles wird schneller, alles wird billiger. Wer an seinem Arbeitsplatz nicht die jeweils aktuelle CPU-Generation kommandiert, so die unterschwellige Botschaft der Marketing-Manager, gehöre nicht mehr zur Leistungselite. Gewürzt wurde dies mit einer Codezeilen-Inflation, die den regelmäßigen Austausch der Rechner vorantrieb: Fertig war das Marktrezept. Als Ergebnis bildete sich die berühmte PC-Schraube, die von den Hardwareherstellern inzwischen hoffnungslos überdreht wurde.

Die begrenzte Bandbreite der Verkaufsargumente hat dazu geführt, dass der PC zu einem austauschbaren Gut geworden ist - und damit natürlich auch die Anbieter. Zudem sind die Firmen im Lauf der Zeit ihrer eigenen Marketing-Strategie aufgesessen, denn sie haben sich einem ähnlichen Leistungswettlauf verschrieben: Um jeden Preis wird versucht, den größten Marktanteil an sich zu reißen. Es zählt lediglich der erste Platz in den Statistiken von IDC, der "Bibel " der Branche. Dass dabei traditionelle Gewinn- und Verlustrechnungen häufig auf der Strecke blieben, wurde billigend in Kauf genommen - Hauptsache, man konnte Vertragsabschlüsse mit Großkunden melden.

"Wir wollen stärker wachsen als der Markt", verkünden unisono die PC-Manager - allerdings möchten sie dabei wieder profitabel sein. Wie dieses hohe Ziel erreicht werden soll, wird nur mit Hinweisen auf interne Maßnahmen angedeutet: Geld sparen, Partnerschaften verbessern und die Effizienz des Channels steigern. Kaum ein Satz fällt zum Produkt PC, neue Konzepte für das Wachstum sind Mangelware. Denn zum Glück gibt es PDAs, Notebooks samt Wireless-Konzepten, Server und Services, mit deren Margen sich die Buchungslöcher der PC-Divisionen stopfen lassen. Der Desktop als unverzichtbare Plattform für die Informationstechnik steckt nicht in einer Krise, die Manager der PC-Industrie bisweilen schon.