Die Latte wird immer höher gelegt

01.04.2004
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Besonders ärgert die Firmenvertreter, wenn sich die Kandidaten zu wenig über ihren künftigen Arbeitgeber informieren. Umgekehrt sei es ein großes Plus, wie der Vorstandsvorsitzende des IT-Beratungshauses Avinci, Thorsten Straß, versichert, wenn der Interessent mehr über das Unternehmen weiß als das, was auf der Firmen-Homepage, steht. Unlängst hatte eine Kandidatin im Anschreiben einen Zusammenhang zwischen ihrer Bewerbung und der Leonardo da Vincis hergestellt (nach dem großen Künstler hat sich auch das Beratungshaus benannt). Dieser hatte als 30-Jähriger in einem Zehn-Punkte-Schreiben seine Dienste dem Grafen Lodovico Sforza angeboten. Die Bewerberin baute ihren Brief ebenfalls nach diesem Zehn-Punkte-Schema auf. Das beeindruckte Straß und er lud die angehende Beraterin zum Vorstellungsgespäch ein.

Die Firmen stellen in erster Linie Mitarbeiter mit Erfahrung ein. Gefragt ist fundiertes und aktuelles technisches Know-how wie Java-Programmierkenntnisse. Dazukommen müssen aber meist Branchenwissen und Erfahrungen aus unterschiedlichen Projekten bei verschiedenen Arbeitgebern.

"Wir suchen Prozessberater", schildert Hans-Walter Müller, IT-Manager bei Audi. Das Berufsbild des Anwendungsentwicklers gehöre der Vergangenheit an.

Keine guten Aussichten haben Programmierer, sekundiert Tim Ackermann, Personal-Manager und zuständig für Recruitung bei der Deutschen Bank.. "Diese Arbeiten gehen künftig nach Indien", lautet seine mittlerweile von vielen anderen Verantwortlichen geteilte Auffassung. Müller möchte am liebsten Kandidaten, die im Studium mit überdurchschnittlichen Leistungen geglänzt haben und bereits bei anderen Firmen, am besten auch aus der Autobranche, tätig waren. Das hierdurch erworbene Wissen sei wichtig, um die Fachabteilungen verstehen zu können. Immer wieder habe die IT in der Vergangenheit an den Bedürfnissen der Anwender vorbeientwickelt, gesteht er selbstkritisch ein.

Die größten Defizite beobachten die einstellenden Führungskräfte allerdings bei den Softskills. DIS-Managerin Mankus bemerkt eine zunehmende Diskrepanz zwischen dem, was Arbeitgeber wollen, und dem, was die Jobsuchenden mitbringen. Ohne Eigeninitiative, Kommunikationsfähigkeit, Teamorientierung, Verantwortungs- und Veränderungsbereitschaft komme kein IT-Profi künftig aus. Das beginne schon beim Vorstellungsgespräch, erzählt IS-Energy-Mann Özcan. Bewerber tun sich schwer, über ihre Stärken und Schwächen zu reden, und eine Portion mehr Selbstbewusstein "könnten sie ruhig mitbringen".

Interkulturelle Kompetenzen gefragt