Die Konvergenz der Netze wird Realität

23.02.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Angesichts dieser Perspektiven stellt sich die Frage nach den Zukunftsaussichten einer anderen Technik, die in den letzten Jahren auf der 3GSM für viel Aufmerksamkeit sorgte: Wie steht es um "Mobile Wimax"? Eine Frage, die mehr denn je berechtigt ist, denn der Technik droht ihr Kostenvorteil - ein Pluspunkt, den Intel immer hervorhob - abhanden zu kommen, wenn sich eine Siemens-Ankündigung bewahrheitet.

Die Münchner wollen künftig die Mobilfunkbasisstationen, die etwa auf Dächern installiert werden, in zwei Teile aufgliedern. Auf das Dach kommt nur noch die eigentliche Antenne mit dem Radiokopf, während die empfindliche Elektronik, also der Server, irgendwo im Keller installiert wird. Das senkt nicht nur die Installationskosten, sondern erspart auch den kostspieligen Klimaschutz für die Elektronik - insgesamt bezifferte Siemens-Communications-Chef Thomas Ganswindt das Einsparpotenzial auf 65 Prozent. Gleichzeitig erlaubt es das neue Konzept, über einen Server bis zu zwölf Radioköpfe zu adressieren, die fast 50 Kilometer vom Server entfernt installiert sein können.

WLAN-Chaos

Wer schon immer einmal eine Lektion in Sachen "So sollten Sie ein WLAN auf gar keinen Fall einrichten" erleben wollte, der war auf der 3GSM genau am richtigen Platz. In bester Wildwest-Manier hatten hier Veranstalter und Aussteller unkoordiniert Access Points installiert, so dass etwa in der Halle 2 bis zu 36 WLANs gleichzeitig zu empfangen waren. Und dies, obwohl in den 802.11-WLAN-Standards eigentlich bei 13 verfügbaren Kanälen zu jedem benachbarten Sender drei Kanäle Abstand empfohlen werden. Ein Wildwuchs, der seine Konsequenzen hatte: Wer per WLAN online gehen wollte, konnte die einzelnen Bits per Handschlag persönlich begrüßen. Den frustrierten Messebesuchern und Ausstellern blieb derweil nur eine Alternative: Sie mussten per UMTS ins Netz gehen und die teuren Roaming-Gebühren bezahlen.

Berücksichtigt man diese Entwicklung und die HSDPA-Evolution, dann fällt das Resümee für Mobile Wimax bisher eher ernüchternd aus. Die ersten Prototypen, die Intel als PC-Card auf der Messe zeigte, erreichten gerade mal HSDPA-Geschwindigkeit und bewegten sich auch bezüglich der Latenzzeit nur auf Mobilfunkniveau. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Intel-Mitarbeiter schätzten, dass die Serienmodelle, die etwa ab Ende 2007 erhältlich sein dürften, zwischen einem und zwei Watt Strom verbrauchen. In der Praxis ließe sich dann etwa zwei bis drei Stunden mit einem Centrino-Notebook per Mobile Wimax arbeiten, während per WLAN mit der jüngsten Centrino-Generation Arbeitszeiten von vier bis fünf Stunden als realistisch gelten.