Die Haelfte der Web-Server betreuen Outsourcing-Unternehmen Anwender beklagen mangelndes Internet-Wissen der DV-Abteilung

19.05.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Waehrend die einen das Internet aufgrund seiner potentiellen Sicherheitsrisiken und ungeklaerter technischer Fragen sowie aus Kostengruenden als serioeses Medium fuer den kommerziellen Einsatz ablehnen, gehoeren fuer andere diese Argumente in das Reich der Mythen und Sagen. Fuer sie ist das Transportmittel nichts anderes als ein neues Instrumentarium, um die amerikanische Lebensphilosophie des "Making Money" in die Tat umzusetzen.

Zur Gruppe derer, die das Internet als Cash-cow der Zukunft sehen, zaehlt auch Robert Cauthorn, Direktor fuer neue Technologien bei der amerikanischen Tageszeitung "Arizona Daily Star" in Tucson. Cauthorn leitet ein Projekt, in dessen Rahmen sich die Tageszeitung sowohl mit einem abonnentenbasierten WWW-Server wie auch als Internet-Service-Provider etablieren will. Unter dem Namen "Starnet" nahm der Service am 5. Mai seinen Dienst auf und ist fuer Buerger und Geschaeftsleute im Verbreitungsgebiet des Daily Star verfuegbar.

Ein Fuenftel der Web-Server sind profitabel

Dabei sind einer Studie des Beratungsunternehmens Activmedia Inc. in Peterborough zufolge bereits 22 Prozent der Web-Server ein profitables Geschaeft. 40 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich ihre Internet-Rechner innerhalb von ein bis zwei Jahren rechnen werden. Lediglich ein kleiner Teil der fruehen Betreiber (fuenf Prozent) sind mit ihren bisherigen Erfahrungen unzufrieden. Allerdings scheint ein effektives Marketing notwendig zu sein, um den Internet-Loesungen zum Durchbruch zu verhelfen, denn ueber zwei Drittel der zufriedenen Unternehmen flankierten ihr Internet- Engagement mit entsprechenden Massnahmen.

Trotz des Optimismus von Internet-Pionieren wie Cauthorn - ueber die Haelfte der 5000 Unternehmen, die in den Staaten kommerzielle Web-Server einrichteten, haben ihre Rechner outgesourct. Entweder uebernehmen Internet-Service-Provider oder Systemintegratoren die Verwaltung der Hosts und der Verbindungen. Fuer diesen Schritt sind jedoch nicht immer Kostengruende (siehe oben) oder potentielle Sicherheitsrisiken ausschlaggebend. Vielmehr, so die Beratungsfirma Paratechnology in Bellevue, habe in vielen Unternehmen die Marketing-Abteilung feststellen muessen, dass der eigenen DV-Abteilung das noetige Know-how fehlte und deshalb ein Outsourcing unumgaenglich war.

Branchenkenner gehen angesichts solcher Erfahrungen davon aus, dass der Markt fuer das Outsourcing von Internet-Diensten in den naechsten zehn Jahren von fuenf Milliarden auf 45 Milliarden Dollar wachsen wird. Doch nicht alle teilen diese zuversichtliche Prognose. So glaubt beispielsweise Tom Missato, Projektleiter beim Commercenet im Silicon Valley, dass mit wachsendem Angebot an schluesselfertigen Loesungen fuer Internet-Hosts der Trend wieder in Richtung Inhouse-Server geht.

Die Mitglieder des Commercenet, ein Konsortium aus Anwendern und Usern, betreiben in fast 90 Prozent der Faelle eigene interne Web- Rechner. Darueber hinaus arbeiten die Beteiligten bereits an Applikationen fuer die industrielle Verwendung.

Aehnlich wie die Mitglieder des Commercenet fand auch Zeitungsmann Cauthorn die Implementierung einer Web-Site einfacher als landlaeufig angenommen. Allerdings, so der Daily-Star-Mitarbeiter, habe er einen Vorteil, da er als Journalist und Computerfachmann sowohl etwas von der technischen wie auch von der inhaltlichen Seite verstehe. Hatte er dennoch Fragen, so seine ernuechternde Erkenntnis, war es sehr schwer, Systemadministratoren zu finden, die ueber das notwendige Fachwissen verfuegten.

Hill, Juergen