Die IT fühlt sich für Prozesse verantwortlich

23.10.2002
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Viele Unternehmen nutzen den Begriff Umstrukturierung als Synonym für Entlassungen. Dauerhaft Kosten spart aber nur, wer seine Prozesse tatsächlich neu entwirft. Welche Rolle die IT dabei spielt, war eines der Themen auf der „23. Saarbrücker Arbeitstagung“.
Foto: IMC
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„Prozessnetzwerke“ - mit diesem Begriff bezeichnete Keynote-Sprecher Klaus Hardy Mühleck, CIO der Audi AG, die größte Herausforderung, die das Geschäftsprozess-Management heute meistern muss. Galt es zu Beginn der 90er Jahre nur, die unternehmensinternen Abläufe effizienter zu gestalten, so erzwingen der hohe Kostendruck, die abnehmende Fertigungstiefe und das allen Unkenrufen zum Trotz wachsende Web-Business heute die Integration der eigenen Prozesse mit denen von Zulieferern, Kunden und Konkurrenten.

Diese Feststellung zog sich denn auch als roter Faden durch die diesjährige Arbeitstagung. Der jährlich wiederkehrende Kongress, den der Saarbrücker Hochschullehrer und Unternehmensgründer August-Wilhelm Scheer vor 22 Jahren ins Leben rief, wurde heuer von der Information Multimedia Communication AG (IMC), einem Tochterunternehmen der IDS Scheer AG, Saarbrücken, ausgerichtet. Das Motto „Geschäftsprozess-Management - The 2nd Wave“ lockte mehr als 380 Teilnehmer auf den Campus der Universität des Saarlandes.

Zumindest gestreift wurde in den meisten Redebeiträgen das Spannungsfeld zwischen den Business-Prozessen und ihrer informationstechnischen Unterstützung. Bei Audi manifestiert sich die enge Verflechtung zwischen den Geschäftsabläufen und der IT als „Integrationstechnik“ unter anderem in der Existenz eines Vorstandsausschusses für „Prozess-Management und IT“ sowie in der Mitarbeiterschulung: Laut Mühleck hat der in Ingolstadt beheimatete Automobilkonzern kürzlich knapp 50000 Arbeitern und Angestellten zumindest Grundkenntnisse über Geschäftsprozesse und Informationstechnik des Konzerns vermittelt: „Alle unsere Mitarbeiter sollen die Prozessvernetzung verstehen“, erläuterte der CIO.

Seine eigene Rolle bei der Gestaltung und Ausführung sieht der Chefinformatiker als die eines „Enablers“: Er sei zwar kein Prozesseigner, aber er müsse eine Plattform für die Abläufe bereitstellen. „Wir IT-Manager fühlen uns für die Prozesse verantwortlich, auch wenn die Bezeichnung Chief Processing Officer bei uns noch nicht etabliert ist.“