Auf der Anrichte Schweinemedaillons und Gemüse "vom Viktualienmarkt", an den Wänden Porträts prachtvoller Würdenträger, aus königlichem Hause wohl. Unter den leise murmelnden Business-Managern, die sich an diesem Novembertag im Hotel "Bayerischer Hof" versammeln, fällt ein Mann auf: Er ist sehr groß, sehr schlank, und er spricht norddeutsch. Peter Jürging, Head of Corporate IT beim Logistikunternehmen Hoyer, wird einige Stunden später seine Auszeichnung als Zweitplatzierter "CIO des Jahres" der Großunternehmen entgegennehmen. Auffallen tut er beim Pre-Event aber vor allem mit seinen Thesen: Für Jürging hat Digitalisierung nichts mit Emotionen zu tun.
Die Hamburger Firma Hoyer beliefert zum Beispiel Tankstellen mit Mineralöl und Flughäfen mit Enteisungsmitteln. IT-Chef Jürging weiß, dass in Diskussionen um Digitalisierung schnell Beispiele wie Uber fallen. Doch "B2B kommt mit anderen Dingen", sagt er. Die Güter, die Hoyer transportiert, kann kein privater Autofahrer via Uber Parcel in seinen Kofferraum packen. Auch muss Jürgings Team nicht wie Amazon und Co an der Customer Experience feilen. Er braucht keinerlei Hype, keine schicken Buzzwords.
Jürging geht es um Themen wie Produktivitätssteigerung und Kontrolle der Lieferkette. Mehr als 36.000 Tankcontainer sind für Hoyer unterwegs, das 1946 gegründete Familienunternehmen beschäftigt mehr als 6.000 Mitarbeiter. Diese muss die IT als zuverlässiger Service-Partner unterstützen.
Logistik ist keine Branche mit hohen Margen
Logistik zählt nicht zu den Branchen der hohen Margen. Industrie 4.0 heißt für den CIO deshalb, die Daten von Arbeitern, Fahrzeugen, Ladung und Anlagen weitgehend automatisch zu verarbeiten und alle Komponenten miteinander zu vernetzen. Dadurch kann Hoyer seine Kunden automatisch informieren, sobald ein LKW den "virtuellen Zaun" um die Entladestelle durchfahren hat.
Soweit die Technologie und die strategischen Überlegungen zur Zukunft der IT in dem Familienunternehmen. Doch das ist nur die eine Seite - wie die andere aussieht, illustriert Jürging mit einem Zitat von Peter F. Drucker: "Culture eats strategy for breakfast". In seinem Fall heißt das: Welche Mitarbeiter und Führungskräfte sind bereit für den Umgang mit Advanced Planning Systemen?
Vermutlich die, die schon bei früheren ERP-Einführungen die Nase vorn hatten. Nach diesem Schema identifiziert Jürging Digital Champions, um sie über Hierarchiegrenzen hinweg zu vernetzen. Das ist für ihn ein fortwährender Prozess. "Wir müssen das Potenzial nutzen, das wir haben, um die neue Informationstechnologie optimal nutzen zu können", sagt er ganz sachlich. Seine Erfahrung nach dem Projekt: "Digitalisierung verändert die Kompetenzerwartung an das Management."
Seine Erwartungen an die Zukunft kreisen um Fragen wie: Werden wir 2030 noch Fahrer haben? Wie werden wir unser Kerngeschäft verstehen? Eines aber ist für den Hanseaten klar: "Auch 2030 werden wir noch bewegliche Güter haben!"