Umsatz sinkt, Verluste steigen

Die Krise bei 3Com hält an

04.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Für den Netzausrüster 3Com sieht es nach wie vor düster aus. Im Ende Mai abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal sanken die Umsätze erneut unter Vorjahresniveau, gleichzeitig stiegen die Verluste weiter an.

Eine schwache Nachfrage gepaart mit hohem Wettbewerbsdruck machen 3Com zu schaffen: Im Schlussquartal 2003 wuchs der Nettoverlust des Unternehmens gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum von 23,8 Millionen auf 38,4 Millionen Dollar oder elf Cent pro Aktie. Das aktuelle Ergebnis enthält einen Nettoerlös von 60 Millionen Dollar aus dem Verkauf der Carrier-Sparte Commworks sowie einen Steuergewinn von elf Millionen Dollar. Auf der anderen Seite wies 3Com 56 Millionen Dollar an Restrukturierungskosten aus. Die Company hatte die Zahl der Belegschaft im Berichtszeitraum um 500 Personen auf rund 3400 reduziert. In den nächsten zwei Quartalen sollen weitere zehn Prozent der Stellen wegfallen.

Gleichzeitig brachen die Einnahmen im Jahresvergleich um 41 Prozent von 294,8 Millionen auf 175 Millionen Dollar ein, die Erlöse der Commworks-Unit bereits ausgeklammert. Nach eigenen Angaben ging der Umsatz in Europa und Asien im sequenziellen Vergleich um jeweils über 30 Prozent zurück. Auf dem amerikanischen Kontinent registrierte das Unternehmen dagegen einen Zuwachs um drei Prozent im Bereich Netzwerkausrüstung.

CEO Bruce Claflin bezeichnete die Ergebnisse als enttäuschend. Prognosen für das laufende Anfangsquartal 2004 wollte der Firmenchef nicht geben. Da eine Markterholung bislang noch nicht zu erkennen sei, kündigte Claflin an, die Betriebskosten weiter zu senken. Daneben verspricht sich der Topmanager Vorteile aus dem Joint Venture mit Huawei Technologies.

3Com beginnt im nächsten Monat, die Netzwerkprodukte des chinesischen Partners zu vermarkten. Vor allem dem Branchenführer Cisco sollen so zumindest im Bereich der Billig-Netzkomponenten wieder Marktanteile abgeluchst werden. Allerdings fürchten Beobachter, dass es sich dabei um eine Rechnung mit noch vielen Fragezeichen handelt. Cisco hatte den chinesischen Konzern Huawei im Januar wegen der Verletzung von Patenten verklagt und droht nun, auch dem Joint Venture mit 3Com entsprechende Steine in den Weg zu legen. Sollte das Unternehmen in den USA an den Markt gehen, wird Cisco wahrscheinlich erneut vor den Kadi ziehen.

An der Wallstreet hat der Geschäftsbericht für das Schlussquartal kaum Reaktionen ausgelöst. Da die Analysten im Durchschnitt mit noch schlechteren Zahlen gerechnet hatten - sie waren von einem Minus von zwölf Cent je Aktie sowie einem Umsatz von 170 Millionen Dollar ausgegangen -, stieg der Aktienkurs von 3Com zunächst sogar leicht an. Nach einem "Hoch" von 4,82 Dollar sank der Wert jedoch wieder auf sein ursprüngliches Niveau von 4,7 Dollar. Aufgrund der nach wie vor soliden Liquidität des Unternehmens - 3Com wies Ende des Quartals einen Bestand an Barmitteln beziehungsweise Kurzzeitinvestitionen von knapp 1,5 Milliarden Dollar aus - und unter der Voraussetzung, dass das Joint Venture mit den chinesischen Partnern ein Erfolg wird, gilt das Papier für manche Analysten sogar als unterbewertet. (rs)