Die Konvergenz der Netze wird Realität

23.02.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
3GSM: Erste Handy-Modelle verknüpfen Mobilfunk und Festnetz per WLAN.

Auf der diesjährigen GSM World in Barcelona wurde deutlich, wie die Konvergenz zwischen Mobilfunk und Festnetz gestaltet werden kann. Offen ist allerdings weiter die Frage, welches Access-Medium in den Ballungszentren künftig den mobilen Anwender mit breitbandigen Diensten versorgen wird.

Ortswechsel: Erstmalig fand der 3GSM World Congress in diesem Jahr in Barcelona statt.
Ortswechsel: Erstmalig fand der 3GSM World Congress in diesem Jahr in Barcelona statt.

Nachdem die Aussteller bereits auf den letzten beiden 3GSM-Veranstaltungen in Cannes das hohe Lied der Konvergenz von Festnetz und Mobilfunk sangen, konnten die Messebesucher dieses Jahr in Barcelona die ersten konvergenten Endgeräte testen. Kaum ein namhafter Hersteller, der in Barcelona nicht mindestens ein Gerät auf seinem Stand zeigte, das WLAN und Mobilfunk in Form von GSM und UMTS beherrscht.

So präsentierte Nokia beispielsweise mit dem "6136" ein Handy, das für WLAN und Mobilfunk geeignet ist. Laut Hersteller hat das Klapptelefon im WLAN-Betrieb eine Sprechzeit von 5,5 Stunden und eine Standby-Zeit von rund 82 Stunden. Deutlich länger reicht der Akku mit 280 Stunden im normalen Mobilfunkbetrieb, wobei der Anwender ebenfalls rund fünf Stunden telefonieren kann.

Ein Meisterwerk der Technik

Zwei konvergente Multitalente hatten in Barcelona Hewlett-Packard und Fujitsu-Siemens Computers (FSC) im Gepäck. Auf Basis von Windows Mobile 5.0 integrierten die beiden Hersteller in ihren Produkten WLAN, Mobilfunk, Bluetooth und GPS zur Fahrzeugnavigation. Während HPs "HW6900" lediglich mit einer Edge-Unterstützung bei der mobilen Datenübertragung aufwartet und im WLAN gemäß IEEE 802.11b nur 11 Mbit/s erzielt, ist FSCs neuer "Loox T830" aus heutiger Sicht ein wahres Meisterwerk der Technik. Er beherrscht UMTS und funkt im WLAN mit bis zu 54 Mbit/s (802.11g). Zudem verfügt er über zwei integrierte Kameras für Videokonferenzen. Beim für Geschäftsanwender wichtigen Thema Mobile E-Mail gehen HP und FSC wieder den gleichen Weg: Beide setzen hier auf die Direct-Push-Technologie von Microsoft.

Angesichts der vielen Funktionen, die aktuelle Geräte wie der T830 in sich vereinen, stellt sich nicht nur Uwe Romppel, Senior Director Thin and Pen-based Clients bei FSC, die Frage, ob hiermit nicht der Zenit der Integration erreicht ist und künftige Produktentwicklungen wieder zu spezialisierten Endgeräten tendieren. Ein erstes Indiz dafür, dass die Reise in diese Richtung gehen könnte, ist beispielsweise Intels Ankündigung eines "Ultramobile PC" für 2007. Intel-Managern zufolge soll diese neue Gerätegattung kleiner als heutige Notebooks sein, aber dennoch aus klassischen PC-Komponenten wie Festplatte oder Centrino-Technik bestehen.