Die heimlichen Ängste der Consultants

07.09.2005
Von Sven Kolthof

Senior-Berater müssen sich dagegen oft mit einem Karrierestau auseinander setzen. Nach der Etablierung in bestimmten Themen, Technologien und Branchen streben die Profis nach mehr Projekt- und Führungsverantwortung. Allerdings haben viele Unternehmensberatungen einen Überhang an Senior-Managern und verfügen über eine ausreichend ausgebildete Partnerstruktur. Dies erschwert die Karriere zum Projekt-Manager und darüber hinaus. War es in den vergangenen Jahren noch möglich, als technischer Experte diese Karriereleiter zu erklimmen, so bleiben die Positionen jenseits des Senior-Managers heute meistens vertriebsstarken Beraterpersönlichkeiten vorbehalten. Das typische Bild einer schnellen Beraterkarriere vom Junior Consultant zum Partner hat sich somit gewandelt.

Mit zunehmender Erfahrung rücken neben der Karriere auch persönliche Werte wie Familie und Kinder stärker in den Mittelpunkt. Die vielen Reisen werden nun eher als belastend empfunden. Interessanterweise berichten aber 42 Prozent aller Befragten, dass sie die Abwechslung und Flexibilität in ihren Projekten nur ungerne aufgeben möchten.

Auch erfahrene Berater schätzen den Reiz ihrer Tätigkeit hoch ein. Dies zeigen die Befragungsergebnisse im Hinblick auf etwaige einsetzende Routine und eine Abflachung der Lernkurve. Nur acht Prozent aller Befragten sehen dies als akutes Problem. Auch ein anderes Umfrageergebnis ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung: 87 Prozent der befragten Jungberater und 72 Prozent der Berufserfahrenen würden den gleichen Weg wieder gehen. Die Attraktivität des Beraterlebens hat sich also im Wesentlichen erhalten. Lediglich die Rahmenbedingungen für eine Karriere haben sich verändert.

Doch wie unterscheiden sich die Beratungsunternehmen und die möglichen Karrieren voneinander? Die zurückliegenden Jahre brachten neben den traditionell starken Aufträgen - wie im SAP-Umfeld - auch neues Servicegeschäft. Neben klassischen Prozess-, Organisations- und IT-Integrationsthemen stehen zunehmend auch solche wie Outsourcing, Shared Services und Offshoring auf der Tagesordnung.

Die sinkenden Wachstumsraten der letzten Jahre kurbelten außerdem den Verdrängungswettbewerb unter kleinen und mittleren Beratungshäusern an. Einige IT-Consulting-Unternehmen suchten sich Nischen, andere verschmolzen miteinander. Die Verschiebungen im Markt führten dazu, dass viele ihr Leistungsangebot schärfen mussten. Sie weiteten ihr Portfolio in die Bereiche Business Strategy und Outsourcing aus oder spezialisierten sich auf ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Branche. Für Bewerber ist dies eine positive Entwicklung. Sie können die Arbeitgeber nun besser voneinander unterscheiden und ihre Karriereperspektiven treffender bewerten.

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