Vom studentischen PC-Notdienst zum IT-Rundumservice

"Die Firma entwickelte sich mit uns"

22.02.2000
Von VON Helga
Arbeiten an der Diplomarbeit und für die eigenen Kunden: Drei junge Münchner Informatiker bieten in ihrer Firma D-bug IT-Komplettlösungen aus einer Hand an.

Sie retten, was zu retten ist. Die Gesellschafter der Firma D-bug GmbH werben mit einem Dienstleistungspaket: Sie beheben Computerfehler und bieten gleichzeitig IT-Lösungen an, die weniger störungsanfällig sind. Björn Bores, Patrick Panke und Bernhard Schicht schließen gerade ihr Informatikstudium an der TU München ab. Doch jeder der drei bringt bereits mehrjährige Geschäftserfahrung in die neue Firma ein: Bores gilt als Spezialist für Hard- und Softwarehandel sowie Mobilfunk, Panke ist Linux-Fachmann und für Softwareentwicklung sowie Netzwerke zuständig, Schicht schließlich hat sich mit einem PC-Notdienst erste Sporen als Datenretter verdient und dabei Consulting-Erfahrungen gewonnen.

IT-Lösungen aus einer Hand

"Gemeinsam kommen wir an größere und lukrativere Aufträge ran", sagt Schicht und seine Kollegen nennen Beispiele: Kunde X meldet sich unter der Notfallnummer und beschreibt ein Hardwareproblem. Das Beratungsgespräch ergibt, dass eine kleine Reparatur zwar möglich, ein neues Netzwerk jedoch die tragfähigere Lösung ist. Kunde Y lässt seine Geräte regelmäßig warten. Die Firma wächst, der Datenumfang auch.

D-bug unterbreitet ein Angebot für ein neues Linux-System. "Wenn wir den Kunden gut beraten und für ihn eine stabile Komplettlösung entwickeln, sinkt zwar der Reparatur- und Wartungsbedarf. Aber wir können mit größeren Folgeaufträgen rechnen, wenn’s um den Ausbau und die Aufrüstung eines Systems geht", formuliert Panke die langfristige Strategie der Jungunternehmer. "Entscheidend ist, dass wir Qualität liefern", fügt Bores hinzu: "IT-Gesamtlösungen aus einer Hand - dahin geht unweigerlich der Trend." Die Dreijahresgarantie, die inzwischen viele Hersteller für ihre Produkte bieten, schreckt die Existenzgründer im Münchner Vorort Solln nicht. Im Gegenteil, sagt Panke: "Entscheidend ist das störungsfreie Zusammenspiel von Hard- und Software. Und dafür steht kein Einzelproduzent gerade. Dafür sind wir da." Dieses "Wir" schließt im Bedarfsfall - etwa wenn plattformunabhängige Software zu entwickeln ist - die

Firma Stash Networks GbR mit ein, die Bernhard Schicht mit zwei weiteren Junginformatikern betreibt.

Kunden fragen nicht nach Zeugnissen

Sieben auf Stundenbasis beschäftigte Mitarbeiter aus der studentischen Szene haben bisher den 24-Stunden-Service des PC-Notdiensts abgedeckt. Sie sollen nun in das erweiterte Aufgabenspektrum von D-bug hineinwachsen. Bores, Panke und Schicht wollen immer mehr Chefaufgaben übernehmen: Projekt-Management, Consulting, Mitarbeiterschulung. "Fürs Kabelziehen sind wir inzwischen überqualifiziert", sagt Bores und fügt gleich hinzu: "Auch wir drei müssen natürlich schauen, dass wir am Ball bleiben." Also heißt es Fachzeitschriften lesen, auf Messen und Kongresse gehen und neue Technologien im Probebetrieb testen.

Die Kunden fragen nicht nach Zertifikaten und Zeugnissen, bestätigen die Jungunternehmer. Dennoch will jeder der drei 25-Jährigen das Studium abschließen: "Wer weiß, was kommt?", bringt Panke die Motivation für den Abschluss auf den Punkt.

Ohne Hochschulnetz werden die Jungunternehmer künftig ihren eigenen Fortbildungsaufwand in der Kostenkalkulation berücksichtigen müssen. Schicht: "Das war ein Preisvorteil, den wir bisher an unsere Kunden weitergeben konnten." Für Standardarbeiten berechnet D-bug (www. d-bug.de) dem Auftraggeber einen Festpreis, den Mitarbeitern dagegen wird die aufgewendete Zeit honoriert. Eine Mischkalkulation, mit der Schicht beim PC-Notdienst gute Erfahrungen gemacht hat: "Niemand weiß alles. Wenn ich mich aber in eine neue Problemvariante reindenken soll, schadet Zeitdruck nur."

Hausaufgaben vom Business Angel

Falls einmal das Verhältnis Aufwand-Ertrag aus dem Lot gerate, fügt der gewiefte Jungunternehmer hinzu, müsse der Mitarbeiter schon eine nachvollziehbare Erklärung liefern. Schicht hat so ziemlich alles mitgenommen, was Existenzgründern in München als Einstiegshilfe angeboten wird - vom Uniseminar über den Businessplan-Wettbewerb bis zur Unterstützung durch einen Business Angel.

"Man muss sich jeweils die Goldstückchen raussuchen", lautet sein Urteil. Für Techniker sind Buchhaltung, Marketing und Unternehmensplanung ganz wichtig, bestätigen Bores und Panke. Unabhängig voneinander starteten die drei jungen Männer mit einer ähnlichen Philosophie in die berufliche Selbstständigkeit: Ein Studentenleben mit möglichst wenig Kosten führen; erst kleine IT-Brötchen backen, um so Erfahrung und das Vertrauen der Kunden zu gewinnen; das verdiente Geld in die Firma reinvestieren und ohne Fremdkapital auskommen; das Unternehmen Schritt für Schritt professionalieren. "Der Betrieb entwickelte sich mit uns mit", fasst Schicht zusammen. Mit der gemeinsamen Firma D-bug wagen sie nun einen qualitativen Sprung. "Ich hoffe, dass wir von der Beratung des Business Angels profitieren", sagt Bores. Da ist Schicht zuversichtlich: "Der hört sich Ideen und Visionen an und sagt sofort, was wir noch nicht bedacht haben. Dann gibt’s

Hausaufgaben."

*Helga Ballauf ist freie Journalistin in München.