Insolvenz droht

Die Lage bei Qimonda spitzt sich zu

23.01.2009
Die Situation bei dem ums Überleben kämpfenden Chiphersteller Qimonda spitzt sich zu. Die Infineon-Tochter braucht kurzfristig weitere bis zu 300 Millionen Euro frisches Kapital.

Das Unternehmen habe zusammen mit dem Finanzpaket aus dem Dezember einen Liquiditätsbedarf von mehr als einer halben Milliarde Euro, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa am Donnerstag aus Finanzkreisen.

Das Qimonda-Firmengelände in Dresden
Das Qimonda-Firmengelände in Dresden
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Bund sowie die Länder Sachsen und Bayern seien nicht bereit, den kurzfristig benötigten Finanzbedarf über Bürgschaften abzusichern. Auch die Banken wendeten sich von Qimonda ab, hieß es. Die Eigenkapitalsituation sei dramatisch. Ein Spitzentreffen aller Beteiligten hatte am Mittwochabend keine Fortschritte gebracht. Damit könnte dem Konzern bereits in Kürze der Gang zum Insolvenzrichter drohen.

Rettung in letzter Minute?

In Verhandlungskreisen wird zugleich eine Rettung in letzter Minute nicht kategorisch ausgeschlossen. Es sei denkbar, dass die beteiligten Ministerpräsidenten einen Qimonda-Kollaps aus politischen Gründen noch abwenden wollten. Eine Pleite hätte gravierende Folgen für die Qimonda-Standorte in Dresden, München und Portugal. Das Unternehmen war 2006 von der Mutter Infineon abgespalten und an die Börse gebracht worden. Infineon hält noch rund 77,5 Prozent der Aktien.

Ein Qimonda-Sprecher wollte sich nicht zu den Informationen äußern. Erst kurz vor Weihnachten hatten Sachsen, Portugal und der Mutterkonzern Infineon ein Rettungspaket über 325 Millionen Euro zugesagt. Sachsen will sich mit 150 Millionen Euro beteiligen, Infineon mit 75 Millionen Euro und Portugal als einer der Qimonda-Standorte mit 100 Millionen Euro. Daneben ist eine Bürgschaft von Bund und Land Sachsen über 280 Millionen vorgesehen.

Stellenabbau

In den vergangenen Wochen hatte der Freistaat immer wieder betont, dass sich seit dem am 16. Dezember angekündigten Hilfsangebot nichts geändert habe und die sächsischen Vorstellungen nicht verhandelbar sind. Dabei geht es um das Gesamtkonzept eines neuen Produkts, das dem Dresdner Werk das Leben sichern soll und einen Technologiefortschritt von etwa 16 bis 18 Monaten bedeutet. "Wir glauben nach wie vor an die Mitarbeiter und an die Technologie von Qimonda", sagte Regierungssprecher Peter Zimmermann.

Bis zum Frühjahr sollen im Werk Dresden von rund 3200 Stellen 950 abgebaut werden. Im Werk München sind es 600. Weltweit sind bei Qimonda noch rund 13.000 Menschen beschäftigt. Der Konzern mit Standorten in Dresden, München und Porto leidet seit langem unter dem dramatischen Preisverfall bei DRAM-Speicherchips und der Konkurrenz aus Fernost. Diese Chips stecken in Handys und Computern. In vergangenen Quartalen überstiegen bei Qimonda die Verluste die Umsätze. Monatlich verbrennt der Halbleiter-Konzern Schätzungen zufolge etwa 100 Millionen Euro Kapital. (dpa/tc)