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Die Gebrauchsanweisung - ein Buch mit sieben Siegeln

17.04.2007
Ungeliebt und missverstanden: Eine Gebrauchsanleitung ist für die meisten technischen Geräte nötig, häufig aber auch nicht hilfreich.

Gebrauchsanleitungen haben traditionell ein Imageproblem. Viele Verbraucher verbinden sie mit unfreiwilliger Komik. Als Klassiker dieser Art gilt das "Superman"-Kostüm für Kinder mit dem nützlichen Hinweis: "Das Tragen dieses Kleidungsstücks ermöglicht es nicht zu fliegen." Andere verzweifeln an Passagen wie: "Indem Sie die Druckformatvorlage des Dokuments mit der Druckformatvorlage der Druckformatvorlage verbinden, können Sie die Druckformatvorlage der Dokumentenvorlage aktualisieren." Werner Rudolf ist für solche Beispiele nicht verantwortlich. Er verfasst Gebrauchsanleitungen und ist über die Texte mancher Autorenkollegen selbst verwundert. "Diese neuen Videorecorder zum Beispiel sind schlimm. Das ist für mich ein Albtraum."

Vermutlich hatten hunderttausende Bundesbürger schon einen Text des Rendsburgers in der Hand und suchten dort Hilfe, um schnurlose Telefone und DSL-Router zu verstehen. Da tauchen viele Fragen auf. Allein ein heutiges Durchschnitts-Telefon bietet etwa 40 bis 50 Funktionen. Unterstützung geben klare Sätze wie etwa auf Seite zehn einer von Rudolfs Anleitungen: "Falls das System nicht mehr korrekt antwortet, oder in irgendeiner Form aufhört zu arbeiten, können Sie einen Reboot (Neustart) durchführen. Ihre Einstellungen werden dabei nicht verändert." Höfliche Anweisungen wie diese entstehen in einem kleinen Rendsburger Büro mit Zimmerpalme, mehreren Computern diverser Generationen aus den letzten 20 Jahren, zahllosen Telefonen und einem Ausblick auf einen Bahndamm und Werftkräne.

Zwei bis drei Wochen lang feilt der gelernte Elektroniker im Schnitt an einem neuen Handbuch. Seit er sich nach einer langjährigen Tätigkeit bei einem Kieler Telefonhersteller selbstständig machte, ist er ein gefragter Experte. "Ich habe glücklicherweise außer meiner geleisteten Arbeit noch nie Werbung für mich machen müssen." Hochsaison ist für den 48-Jährigen vor allem vor der Computermesse CeBIT und vor dem Weihnachtsgeschäft. "Dann bringen die Hersteller viele neue Geräte auf den Markt." Was er von den schlichten Zeichnungen etwa bei IKEA-Anleitungen hält? Eine Menge: "Wenn alles über Piktogramme abzuhandeln wäre, wäre es wunderbar."