Der deutsche PC-Markt

Die Kleinen kommen ganz groß raus

24.09.2008

Angeschlagenes Unternehmen

Weitere Verfolger sind dem angezählten Joint Venture bereits auf den Fersen. Hewlett-Packard und Dell konnten ihren Absatz im Jahresvergleich ebenfalls steigern und liegen mit Marktanteilen von 11,4 beziehungsweise 11,2 Prozent nur knapp hinter FSC. HP könne nach Einschätzung von IDC-Analystin Morvay auf zwei solide Standbeine im Consumer- und im Unternehmensgeschäft bauen. Dell profitiere derzeit vom anziehenden Firmengeschäft. Auf die Spitzenposition werde es der Direktanbieter aber auch in Zukunft kaum schaffen, glaubt Escherich von Gartner. Um in Deutschland zu punkten, muss man als Anbieter in den großen Elektromärkten stehen. Es passe jedoch nicht in Dells Built-to-Order-Konzept, auf einen Schlag 100 000 gleiche Rechner zu produzieren und auszuliefern.

Achtungserfolge erzielte zuletzt auch Apple. Die US-amerikanische Kultmarke konnte im vergangenen Jahr ihren Marktanteil im deutschen PC-Geschäft im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozentpunkte auf 3,1 Prozent erhöhen. Auch Unternehmen setzen verstärkt auf Rechner mit dem Apfel-Logo. Beispielsweise hat erst kürzlich Springer verkündet, seine gesamte PC-Infrastruktur auf Apple-Rechner umzustellen. "Für ein Medienunternehmen gibt das Sinn", sagt Escherich. Allerdings werde sich Apple im Firmengeschäft mit Nischenmärkten wie Communication, Media und Entertainment zufriedengeben müssen. Finanzinstitute oder Autohersteller werden nicht komplett auf Macs umsteigen. Immerhin, so räumt die Analystin ein, gehen die Firmen heute etwas lockerer mit ihren PC-Policies um. "Wer unbedingt einen Apple-Rechner haben möchte, hat bessere Chancen, diesen Wunsch auch erfüllt zu bekommen." Große Maschinenparks aus Mac-Systemen würden aber auch in Zukunft eher die Ausnahme bleiben.

Neben weichen Faktoren wie dem Design der Rechner bestimmt auch die Geschwindigkeit, mit der Hersteller neue Techniken umsetzen können, die Dynamik im Markt. Escherich zufolge haben hier die Anbieter aus Fernost die Nase vorn. "Die technische Entwicklung wird derzeit eindeutig von den Herstellern aus Asien bestimmt und getrieben." Europäische und amerikanische Anbieter hinkten etwas hinterher.

Wie sich das auf die weitere Marktentwicklung auswirkt, ist noch nicht abzusehen. Betrachtet man die Stückzahlen, zeigt der Markt ein solides Wachstum. Gartner zufolge legte das PC-Geschäft allein in Westeuropa im zweiten Quartal um 22,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 13,8 Millionen verkaufte Rechner zu.

Aber das Bild hat auch seine Schattenseiten. Die Branche sei gegenüber den negativen wirtschaftlichen Entwicklungen nicht immun, warnt Ranjit Atwal, Principal Analyst bei Gartner. Vor allem die starken Preissenkungen hätten zuletzt zum starken Stückzahlenwachstum beigetragen. "Diese Entwicklung kann die Gewinnspannen der PC-Hersteller erheblich treffen." Atwal ist sich daher sicher, dass der anhaltende Preisdruck zu einer weiteren Konsolidierung im Markt führen wird.