Apple

Die Kehrseite des Erfolgs

15.06.2010
Apples Durchmarsch ist beeindruckend: Mit iPod, iPhone und iPad hat der Elektronikkonzern die Welt im Sturm erobert.

Doch im gleichen Maße wie Apples Erfolg zunimmt, wächst auch der Widerstand. Von unlauteren Tricks ist da die Rede, mit denen die Kalifornier die Konkurrenten klein zu halten versuchten. "Nur weil man miteinander konkurriert, muss man nicht grob zueinander sein", sagte Apple-Chef Steve Jobs jüngst. Seine Worte waren an Google gerichtet. Zwischen den beiden Unternehmen herrscht Eiszeit, seitdem sie im boomenden Smartphone-Markt aufeinander geprallt sind. Doch Jobs' Worte blieben ungehört. Der Ärger, so scheint es, geht jetzt erst richtig los.

Apple ist aus der Nische hervorgetreten und damit fingen die Probleme an. Plötzlich gibt es eine starke Konkurrenz. Und nun sind auch noch die US-Wettbewerbshüter auf die erfolgsverwöhnten Kalifornier aufmerksam geworden. Apples Verschlossenheit und Geheimniskrämerei, an der sich jahrzehntelang niemand störte, wird auf einmal zum Stein des Anstoßes. Denn es geht bei den Smartphones um viel Geld.

Der Marktforscher IDC hat für das erste Quartal ein Wachstum des Smartphone-Markts gegenüber dem Vorjahreszeitraum von stolzen 57 Prozent ausgemacht. Das bedeutet 54,7 Millionen verkaufte Geräte. "In diesem Jahr werden noch mehr Kunden auf Smartphones umsteigen", sagt IDC-Analyst Ramon Llamas. Dafür sorge schon die Mund-zu-Mund-Propaganda in der Familie und im Freundeskreis.

Das iPhone der mittlerweile vierten Generation dürfte dabei wieder zu den Verkaufsschlagern zählen. "Apple muss darauf vorbereitet sein, dass all ihr Tun unter die Lupe genommen wird", sagt Michael Gartenberg von der kalifornischen Technologieberatungsfirma Altimeter. "Sie müssen aufpassen, dass sie die Grenzen nicht überschreiten."

Früher wäre eine solche Warnung - ausgesprochen gegenüber der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg - undenkbar gewesen. Früher war die Apple-Welt überschaubar. Das Unternehmen stellte lediglich Computer für eine kleine Schar treuer Fans her. Musik für Unterwegs kam noch vom Walkman und mobile Telefone konnten sich nur die Gutbetuchten leisten. Damals, da waren die Apple-Jungs die Guten. Sie galten als die letzten Streiter gegen die böse Software-Krake Microsoft.

Mit Apples Aufstieg sind die Rollen durcheinander geraten. Microsoft, selbst leidgeprüft in Sachen Wettbewerbshüter, hält sich dabei mit Kritik noch vornehm zurück, gleichwohl Apple-Chef Jobs gerne gegen die seiner Meinung nach überholte PC-Welt stichelt.

Dagegen beschwert sich Google umso lauter. Der Internet-Konzern fühlt sich bei der Werbung auf dem iPhone benachteiligt. Google will über seine Tochter AdMob im Anzeigengeschäft mitverdienen. AdMob bringt die Werbung von Unternehmen auf das iPhone und andere Handys. Doch Apple hält die Finger auf die sensiblen, für die Werbeindustrie aber höchst spannenden Informationen über den Nutzer. Gut so, sagen Beobachter nach den jüngsten Datenskandalen, bei denen ausgerechnet Google eine Hauptrolle spielte.

Auch manche Software-Entwickler fühlen sich geknebelt. Denn um die beliebten kleinen Zusatzprogramme - die sogenannten Apps - auf das iPhone zu bringen, müssen sie auf Apple-Technik zurückgreifen. Das wiederum bedeutet einen Zusatzaufwand, wenn sie die Apps auch für andere Smartphone-Systeme wie Googles Android anbieten wollen.

Und zu guter letzt beschwert sich Adobe, dass Apple seine im Internet weit verbreitete Flash-Software von iPhone und iPad fernhält. Flash sorgt für Bewegung auf Websites. Doch Apple sagt, Flash verlange zuviel Rechenleistung.

Ist das schon Wettbewerbsverzerrung? Experten sagen nein. Apples Einfluss auf den Smartphone-Markt sei dafür schlicht zu klein. Trotz des iPhone-Hypes muss sich der Konzern nach IDC-Daten mit einem Anteil von 16 Prozent begnügen und liegt damit weit hinter Nokia (39 Prozent) und auch noch hinter dem Blackberry-Hersteller RIM (19 Prozent). Zum Vergleich: Als Microsofts sich mit den Wettbewerbshütern herumstritt, war dessen Betriebssystem Windows auf fast jedem neuen Computer weltweit installiert. Von einer derartigen Marktmacht kann selbst ein Steve Jobs nur träumen. (dpa/tc)