Siemens und Raytheon erarbeiteten DERD-MC:

Die Fluglotsen sollen besser durchblicken

22.02.1980

FRANKFURT (bi) - Die deutschen Fluglotsen erhalten einen erheblich verbesserten Arbeitsplatz. Das bisherige System DERD-I wird durch das minicomputergesteuerte System DERD-MC (Darstellung Extrahierter Radardaten-minicomputergesteuert) abgelöst. Die Bundesanstalt für Flugsicherung, die jetzt DERD-MC vorstellte, spricht von einem "Spitzenprodukt im internationalen Vergleich"; bei der eingesetzten Hardware handele es sich ausschließlich um erprobtes Gerät (unter anderem von Siemens und Raytheon), die Software wurde von Raytheon erstellt. Das Auftragsvolumen betrug zirka 100 Millionen Mark. Der Auftrag war damit der bisher größte von der Bundesanstalt für Flugsicherung vergebene. Mit dem System DERD-MC werden die FS-Regionalkontrollstellen Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und München ausgerüstet.

DERD-MC ist integraler Bestandteil eines Radar- und Flugplandatensystems. Es wird angeschlossen an rechnergesteuerte Zielextraktoren, die die analogen Radardaten in digitale Informationen umsetzen, an ein Netz von Peilstationen und an sogenannte Hellsichtwandler, die insbesondere das von den Flughafen-Radaranlagen gelieferte Rohvideosignal durch Fernsehabtastung ohne Qualitätsveränderung Hellsichtgeräten zugänglich machen.

Die Architektur des Systems sieht für jede Regionalkontrollstelle einen zentralen Verbund von drei Rechnern vor, der über einen Datenbus mit einer Übertragungsrate von 250 k Bit/Sekunde die mit Minicomputern versehenen Sichtgeräte (MCD) versorgt.

Die drei Kanäle des Zentralrechnerkomplexes sind Anlagen vom Typ Siemens 300-330, einem Prozeßrechner mit 64 K Worten á 16 Bit und 650 Nanosekunden Magnetkernspeicher; dazu gehört jeweils ein voller Satz von Peripheriegeräten und Multiplexern für die Systemsteuerung und die Steuerung der Sichtgeräte.

Der im Sichtgerät eingebaute Minicomputer ist ein Raytheon RDS-500 mit einem 64 K Worte umfassenden Magnetspeicher von 700 Nanosekunden Zykluszeit. Dieser wird bedient über zwei unabhängige Tastaturen und zwei zugehörige Rollkugeln, mit denen zwei Symbole (Cursor) beliebig auf dem Sichtgerät plaziert werden können.

Die an den Regionalkontrollstellen selbständig arbeitenden DERD-MC-Systeme sind durch Modem-Leitungen untereinander verbunden und damit in der Lage, die Übergabe der kontrollierten Flüge von Regionalkontrollstelle zu Regionalkontrollstelle automatisch vorzunehmen. Ziel ist in Zukunft der Wegfall der telefonischen Koordination zwischen den Flugverkehrslotsen innerhalb einer Regionalkontrollstelle als auch zwischen den verschiedenen Regionalkontrollstellen.

Außerdem sei hervorzuheben- so die Bundesanstalt für Flugsicherung -, daß die derzeit zu verarbeitende Datenlast weit unter der maximalen Kapazität des DERD-MC-Systems liegt. Somit sei ein zukunftssicherer Ausbau der Flugsicherung gewährleistet.