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Macworld Expo II

Die Macintosh-Plattform ist im Aufwind

07.01.1999
Von Michael Hufelschulte
Macworld Expo II

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Eine Vielzahl von Neuankündigungen (siehe auch Bericht über die neuen Power-/iMacs) zur Macworld Expo beweist, daß Apple mit seinen neuen Produkten auf dem richtigen Weg ist.

Das neue Server-Betriebssystem "Mac-OS X Server" (Codename vormals "Rhapsody") soll im Februar für knapp 1000 Dollar auf den Markt kommen. Das auf dem "Mach"-Unix-Kernel aus dem Next-OS und BSD 4.4 basierende Mac-OS X ist unter anderem in der Lage, das Betriebssystem für die angeschlossenen Clients bereitzustellen ("Net Boot"). Auf der Macworld Expo demonstrierte Apple-Chef Steve Jobs die Übertragung von drei unterschiedlichen Videoströmen an 50 angeschlossene iMac-Rechner, die auch ihr Mac-OS 8.5 vom Server geladen hatten. Außerdem enthält Mac-OS X Server den Web-Server "Apache" sowie den hauseigenen Applikations-Server "Web Objects 4". Systemvoraussetzungen sind ein G3-Prozessor, 64 MB Arbeits- und 1 GB Plattenspeicher sowie ein CD-ROM-Laufwerk. Die Endkundenvariante von Mac-OS X - das wie Microsofts Windows 2000 in Server- und Arbeitsplatzversion erscheint - soll nicht vor dem dritten Quartal 1999 auf den Markt kommen. Sie wird vor allem darauf optimiert,

existierende Anwendungen problemlos ablaufen zu lassen.

Statt beim Fachhändler können deutsche Kunden künftig auch online bei Apple ordern. Den in den USA bereits seit einiger Zeit etablierten "Applestore" gibt es ab der kommenden Woche auch hierzulande.

Microsoft hat sein Engagement für die Apple-Plattform erneut bekräftigt. Zur Macworld Expo präsentierte die Gates-Company die neue Version 4.5 ihres Browsers "Internet Explorer" sowie des dazugehörigen Mail-Clients "Outlook Express". Der Internet Explorer hat vor allem bei der Geschwindigkeit des Seitenaufbaus merklich zugelegt. Neben verbesserten Druckmöglichkeiten (unter anderem mit Seitenvorschau) und Unterstützung für die neue Suchmaschine "Sherlock" dürfte vor allem der neue "Seitenhalter" interessant sein. Dieses Feature zeigt auf Wunsch links vom Hauptanzeigefenster alle Hyperlinks an, die sich auf einer Seite befinden. Damit kann der Benutzer diesen folgen, ohne jeweils zur Hauptseite zurückblättern zu müssen. Wie "Office 98" ist der neue Internet Explorer "selbstreparierend": Wenn ein Anwender versehentlich Teile der

Anwendung löscht, werden diese beim nächsten Aufruf automatisch wieder installiert. Außerdem hat Microsoft für seine Apple-Kunden jetzt eine brandneue Site eingerichtet. Auf "Mactopia" finden sich neben allerlei Infos zu den hauseigenen Produkten auch aktuelle Nachrichten und Verweise zu Apple und weiteren Mac-Anbietern.

Von Silicon Graphics (SGI) nimmt Apple die plattformübergreifende 3D-Bibliothek OpenGL in Lizenz. OpenGL soll in künftige Versionen des Mac-OS integriert werden. Eine erste Version will Apple bereits im Februar auf seiner Web-Site veröffentlichen. Ob das langfristig das Aus für Apples eigene 3D-Technologie "Quickdraw 3D" bedeutet, ist bislang nicht bekannt.

Zumindest der Entwicklung von 3D-Spielen dürfte das Abkommen mit SGI einigen Auftrieb geben. Steve Jobs positioniert die Macs ohnehin auch wieder verstärkt als Spiele-Plattform. "Wir haben herausgefunden, daß mehr als 65 Prozent unserer Kunden auf ihren Macs spielen und wollen sicherstellen, daß die besten Softwaretitel zuerst für den Macintosh verfügbar sind." Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Bislang erscheinen nur ein Bruchteil der populären PC-Spiele überhaupt in einer Mac-Version, und das zumeist auch mit einiger Verspätung. Einziger Vorteil für die Anwender: Es wird fast ausschließlich qualitativ hochwertiges Material portiert.

Der auf Emulationen spezialisierte Anbieter Connectix ("Virtual PC") präsentierte auf der Macworld Expo eine neue Software namens "Virtual Game Station", die auf dem Macintosh eine Sony "Playstation" emuliert. Dabei handelt es sich laut Connectix-Chef Roy McDonald um die erste Emulation der Spiele-Konsole auf eine Computerplattform. Die Software kostet auf der Messe knapp 50 Dollar, kommt aber offiziell erst später in den Handel. Sie funktioniert nicht mit allen Playstation-CDs, eine Kompatibilitätsliste ist auf der Homepage des Herstellers verfügbar.

Die Power-PC-Prozessoren der neuen G3-Desktops nutzen erstmals Kupfer anstelle von Aluminium für die Leiterbahnen. Diese sogenannten "Copper Chips" werden zunächst von Motorola und später auch von der IBM gefertigt.

Steve Jobs legt weiterhin Wert auf den Titel "Interims-CEO". Zumindest präsentierte er auf seiner Macworld-Expo brandneue Visitenkarten, auf denen seine Position mit "iCEO" gekennzeichnet war.

Probleme gibt es dem Vernehmen nach mit der neuen Version 4 von Apples Multimedia-Software Quicktime, deren Erscheinen sich laut Brancheninformationsdienst "Computergram" um mindestens einen Monat verschiebt. Obwohl Steve Jobs die Software in seiner Macworld-Demo benutzt hatte, sollen im nachhinein "mehrere ernste Probleme" entdeckt worden sein, die es vor der Freigabe erst zu beheben gilt.