Outsourcing on Demand

Die Mär von variablen Kosten

09.03.2010
Von Gerrit-Leonhard  Stein

Die Grenzen der Variabilisierung

Das Modell der unbegrenzten Variabilisierung stößt jedoch schnell an seine Grenzen, wenn es um Software und Anwendungen geht, wenn der Kunde also Lizenzen zurückgeben möchte. Die Verträge besonders der großen ERP-Anbieter untersagen die Weitergabe der Lizenzen an Dritte. Der Service-Provider kann also keinen großen Lizenz-Pool vorhalten, aus dem er bei Bedarf Softwarekomponenten entnimmt oder in den er nicht mehr benötigte Anwendungen zurückgibt. Nur für wenige Dienstleister gelten diese Marktgesetze nicht. Einige Hersteller bieten Outsourcing-Dienste für ihre eigenen Produkte an. In diesem Fall können sie selbst die Lizenzbedingungen festlegen und damit ein variables Bezugsmodell für ihre Kunden betreiben.

Das Kleingedruckte verlangt die Beistellung

In der Regel widersprechen die Leistungsscheine in puncto Softwarenutzung den ursprünglichen Variabilisierungsversprechen, da die Provider vom Kunden eine "Beistellung" der Lizenzen verlangen. Das bedeutet im Klartext, dass der Kunde die Lizenzen kaufen und an den Dienstleister weiterreichen muss, damit dieser seinen Service angemessen betreiben kann. In diesem Modell kann der Anwender bei Minderbedarf keine Kosten sparen, weil er als Lizenznehmer den ursprünglichen Umfang finanzieren muss. Er muss also ungenutzte Lizenzen weiterbezahlen. Den Anwendern bleibt in der Regel nichts anderes übrig, als die Rechte für ERP-, Groupware- und sonstige Anwendungen selbst zu erwerben. Das ist zwar nicht wünschenswert, häufig aber unumgänglich.

Ein Ausschlusskriterium ist hingegen der Lizenzkauf von Betriebssystemen sowie anderen hardwarenahen Softwarekomponenten in einem On-Demand-Modell. Auf solche Forderungen sollten sich Kunden nicht einlassen. Das gilt vor allem für Hardware, die der Anbieter beschafft und betreibt. In einer derartigen Konstellation bleibt der Kunde auf den Fixkosten für Lizenzen sitzen, wenn sein Bedarf sinkt. Eine auf die reine Hardwarenutzung beschränkte Variabilisierung der Kosten bietet deutlich weniger Einsparmöglichkeiten, wenn weniger Leistungen benötigt werden. Durch diese Effekte der Beistellung kippt nicht selten die Kalkulation für das Outsourcing-Vorhaben, so dass sich eine IT-Auslagerung nicht mehr lohnt.