Open-Source

Die Linux-Woche im Rückblick

30.01.2012
Von 
Jürgen Donauer war als Systemadministrator zunächst für Informix und später IBM tätig. Dann verschlug es ihn in das Rechenzentrum von Media-Saturn. Dort kümmerte er sich mitunter um die Webserver, Datenbankanbindungen und den Online-Shop. Anschließend war er als Redakteur im Bereich Linux für TecChannel tätig.
Mark Shuttleworth stellt HUD für Ubuntu vor. Das Head-up Display soll die Menüsteuerung vereinfachen. Die Fedora-Entwickler fangen an, die Dateisystemstruktur umzukrempeln.

Die COMPUTERWOCHE zeigt die wichtigsten Neuerungen der KW 4 in Sachen Linux. Es war wohl eine der Distributions-ärmsten Wochen seit langer Zeit. Der Spannung für die Linux-Welt hat das allerdings keinen Abbruch getan.

Clement Lefebvre hat die Desktop-Umgebung Cinnamon 1.2 angekündigt und KDE gibt es als Ausgabe 4.8. Bei NVIDIA denkt man offen über Optimus-Unterstützung für Linux nach. Ein 7-Zoll-Tablet mit Plasma Active soll es auch bald geben.

HUD in Ubuntu soll die Steuerung der Anwendungs-Menüs übernehmen

Den Knaller der Woche hat wohl Mark Shuttleworth mit der Ankündigung von HUD geliefert. Hier handelt es sich um ein Extra, das voraussichtlich mit Ubuntu 12.04 im April ausgeliefert wird. In der Alpha-Version von Precise Pangolin ist es allerdings noch nicht zu finden. Sie können es aber recht bequem via Launchpad einspielen.

Geht es nach Shuttleworth, löst HUD die klassische Menüsteuerung ab. Der Benutzer muss im Idealfall nicht einmal die Funktion genau kennen. Weiß er, was diese ungefähr macht, kann der Nutzer HUD für sich denken lassen.

Es lässt sich durch Drücken der Alt-Taste aufrufen. Damit öffnet sich eine Eingabezeile. Hier kann der Anwender nun Anfangen zu tippen. Je nach Schlagwort gibt HUD dann entsprechende Möglichkeiten aus. Zum einen soll das lästige Sucherei in den Menüs ersparen, zum anderen muss der Nutzer die Hand nicht von der Tastatur nehmen, was dem Arbeitsfluss dienlich sein soll. Der Suchalgorithmus ist derzeit noch nicht ganz ausgereift, aber das Projekt ist schließlich noch in der Entwicklung.

Linux Mint: Desktop-Eigenentwicklung Cinnamon als Version 1.2

Das besondere an dieser Version ist, dass Chefentwickler Clement Lefebvre die APIs und den Desktop als stabil erklärt hat. Dem Mint-Macher gefällt weder die GNOME Shell noch Ubuntus Unity. Er möchte mit Cinnamon dem Anwender wieder die komplette Kontrolle über den Desktop geben.

In Cinnamon 1.2 können Anwender bestimmen, welche Effekte sie gerne haben möchten. Diese lassen sich natürlich auch komplett deaktivieren.

Derzeit stellen die Entwickler drei Standard-Layouts zur Verfügung: Leiste unten, Leiste oben, sowie Leiste oben und unten. Künftig will man dem Anwender die Entscheidung komplett selbst überlassen. Diese Funktion fehlt aber in Cinnamon 1.2 noch. Cinnamon macht schon einen recht guten Eindruck. Pakete gibt es derzeit für Linux Mint 12, Ubuntu 11.10, openSUSE 12.1, Fedora 16, Arch Linux und Gentoo. Sie können diese im Download-Bereich der Projektseite herunterladen. Einziger Nachteil ist derzeit, dass Cinnamon noch nicht übersetzt ist.

Fedora: Umstellung der Verzeichnisstruktur nach /usr und Diskussion über "Rolling Distribution"

Angekündigt wurde schon länger, dass man bei Fedora die Verzeichnis-Struktur vereinfachen möchte. Nun ist es laut der Mailing-Liste soweit. In Fedora 17 / Rawhide fängt man mit der Umstellung an, Systemverzeichnisse nach /usr zu verschieben. Genau genommen geht es um /bin, /sbin, /lib und /lib64. Somit werde die Komplexität des Systems verringert und die Trennung zwischen Anwender- und System-Dateien überschaubarer. Aus Kompatibilitätsgründen gibt es im Hauptverzeichnis vorerst symbolische Links auf /usr/bin, /usr/sbin, /usr/lib und /usr/lib64.

Ebenso erwähnenswert in Sachen Fedora ist, dass eine Diskussion über eine so genannte "Rolling Distribution" angezettelt wurde. Schließlich gebe es das auch bei Debian CUT, openSUSE Tumbleweed, Arch Linux und Gentoo. Langfristig könnte sich Fedora laut Aussage des Diskussions-Starters ins Abseits stellen, seinen Anwendern diese Möglichkeit nicht zu geben.

KDE 4.8 ist verfügbar

Das Entwickler-Team um KDE hat Version 4.8 zur Verfügung gestellt. Es gibt jede Menger Änderungen und Verbesserungen. In Plasma Workspaces muss das Energie-Management nun nicht mehr auf vom Benutzer generierte Profile zurückgreifen. Die Software ist bereits mit den Voreinstellungen am Strom, mit Akku und Akku fast leer ausgestattet. Ebenso ist die komplette Plattform laut eigener Aussage schneller geworden.

Weiterhin ist KSecretService erwähnenswert. Mit diesem Framework lassen sich gespeicherte Passwörter auch von anderen Anwendungen nutzen. Der Passwort-Tresor ermöglicht so eine bessere Integration von Software von Dirttanbietern.

NVIDIA denkt laut über Optimus-Unterstützung für Linux nach

Die Sache hat nur einen Haken - die Kernel-Entwickler müssen dabei mitspielen. Der Entwickler Robert Morell möchte eine Änderung im Linux-Kernel. Es geht genau gesagt um die Funktion DMA-BUF. Diese ist neu in Kernel 3.3 und damit lassen sich Puffer zwischen den Kernel-Treibern austauschen. Damit sich DMA-BUF für proprietäre Grafik-Treiber verwenden lassen kann, müsste die Funktion von der GPL befreit werden.

Release-Kandidat: Wine 1.4 nähert sich

Seit Juli 2010 wurde im zweiwöchentlichen Turnus eine Entwickler-Version Wine 1.3.x ausgegeben. Diese Woche haben die Macher daraus resultierend einen Ausgabe-Kandidaten 1.4 zur Verfügung gestellt. Damit ist auch der Code Freeze in Stein gemeißelt und die finale Version sollte nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Neue Version von NTFS-3G

Tuxera hat eine aktualisierte Version des Dateisystem-Treibers NTFS-3G bereitgestellt. Neben Fehlerbereinigungen gibt es laut eigener Aussage auch beschleunigte Kompression. Die neue Option -d für ntfsfix hebt das "Dirty Flag" nach einem erfolgreichen Fix auf. (ph)