Die Linux-Welt wird unüberschaubar

25.08.2006
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Nachdem sich in den letzten Jahren der einstige Hype um Embedded Linux gelegt hat, wurden überraschenderweise Linux-Handys ein Hauptthema auf der Kongressmesse. Das Marktforschungsunternehmen Diffusion Group erwartet, Linux werde innerhalb von vier Jahren Symbian als das marktführende Betriebssystem für Mobiltelefone ablösen. Motorolas Vice President Mobile Device Software, Greg Basio, bestätigte diese Einschätzung in seiner Keynote-Rede. 2010 werde die Hälfte der Handys seines Unternehmens auf Linux basieren.

Ausgewählte Produktneuheiten von der Linuxworld San Francisco

  • Auf der Kongressmesse Linuxworld in San Francisco gab IBM bekannt, Mitte September werde die Version 7.5 von "Lotus Sametime" in einer Version für Linux erscheinen. Die Server-Variante für das quelloffene Betriebssystem soll in der ersten Hälfte des nächsten Jahres folgen.

  • Xensource wird seine Virtualisierungslösung "Xen Enterprise" direkt vertreiben. Das meiste Geschäft aber dürfte über Distributoren und andere Vertriebskanäle laufen. Entgegen seiner früheren Strategie will der Anbieter keine Management-Produkte für seine Virtualisierungssoftware anbieten, sondern dieses Feld lieber Drittanbietern überlassen.

  • Noch in diesem Jahr will Real Networks Open-Source-Software herausbringen, mit der Linux-Computer Windows-Media-Dateien abspielen können. Dank eines Lizenzierungs-Abkommens und eines Kartellvergleichs zwischen Real Networks und Microsoft darf der Audiospezialist seinen quelloffenen "Helix Player" so erweitern, dass er Windows Media wiedergeben kann.

  • Trolltech wird ab September das Handy "Greenphone" (siehe Foto) für rund 700 Dollar vertreiben. Es verfügt über eine integrierte Kamera, einen Touchscreen, funkt über GSM/GPRS und arbeitet mit der Version 2.4.19 des Linux-Kernels. Das Mobiltelefon wird mit einem Software Development Kit (SDK) ausgeliefert, mit dem Entwickler am PC eigene Anwendungen für das Greenphone schreiben können.

  • Hewlett-Packard wird die strikt unkommerzielle und konsequent quelloffene Distribution Debian offiziell unterstützen. HP wird über die Garantiezeit seiner Server hinweg Installations- und Konfigurationssupport für diese Linux-Variante anbieten.

  • Zimbra präsentierte die neue Version 4.0 seiner Open-Source-Groupware "Collaboration Suite" (ZCS). Sie kombiniert einen Messaging-Server und flankierende Client-Software. Zu den Neuerungen gehört "Zimbra Documents", mit dem Nutzer Dokumente anlegen, gemeinsam nutzen und publizieren können.

  • Das Community-Projekt OpenVZ, gefördert von SWsoft, hat seine gleichnamige Virtualisierungslösung erweitert und für Red Hat Enterprise Linux 4 als Kernel-Build veröffentlicht. Die virtuellen Maschinen von OpenVZ lassen sich jetzt mit frei wählbaren Namen benennen und nicht mehr nur mit numerischen IDs.