Die Leiden des Dieter E.

17.03.1995

Michael Pfister, Pressesprecher der SAP AG, in der Maerzausgabe der Kundenzeitschrift "SAP info" ueber den CW-Chefredakteur und die SAP-Berichterstattung in der COMPUTERWOCHE:

Dieter Eckbauer, langjaehriger Chefredakteur der Branchenpostille Computerwoche, hat zwei Probleme. Zum einen ist dies die wirtschaftliche Situation seines Blattes, zum anderen der Erfolg der SAP.

Auf der Suche nach neuen Lesern geht das High-Tech-Wochenjournal, wie sich die CW seit neuestem selbstbewusst tituliert, neue Wege. Mit Pressevorankuendigungen, die an Agenturen und Wirtschaftsredaktionen ausgesendet werden, versuchen Eckbauer & Co., auf sich aufmerksam zu machen. "SAP zu starr fuer schnelle Unternehmen" lautete etwa die Ueberschrift einer Pressemitteilung, die vorab fuer die CW-Ausgabe vom 17. Februar warb. Darin war unter anderem zu lesen, SAP habe enorme Wartungsprobleme und R/3 lasse keine Client/Server-Architektur zu. (...) Unter anderem berief sich die CW auf einen Dr. Karl Schmitz, Mitgesellschafter eines Technologieberatungsunternehmens. (...)

Damit auch ja keinem Leser die Ausfuehrungen des vermeintlichen Technologieexperten aus Hamburg verborgen blieben, setzte Eckbauer noch einen obendrauf und plazierte einen Aufmacherartikel auf Seite eins ("Komplexitaet von R/3 ist verhaengnisvoll fuer SAP"), in dem er Dr. Schmitz ausfuehrlich zitierte und auf dessen Beitrag hinwies. Doch damit nicht genug. Auch in seiner Kolumne nahm er dessen Aeusserung zum Anlass, sich in gewohnter Weise mit der SAP zu beschaeftigen. (...)

Da die SAP, deren Zukunft laut CW schon aufgehoert hat, folglich in einem High-Tech-Journal nichts zu suchen hat, werden wir dort unsere Anzeigen-Praesenz deutlich reduzieren. Wir wollen uns schliesslich nicht dem Vorwurf aussetzen, wir wuerden ueber unsere Anzeigen, deren Volumen 1994 immerhin 800.000 Mark ausmachte, Einfluss auf redaktionelle Inhalte ausueben. Es gibt fuer uns eine Reihe von Alternativen, die journalistisch sauber arbeiten und serioese Inhalte bieten, wenngleich kaum ein Blatt den Unterhaltungswert einer Computerwoche erreicht.

Michael Pfister, Pressesprecher der SAP AG, Walldorf

Anmerkung des CW-Chefredakteurs: Vermisst haben wir eine sachliche Stellungnahme der SAP zu unserer Darstellung. SAP sollte wissen: Die CW wird die Sachberichterstattung fortsetzen - unabhaengig davon, ob SAP Anzeigen schaltet oder nicht. Uns geht es ausschliesslich um eine offene Diskussion in Anwenderkreisen. Schreiben Sie mir ueber Ihre SAP-Erfahrungen! Compuserve: Dieter Eckbauer 100 432, 2417

P.S.: Pressevorankuendigungen, das hat Pfister wohl uebersehen, verschicken wir seit Jahren. Zur Situation der CW und des IDG- Verlages siehe Pressespiegel.