Die Großen groß im Kommen

29.06.2006
Die Studie „Data Warehousing und Datenintegration“, die im Mai 2006 erschienen ist, vergleicht und beurteilt Data-Warehouse-Plattformen und Datenintegrationswerkzeuge. Dabei haben die Experten vom Business Application Research Center in Würzburg nicht die Leistungsfähigkeit einzelner Produkte unter die Lupe genommen, sondern auch Trends und Entwicklungen im Markt für Data Warehousing und Datenintegration untersucht.

Nach Einschätzung der BARC-Experten zeichnet sich eine klare Tendenz zu integrierten analytischen Applikationen ab: „SAP ist es innerhalb weniger Jahre gelungen, einen bedeutenden Teil der Bestandskunden neben dem ERP-System auch mit der Data-Warehouse-Komponente auszustatten“, sagt Patrick Keller, Analyst bei BARC und Mitautor der Studie. „Dabei handelt es sich bei dem in SAP Netweaver integrierten Business Information Warehouse (BIW) nicht um eine typische Data-Warehouse-Plattform,sondern um eine analytische Applikation auf Basis einer relationalen Datenbank von Microsoft, Oracle oder IBM.“

Diesen Weg beschreiten auch andere Anbieter: Während IBM vordefinierte Branchendatenmodelle anbietet, hat SAS Anwendungen im Portfolio, die besondere Stärken im Bereich komplexer Analytik haben, etwa zum Kampagnenmanagement, zur Vertriebssteuerung oder zum Einkauf. Auch Oracle hat mit den Übernahmen von Peoplesoft und Siebel zahlreiche vordefinierte Anwendungen im Angebot. NCR Teradata bietet verstärkt Lösungen für High-End-Data-Warehouse-Technologie, etwa für Telekommunikations- und Handelsunternehmen. Auch Frontend- und Datenintegrationsanbieter wie Cognos und Business Objects haben vordefinierte Datenmodelle und Datenintegrationslösungen im Programm.

Der Erfolg des Software-Riesen SAP im BI-Markt belegt einen weiteren Trend: Die großen Player der IT-Branche mischen zunehmend mit im BI-Markt, der bisher hauptsächlich von Spezialisten und Nischenanbietern geprägt war. Und auch Microsoft tritt in den Ring: Der neue SQL Server 2005 enthält zahlreiche neue Funktionen für den Einsatz der relationalen Datenbank in großen Data-Warehouse-Umgebungen. Ebenso wurden die Datenintegrationswerkzeuge und Data-Mining-Möglichkeiten verbessert. „Mit der multidimensionalen Datenbank Analysis Services bietet Microsoft inzwischen die marktbeherrschende Engine in diesem Segment an“, sagt Analyst Keller.

Business-Intelligence- und damit auch Data-Warehouse-Systeme müssen sich ständig schnell wachsenden Anforderungen anpassen, um ihren Anspruch als zentrale Quelle von integrierten, historisierten und qualitätsgesicherten Daten für Prozesse, Systeme und Anwendungen zu genügen.Denn das Data Warehouse ist häufig der Ort der höchsten Datenqualität im Unternehmen. Durch Zentralisierung und Kontrolle der Datenflüsse
können beim Befüllen des Data Warehouse Plausibilitätsprüfungen und Routinen zur qualitativen Datenverbesserung installiert werden. Diese Funktionen sind dabei immer häufiger in Datenintegrations-Software eingebunden.

Meist verstärken sich die Anbieter durch den Zukauf von Unternehmen mit spezialisierten Software-Werkzeugen für das Messen der Qualität vorhandener Daten (Data Profiling) und die Verbesserung der Datenqualität durch Konsolidierung, regelgesteuerte Transformation oder dem Abgleich mit Referenzdatenbeständen (Data Cleansing). Schon 2000 hatte SAS DataFlux übernommen, Ascential (jetzt bei IBM) hatte Vality und Meta-Genix im Jahre 2002 zugekauft. In einem umgekehrten Fall hat der Anbieter von Datenquaternehmen litäts-Software Group1 den ETLAnbieter Sagent übernommen.Anfang 2006 haben auch Informatica und Business Objects durch Akquisition
der Datenqualitätsspezialisten Similarity Systems und Firstlogic ihre Produktpaletten erweitert. Andere Datenintegrationsanbieter komplettieren ihr Angebot durch Eigenentwicklungen. So sind Data-Profiling-Methoden inzwischen auch im Oracle Warehouse Builder oder bei Ab Initio zu finden.

Sowohl ERP- als auch Datenbankanbieter sehen im Data Warehousing einen wichtigen Teil ihres Lösungsangebots. „Der Markt wird daher inzwischen von so gut wie allen großen Software-Anbietern adressiert.Vor allem die Datenbankanbieter Oracle und Microsoft verfolgen eine hybride Strategie zur Kombination von relationalen und multidimensionalen Datenbanken“, hat Keller beobachtet. Zusätzlich existierten zahlreiche spezialisierte Anbieter für multidimensionale Datenbanken, die vor allem für Data Marts in Fachabteilungen oder für Planungsanwendungen eingesetzt werden,wie etwa Applix, MIS und Hyperion. Besonders die umsatzstärksten Datenbankanbieter IBM, Oracle und Microsoft forcieren den Ausbau ihrer Datenbanken zu umfassenden Data-Warehouse-Plattformen, die Datenintegrationswerkzeuge, relationale und multidimensionale Speicherungskomponenten, Data Mining Workbenches und weitere Werkzeuge und Komponenten enthalten“, merkt BI-Experte Keller an.