In zehn Monaten zum Anwendungsentwickler C/S und Host

Die Hypo-Vereinsbank hilft Quereinsteigern auf die Sprünge

14.01.2000
von Ingrid Weidner* Ausgebildete DV-Fachleute fehlen in allen Wirtschaftsbereichen. Deshalb gehen immer mehr Unternehmen dazu über, talentierte Bewerber in speziellen IT-Anwendungs- und Enwicklungsbereichen selbst auszubilden.

Stephan Grabmeier, Human Resources Consultant bei der FMIS GmbH, einem Tochterunternehmen der Hypo-Vereinsbank, erarbeitete mit der Sabel Akademie und dem Arbeitsamt München ein Ausbildungskonzept für den Banken-IT-Bereich. Das zehnmonatige Schulungsprogramm will Akademiker, überwiegend aus den naturwissenschaftlichen Fachrichtungen, zum "Anwendungsentwickler C/S und Host" ausbilden. Die Finanzierung des neuen Ausbildungsgangs übernehmen die Sabel Schule, das Arbeitsamt und die Hypo-Vereinsbank.

Begeisterung für die Software ist notwendig

"Wir beschäftigen viele IT-Mitarbeiter, die aus anderen Fachrichtungen zu uns gekommen sind. Diese Kollegen haben wir in intensiver Individualausbildung auf die Aufgaben in unserem Haus vorbereitet", sagt Grabmeier. "Daraus entstand die Idee, die Ausbildung für eine größere Personengruppe anzubieten und die internen Ausbildungsprozesse zu systematisieren." In einer ersten Pilotphase wählen der Bildungsträger, das Arbeitsamt, die Bank und weitere Unternehmen 15 Teilnehmer aus, die dem Anforderungsprofil entsprechen. Neben umfangreichen DV-Kenntnissen ist eine große Portion Begeisterung für das Umfeld der Softwareentwicklung und das Bankgeschäft notwendig.

In den zehn Monaten wechseln sich theoretische Grundlagenkurse bei Sabel, ein zweimonatiger Theoriekurs und ein dreimonatiges Praktikum in der Hypo-Vereinsbank ab. Am Ende erhalten die Teilnehmer ein anerkanntes Ausbildungszertifikat und vielleicht einen festen Arbeitsvertrag bei der Bank - allerdings gibt es dafür keine Garantien.

Insgesamt verbringen die Teilnehmer vier Monate in verschiedenen Abteilungen der Unternehmen. In dieser Zeit können sich beide Seiten genauer kennen lernen und testen, ob sie sich auf eine längere Zusammenarbeit festlegen wollen. Die Branchenausbildung des Kurses vereinfacht den Absolventen den Einstieg im Bankenumfeld. Die Ausbildungsschwerpunkte liegen in der Anwendungsentwicklung für Groß- und Kleinrechneranlagen. Während des Praktikums arbeiten die Teilnehmer in konkreten Projekten und können ihr erlerntes Wissen sofort praktisch anwenden. Bei der Hypo-Vereinsbank hätte niemand etwas dagegen, wenn sich möglichst viele zu der Bank als neuem Arbeitgeber entschlössen. "Es besteht natürlich eine reelle Übernahmechance", sagt Grabmeier. "Wir prüfen derzeit, ob wir den talentiertesten Absolventen des Kurses noch eine berufsbegleitende Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker/IHK anbieten können." Allerdings nur dann, wenn sie sich für eine feste Anstellung entscheiden.

Das Pilotprojekt soll im März mit zunächst 15 Teilnehmern starten. Wenn sich das Konzept bewährt, ist es laut Grabmeier denkbar, weitere Kurse anzuschließen. "Wir haben bisher gute Erfahrungen mit Quereinsteigern gemacht und sehen die Initiative als Möglichkeit, neue Mitarbeiter zu gewinnen." Informationen gibt es im Internet unter http://www. fmis.de.

*Ingrid Weidner ist freie Journalistin in München.