Die Inder bauen deutsche Dependancen aus
Vergleichbare Ablaufmodelle betreiben alle Anbieter. Die indischen Provider sehen sich im Vergleich zu den westlichen Konkurrenten im Vorteil, weil inzwischen über genügend Erfahrung verfügen und nach eigener Einschätzung auch ohne die Vermittlungsleistung etablierter Service-Provider wie IBM & Co hochwertige Dienstleistungen bereitstellen können. Die dringendste Aufgabe für die Anbieter ist, ihre Standorte in Deutschland zu stärken.
- Indien: Trend- und Taktgeber
Indien ist Pionier sowie Trend- und Taktgeber im Offshore-Markt. Doch das Land muss sich neuer Konkurrenz erwehren, denn Offshore-Services lassen sich weitgehend ortsunabhängig beziehen. Längst haben auch andere Länder das Geschäft entdeckt und bieten IT-Dienste an.<br/><br/> (Foto: T.Gründer) - Malaysia: Der Staat fördert die IT
Als Konkurrenz für Infrastrukturservices hat sich seit geraumer Zeit Malaysia positioniert. In Cyberjaya, einem staatlich eingerichteten IT-Park vor den Toren von Kuala Lumpur, haben sich vorwiegend Data-Center-Betreiber angesiedelt. Sie bieten von dort aus ähnliche RZ-Dienste an wie die Provider in Singapur, allerdings in der Regel zu etwas günstigeren Bedingungen.<br/><br/> Foto:Torsten Gründer - Dubai: Teueres Pflaster
Dubai startete vor wenigen Jahren mit der Gründung der Dubai Internet City in das Geschäft mit IT-Offshoring. Der Wüstenstaat vergibt für die Ansiedlung in dem Industriepark Lizenzen an internationale IT-Dienstleister. Die in den Emiraten für den globalen Markt betriebenen Services ranken sich vornehmlich um die IT-Infrastruktur und das Projekt-Management.<br/><br/> Foto:Torsten Gründer - Südafrika: Gute Voraussetzungen, wenig Ertrag
Die gleiche Zeitzone wie Mitteleuropa und eine enorme Sprachenfülle sind eigentlich ideale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Offshore-Standort, doch bislang konnte Südafrika seine guten Möglichkeiten nicht ausschöpfen. Das Land kommt kaum über den Betrieb von einfachen Call-Center-Services etwa für amerikanische Banken hinaus. Nach wie vor behindern große Bildungsunterschiede, ein aus historischen Gründen teilreglementierter Arbeitsmarkt sowie eine schwache IT-Branche die Entwicklung der Offshore-Industrie.<br/><br/> Foto:Torsten Gründer - Fundierte Standortwahl
Torsten Gründer: "Die Zahl der IT-Offshore-Standorte nimmt weiter rasch zu. Nicht alle lokalen Anbieter sind indes reif genug, um IT-Dienste für Anwender betreiben zu können. Die Offshore-Dienstleister unterscheiden sich erheblich, so dass Unternehmen, die IT-Services aus entfernten Regionen nutzen möchten, sich intensiv informieren sollten. Der Entscheidung sollte eine detaillierte Nutzenanalyse und eine fundierte Standort- und Dienstleisterwahl vorausgehen. Unbedingt dazu gehört ein Besuch vor Ort."
Sie suchen daher intensiv nach deutschen Spezialisten. Infosys plant beispielsweise in den kommenden Monaten über 100 Einstellungen und möchte innerhalb der kommenden drei Jahre das Team verdoppeln. Auch HCL, Tata Consultancy Services (TCS), Genpact und L&T Infotec planen, ihre deutsche Belegschaft aufzustocken, halten sich mit der Veröffentlichung konkreter Zahlen aber zurück. Der Fachkräftemangel macht auch ihnen zu schaffen. Daher schauen die Unternehmen sich auch nach Alternativen um und suchen nach Beratungshäusern, die sie übernehmen können.
Eine weitere Alternative praktiziert seit rund zwei Jahren T-Systems mit dem Offshore-Spezialisten Cognizant. Die Kooperation verlaufe sehr gut, betonte ein T-Systems-Sprecher auf Anfrage, man habe bereits mehr als 100 Projekte gemeinsam betrieben. Auch Tata Consultancy Services (TCS) und Bearingpoint haben kürzlich eine europäische Partnerschaft vereinbart. Doch eine Kooperation gilt den meisten Providern als schlechteste Alternative, weil die Beteiligten vor allem ihrem eigenen Geschäft verpflichtet seien. "Ein partnerschaftliches Projekt, das von einem Offshore-Spezialisten und einem westlichen Provider gemeinsam betrieben wird, ist in der Regel nicht so effizient wie ein Vorhaben, dass ausschließlich mit eigenen Mitarbeitern betrieben wird. Erfahrungsgemäß gibt es immer Reibungsverluste zwischen den Partnern", kommentiert Klaus Holzhauser, Director bei Pierre Audoin Consultants (PAC).