Die heimlichen Ängste der Consultants

07.09.2005
Von Sven Kolthof

Durch neue IT-Themen wie Offshoring ergeben sich zusätzliche Jobmöglichkeiten. Obwohl beispielweise indische IT-Dienstleister ihre Kosten- und Skaleneffekte primär durch die niedrigeren Löhne in Indien und Osteuropa erreichen, wandelt sich auch hier der Markt. Gerade in marktnahen Funktionen wie Projektleitung oder Account-Management setzen indische Unternehmen verstärkt auf Mitarbeiter aus den Kundenländern. Diesen werden neben spannenden Projekten internationale Einsätze, die Übernahme umfassender Verantwortung sowie das Kennenlernen einer neuen Kultur geboten, die aus der IT nicht mehr wegzudenken ist.

Thomas Lorbacher, SAP Alliance Manager Europe bei Satyam, sieht gute Chancen für IT-Consultants in diesem Markt. Offshoring werde immer mehr zum Standard: "In einigen Jahren wird man einen indischen IT-Dienstleister nicht mehr von den traditionell etablierten Beratungsunternehmen unterscheiden können." Die Wachstumsraten seien enorm, und dies eröffne IT-Beratern - auch in Deutschland - viele Möglichkeiten. "Zuletzt haben wir ausschließlich deutsche Berater und Projekt-Manager mit einer Nähe zum Kunden und der lokalen Kultur eingestellt. Diese übernehmen sofortige Verantwortung für Teams in Indien und können dabei ihre Projekt-Management- und Führungskompetenzen ausbauen", schildert der Satyam-Manager.

Zum Thema Offshoring decken die Befragungsergebnisse von Rarecompany eine große Informationslücke auf. Nur zwölf Prozent der antwortenden IT-Consultants kennen die wichtigen Offshoring-Dienstleister aus Indien, und nur fünf Prozent schätzen die Karrieremöglichkeiten für Nicht-Inder in diesem Umfeld als attrraktiv ein. Nachdem ausgewählte Umfrageteilnehmer über die Chancen und Perspektiven informiert worden waren, konnten sich 60 Prozent der berufserfahrenen Gesprächspartner vorstellen, diesen Karrierepfad in ihre mittelfristigen Pläne einzubeziehen. Bei den Young Professionals lag die Zahl sogar bei 75 Prozent.

Neben den Arbeitsgebieten spielt für die Auswahl des Arbeitsplatzes auch die Betriebsgröße eine Rolle. Große Beratungsunternehmen bieten etwa umfassende Leistungen rund um das Thema "Geschäftsprozesse" an. Simone Spacke, Leiterin Personal-Marketing bei Accenture, bringt es auf den Punkt: "Konzerne wollen einen spezialisierten Partner, dem sie ihre Prozesse übertragen können, einen vollständig integrierten Serviceanbieter, der gleichzeitig Management-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleistungen anbietet." Accentures Zahlen sprechen für sich: Im laufenden Geschäftsjahr liegt das Ziel bei rund 1000 Neueinstellungen, die zu 75 Prozent aus Absolventen und Young Professionals und zu 25 Prozent aus Berufserfahrenen bestehen sollen. Auch für das Folgejahr geht das Unternehmen von ähnlich hohen Zahlen aus.

Die Befragungsergebnisse von Rarecompany in Bezug auf die Attraktivität von großen Beratungsunternehmen stützen diese Aussagen. Einen Karrierestart in diesem Segment bevorzugen 65 Prozent der befragten IT-Consultants mit ein- bis dreijähriger Berufserfahrung. Als Gründe werden vor allem die Größe und Internationalität der Unternehmen sowie die Projektgröße und die damit einhergehenden Lerneffekte genannt.

Mittelständler sehen das verständlicherweise anders, wie Tara von Fircks, Leiterin Personal bei Esprit Consulting, ausführt: "Wir überzeugen vor allem deshalb, weil wir die Kompetenz der Großen in kleinen, schlagkräftigen Teams anbieten." Der "Spaß an der Arbeit" verdankt sich den "umfassenden Freiräumen" für die Mitarbeiter.