Der deutsche PC-Markt

Die Kleinen kommen ganz groß raus

24.09.2008

Desktop-PCs für Nischenmärkte

Die Desktop-Anbieter müssen sich daher etwas einfallen lassen, um ihr Geschäft zu retten. "Wer heute noch einen Desktop kauft, tut dies mit einer ganz speziellen Nutzungsidee im Kopf", sagt Escherich. Beispiele dafür seien Hochleistungsrechner für Spiele oder Videobearbeitung beziehungsweise Media-Rechner für Musik oder Film im Wohnzimmer. Die Idee, den Desktop-Markt mit neuen Designs wie kleinformatigen Rechnern wieder zu beleben, dürfte aus Sicht der Analystin auf Nischen beschränkt bleiben: "Small Form Factor ist kein Massenmarkt." Die Kunden seien gerade im Lowend-Segment nicht bereit, mehr Geld zu zahlen als gewohnt. Im Highend würden die Rechner dagegen unverhältnismäßig teuer, sollten die Hersteller versuchen, die Hochleistungssysteme auch noch in kleinformatige Gehäuse zu packen.

Angesichts des nach wie vor heftigen Preiskampfes bleibt die Situation für die Anbieter schwierig - zumal sich auch andere Rahmenbedingungen geändert haben. Escherich zufolge ist das deutsche PC-Geschäft längst ein Retailer-Markt. Die Phasen des Käufer- und Herstellermarkts lägen bereits zurück. Die großen Märkte bestimmen, wer überhaupt im Regal stehen darf, welche Modelle vorne an der Tür positioniert werden, wer in die Prospekte aufgenommen wird und welche Maschinen das Personal empfiehlt. "Die Retailer sind im Moment diejenigen, die hier den Markt bestimmen", bilanziert die Analystin.

Diese Situation stellt die Hersteller vor einen schwierigen Balanceakt. Sie müssten Woche für Woche neu entscheiden, ob sie sich Marktanteile kaufen oder auf die eigene Profitabilität achten, sagt Escherich. Die Verträge mit den großen Marktketten entschieden letztendlich darüber, ob ein Quartal gut oder schlecht ausgeht. Für manche Anbieter bedeute dies eine Berg- und Talfahrt. "Verzichten sie auf einen Vertrag und lassen sich damit auf keinen Preiskrieg ein, verlieren sie Marktanteile. Wenn sie dann Angst bekommen, wird meist schnell ein neuer Deal unter Dach und Fach gebracht, und die Anteile erholen sich wieder."

Da sich Gartner zufolge außerdem das Kraftverhältnis im PC-Markt zugunsten des Consumer-Geschäfts verschoben hat, können die Anbieter Rückgänge in diesem Segment nur bedingt durch das Unternehmensgeschäft ausgleichen. "Bestand der deutsche PC-Markt vor ein paar Jahren noch zu 60 Prozent aus Geschäftsmaschinen, sind es heute gerade noch 40 Prozent", rechnet Escherich vor. Darüber hinaus seien auch die Deals mit Firmen kein Kinderspiel. "Deutschland ist ein gesättigter Markt", stellt die Analystin klar. "Für die Hersteller geht es hier nur noch um Ersatzgeschäft."