"Die Kunden werden verstärkt Multitasking fordern"

20.02.1987

- Definieren Sie bitte: Was ist ein transaktionsorientiertes System ?

Ein transaktionsorientiertes System beinhaltet fünf Gruppen von Transaktionen: den Verarbeitungsablauf einer Nachricht, das Herausnehmen von Eingabenachrichten auf Warteschlangen, Zuordnen der Nachricht zu den entsprechenden Prozessen, das Ausführen von Prozeßroutinen und die Abgabe von Ausgabenachrichten an Warteschlangen generell.

- Wie grenzt sich ein transaktionsorientiertes System ab von General Purpose- einerseits und Prozeßdatenverarbeitungssystemen auf der anderen Seite?

Die Grenze der transaktionsorientierten Verarbeitung kann man so generell nicht ziehen, aber man muß eine Gruppierung vornehmen - im Rahmen der Betriebsarten der DV allgemein-. in die interaktive und in die Stapel-Verarbeitung. Die interaktive Verarbeitung gliedert sich in die zwei Untergruppen "Prozeßdatenverarbeitung" und "Dialog-verarbeitung". Die Dialogverarbeitung führt wieder zu zwei Untergruppen der Betriebsformen, den Teilnehmerbetrieb und den Teilhaberbetrieb.

Das Herausragende beim Teilnehmerbetrieb ist, daß mehrere Benutzer gleichzeitig beliebige Programme unabhängig abwickeln können, zum Beispiel im Dialog. Die Initiative geht also vom User aus. Der Teilnehmerbetrieb erlaubt den simultanen Zugriff zur DV-Anlage für viele Anwender, das heißt, jeder kann an seinem Datenendgerät Programme erstellen, testen und ablaufen lassen.

Im Teilhaberbetrieb auf der anderen Seite wickeln mehrere Benutzer gleichzeitig ein gemeinsam verwaltetes Programm ab. Im Gegensatz zum Teilnehmerbetrieb liegt die Initiative bei der DV-Anlage. Typische Anwendungen sind Banken- oder Handelssysteme sowie Fertigung und Steuerung.

- Wenn man von transaktionsorientierten Systemen spricht, fällt einem immer der Begriff Ausfallsicherheit ein. Haben die beiden Begriffe etwas miteinander zu tun?

Nicht unmittelbar. Die Transaktionssysteme unterscheiden sich sehr stark von den bisherigen konventionellen Systemen, beispielsweise den Batch-Systemen, haben aber nicht unmittelbar mit Ausfallsicherheit zu tun. Natürlich: Je mehr Teilhaber oder Teilnehmer mit gemeinsamen Ressourcen arbeiten, um so stärker wächst der Wunsch nach Ausfallsicherheit.

- Inwieweit finden die Erfordernisse der transaktionsorientierten Datenverarbeitung ihren Niederschlag in der Hardware-Architektur und Anwendersoftware?

In der Hardware, sei es ein Datenkassensystem, ein Geldautomat in der Bank oder ein ganz normales Terminal im Rahmen einer kommerziellen Dialoganwendung oder auch ein PC im Verbund mit anderen Rechnern, sind heute primär 8- oder 16-Bit-Prozessoren vorwiegend von Intel oder Motorola im Einsatz. In den Terminals findet man heute bereits häufig eine Architektur der verteilten Logik, also eigene Prozessoren für die Bildaufbereitung oder die Dateneingabe.

Die Architektur der Filialrechner zeichnet sich, ähnlich wie bei den Mainframes, durch Busarchitekturen auf Basis von 16-Bit-Prozessoren aus. Hier werden aber auch schon 32-Bit-Rechner eingesetzt, die auf Standard-Prozessoren oder auch auf Proprietary-Prozessoren basieren.

Die Anforderungen von Transaktionssystemen an die Systemsoftware sind sehr viel größer als an die Hardware. Hier spricht man über den Einsatz von TP-Monitoren, die auf einem bisherigen System aufgestülpt sind, oder aber über die Integration von TP-Monitoren im Betriebssystem.

Dieser TP-Monitor soll dem Ressourcen-Sharing dienen, um dem Anwender an seinem Platz die Leistung zur Verfügung stellen zu können, die er benötigt. Ein ganz wichtiger Punkt ist im Rahmen der TP-Verarbeitung der Begriff des Multitasking anstelle des normalen Multiprogramming, das heißt, daß ein Programm in mehrere Tasks zerlegt werden kann und diese Tasks frei ablaufen können.

-WelcheEntwicklungen sehen Sie für die Zukunft bei den Kundenanforderungen auf diesem Gebiet?

Die Kunden werden in Zukunft verstärkt nach Multitasking- wie auch Multiprogramming-Fähigkeiten fragen. Sie werden in der Hardware verstärkt eigene Applikationsprozessoren einsetzen wollen, also Prozessoren, die rein kommerzielle oder technisch-wissenschaftliche Programme verarbeiten, Dateiprozessoren für die Kommunikation.