Die Herausforderung der DV-Manager

16.04.1976

Dr.-Ing. Heinrich Meckner Leiter der Hauptabteilung Organisation, Krupp Industrie- und Stahlbau, Rheinhausen

Durch die Weiterentwicklung der Halbleitertechnik, der Halbleiterschaltkreise und der Magnetplattensysteme im besonderen sind eine Fülle neuer Systeme auf den Markt gekommen:

- Kleinrechner mit dem Leistungsumfang größerer Systeme, aber erheblich niedrigeren Preisen.

- Terminalcomputer als modulare flexible Bausteinsysteme mit Bildschirmeinheiten, Magnetplatten-, Magnetband-, Magntkassetten-Einheiten.

- Intelligente Datenerfassungssysteme.

Und weitere leistungsstarke Geräte. Hinzu kommen die im Preis/Leistungsverhältnis ebenfalls erheblich verbesserten Großcomputer.

Aus dieser Situation werde sich Veränderungen für die Aufgaben im DV-Bereich ergeben. Die Organisation des DV-Bereichs war bisher dadurch geprägt, daß - auf die Formel von Herbert Grosch gebracht: power - Kosten(2) - das Preis-/Leistungsverhältnis eines Computers sich um so mehr verbessert, je größer er wird. Dies hatte bei der Kostenintensität der Datenverarbeitung und den anfänglichen Schwierigkeiten bei der Handhabung des Instruments Datenverarbeitung zur Zentralisierung der Hardware- und Software-Resourcen und der Personalresourcen geführt.

Schwierigkeiten ergaben sich überall da, wo den negativen Auswirkungen der Zentralisierung nicht gegengesteuert wurde und gleichfalls mangelnde Qualifikation zu wirtschaftlichen Belastungen führte. Durch die neuen Systeme mit einem weitaus günstigeren Preis-/Leistungsverhältnis und dem möglichen Zuschnitt auf die jeweilige Aufgabe ergibt sich ein neuer Trend: Gegenüber dem Faktor Hardware bekommen die anderen Anwendungsfaktor ein neues Gewicht.

Die Vorteile der arbeitsplatzorientierten Direktverarbeitung werden zu dezentral/ zentralen Organisationsformen führen. Terminalcomputer werden zum Beispiel autonom eingesetzt werden.

Durch diesen "top-down" - Effekt der Organisation ergeben sich Aufgabenverschiebungen zwischen dem DV-Bereich und den Fachbereichen des Unternehmens: Die Aufgaben des DV-Bereichs werden sich im Hinblick auf den EDV-Betrieb zu den Servicefunktionen verlagern:

- Hardware und Software einsatzbereit zur Verfügung zu stellen

- die Fachbereiche systmtechnisch zu beraten.

Die Fachbereiche werden begrenzte Aufgabenstellungen - besonders im technischen Bereich - selbst programmieren. Organisation und Datenverarbeitung werden gemeinsam mit den Fachbereichen übergreifende Anwendungs- und Informationssysteme erarbeiten.

Für, den EDV-Betrieb werden bei dieser Konstellation die betriebswirtschaftlichen

Maßstäbe um so mehr in den Vordergrund treten müssen. Um die Aufgabe zu erfüllen, mit dem Einsatz der Datenverarbeitung optimale Voraussetzungen für die eigentliche Produktionsaufgabe des Unternehmens zu schaffen, ist es erforderlich,

- die Instrumente Zielsetzung, Planung, Entscheidung, Realisierung, Kontrolle und Motivation auch im Organisations- und DV-Bereich unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten einzusetzen

- und ein laufend aktualisiertes Rationalisierungsprogramm aufzustellen, das sicherstellt, daß alle alten und neuen Ansätze, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, aufgegriffen werden.

Der DV-Manager selbst muß an der Spitze dieses Programms stehen. Die Steuerungsinstrumente sind:

- Eine Gesamtkonzeption für den DV-Bereich, die einen Zeitraum von 3 bis 4 Jahren umfaßt. Dies erfordert den Überblick über die systemtechnische Entwicklung der nächsten drei bis vier Jahre.

- Ein laufend geführter Vorgehensplan für alle - mit den Fachbereichen abgestimmten

- EDV-Vorhaben in der Reihenfolge ihrer Priorität sind terminlichen Abwicklung.

- Die Budgetierung der Organisations- und DV-Kostenstellen mit dem laufend Soll-ist-Kostenvergleich.

- Die Kostenverrechnung auf Kostenstellen der Fachbereiche, für die Leistungen erbracht werden, und auf Kostenträger.

- Die Ermittlung von Kennzahlen und Kostengrößen für benutzerverständliche Funktionen (Kosten je Buchung z.B.), die Anhaltspunkte für die Wirtschaftlichkeit der fahren und des Systems geben können.

- Die laufende Übersicht über die Auslastung der Anlage und des Personals.

- Systeme der Investitionsplanung und -kontrolle mit Wirtschaftlichkeitsvergleichen und Kosten/Nutzenanalysen bei der Systemauswahl der Anlagen, der Entwicklung von Anwendersystemen und dem Einsatz neuer Programme.

- Die Ergebnis-, Kosten- und Terminsteuerung der EDV-Projekte. Einsatz der Wertanalyse, Anwendung der ABC Methode.

- Das Qualitätssystem und Internal-Control-System für die Betriebssicherheit, Zuverlässigkeit, die rationelle und ordnungsgemäße Abwicklung der Arbeiten, die Dokumentation und die Datensicherung

- Die Personalplanung für den Organisations- und Datenverarbeitungsbereich.

Hinzu kommt ein laufend aktualisiertes Rationalisierungsprogramm, um die Wirtschaftlichkeit des EDV-Betriebs, der eingesetzten Anwendungs- und Programmsysteme, der Arbeitsmethoden der Organisation sowie der Systemanalyse und Programmierung zu verbessern.