Die Krise macht vor Freiberuflern nicht Halt

18.03.2009
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Jörg Osarek, Partner des Unternehmensverbunds its-people, empfiehlt Freiberuflern, IT- und Business-Wissen zu verbinden.

CW: Wie wirkt sich die Wirtschaftskrise auf den Freiberuflermarkt aus?

OSAREK: Wie 2003 auch. Es wird mit einer Verzögerung mehr Freiberufler geben, die Projekte suchen, als angebotene Projektstellen. Die Preise bewegen sich nach unten.

CW: Welche Freiberufler sind heute gefragt?

OSAREK: Diejenigen, welche den Kunden gleichzeitig technologisch, von der Business- und von der Soft-Skills-Seite her beraten und unterstützen können.

CW: Wie können Freiberufler dafür sorgen, dass sie weiterhin gefragt sind?

OSAREK: Ich habe zwischen 2005 und 2007 Workshops für die Selbstvermarktung von IT-Profis veranstaltet, die gut ankamen. Je besser die Zeiten waren, desto geringer wurde das Interesse daran. Nun geht wieder die Angst um, und viele überlegen, wie sie schnell etwas für ihre Selbstvermarktung tun können. Jahrelang aufgebaute Probleme kann man aber nicht über Nacht lösen.

CW: Wie beeinflusst die Krise die Honorare?

OSAREK: Durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage geraten die Honorare natürlich unter Druck. Wer nur einer von 20.000 Java-Programmierern ist und keine Spezialqualifikation aufweist, wird stärker davon betroffen sein als Experten für bestimmte Gebiete oder als Menschen, die mehrere Qualifikationen wie Technologie, Soft Skills, Business- und Management-Wissen vereinbaren.

CW: Wie kommen Freiberufler am besten an neue Projekte?

OSAREK: Sie können natürlich die großen Portale und die Vermittler in Anspruch nehmen. Ich habe allerdings festgestellt, dass neben einer fundierten Angebotsbasis ein großes Grundrauschen an nicht werthaltigen Anfragen existiert, welche diese Anbieter und die Freiberufler sinnlos Zeit kostet. Beispielsweise erschien nur eine Stunde nach Veröffentlichung einer Ausschreibung auf dem Einkaufsportal der Deutschen Bahn dieses Projekt als Angebot auf verschiedenen Freiberufler-Plattformen. Dann wird man von einer Agentur kontaktiert und stellt am Ende fest, dass eine Kette von drei, vier oder fünf Anbietern dahintersteckt, die alle einen Teil der Marge wollen. Solche Kettengeschäfte helfen weder Kunden noch Freiberuflern. (am)