Die IT-Industrie setzt auf Unterhaltung

11.01.2005
Nach dem Aus für die Comdex entwickelt sich die Consumer Electronics Show (CES) zur IT-Messe.

Knapp eine Woche lang war das Spielerparadies Las Vegas das Mekka der elektronischen Welt: Rund 140000 Besucher zählte die diesjährige CES. Nach dem Aus für die Computermesse Comdex nutzen nun auch immer mehr IT-Hersteller die erste Messe des Jahres, um ihre Neuigkeiten und Strategien zu präsentieren. So fehlte unter den rund 2400 Ausstellern kaum eine der IT-Branchengrößen, wie etwa die Messeauftritte von Microsoft, Intel, AMD oder Cisco zeigten. Das Interesse der IT-Industrie an dem als Messe für Unterhaltungselektronik eingeführten Event erklärt sich von selbst, wenn man folgende Zahlen liest: Das Marktvolumen für Consumer Electronics soll in diesem Jahr um 11,6 Prozent auf 127 Milliarden Dollar steigen und verspricht damit üppigere Wachstumsraten als der IT-Sektor.

Aus ihrer Sicht nur folgerichtig propagieren die IT-Player nun nach der Konvergenz von Daten- und Telekommunikationswelt das Zusammenwachsen von IT und Unterhaltungselektronik. Allerdings ist der Weg dorthin noch steinig, wie Bill Gates erfahren musste. Als der Microsoft-Gründer im Rahmen seiner Keynote den "Digital Life Style" praktisch vorführen wollte, versagte der mit Windows XP Media Center ausgestattete Rechner, der für Gates selbstredend der Dreh- und Angelpunkt der neuen Welt ist, unter dem hämischen Grinsen der Zuschauer öfters mit Bluescreens den Dienst. "Die Ära des PC ist vorbei, die Inhalte stehen im Mittelpunkt", kommentierte Yoshihidee Fujii, President der Digital Media Network Group bei Toshiba, die Gatessche Pannenserie.

Dabei dürfte der Toshiba-Manager mit seiner Meinung zur Bedeutung von Content, sprich Filmen und Musik, durchaus Recht haben. In der Unterhaltungswelt sind Gerätespezifikationen und technische Standards nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen die Filmstudios und Plattenlabels, die den Herstellern PC-basierender Geräte nur dann Inhalte zur Verfügung stellen wollen, wenn entsprechende Digital-Rights-Management-Systeme eingebaut sind. Welches System dabei das Rennen machen könnte, ist derzeit noch nicht abzusehen. So arbeitet HP etwa gemeinsam mit Philips an einem Video Content Protection System (VCPS).

HPs DRM-Pläne könnten dem Unternehmen jedoch Ärger mit seinen Partnern Apple und Microsoft einbringen, da beide eigene proprietäre DRM-Plattformen bevorzugen. Bei Apple ist dies die Fairplay-Technik, die das Unternehmen mit der Eröffnung seines Online-Musikladens iTunes einführte. Microsoft setzt dagegen auf sein in Windows Media integriertes DRM und baut dies mit Partnern aus. So vereinbarten etwa Panasonic und Microsoft in Las Vegas, ihre Kopierschutzmechanismen künftig interoperabel zu halten. Panasonic ist nämlich als ein Mitentwickler der Speicherkarten im SD-Format für das dort verwendete "Copy Protection for Recordable Media" verantwortlich. Und selbst im WLAN halten mittlerweile Kopierschutztechniken Einzug. So präsentierte die Cisco-Tochter Linksys mit dem "Wireless-G Media Link" ein Gerät zur Funkübertragung von Audio- und Videostreams, das mit der "Digital Transmission Content Protection over Internet Protocol" (DTCP-IP) arbeitet. Erste Erfahrungen mit diesem DRM-Wirrwarr lassen aus Sicht der User das Schlimmste befürchten: Das digitale Speichern, Kopieren und Abspielen von Daten ist häufig nur noch dann möglich, wenn alle Geräte in der Kette das verwendete DRM-Verfahren unterstützen.

Ringen um DVD-Nachfolger

Weiter ging in Las Vegas auch das Verwirrspiel um den Nachfolger der DVD: So warben etwa NEC, Toshiba und Sanyo als Verfechter des HD-DVD-Lagers damit, bis Ende 2005 Filmtitel von Warner Bros., Paramount Pictures und Universal Pictures auf dem neuen Datenträger zu vermarkten. Das Blu-Ray-Disc-Konsortium, in dem Hersteller wie Sony, Dell oder Samsung vertreten sind, konterte mit der Ankündigung, dass die Spieleproduzenten Electronic Arts und Vivendi Universal ihre Titel auf Blu-Ray veröffentlichen werden. (hi)